Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Sonntag, 24. November 2024

Sankt Hedwig Mitte – Abriss stillos kaschiert

Radikale Reduktion

Der kirchliche, erzbischöfliche Erbbaupächter ließ die einstigen Gemeindekirche von Sankt Hedwig, die aus den Trümmern des Krieges zu einer würdevollen Kathedrale erstanden war, seit 2018 grundlos und mutwillig im Inneren zerstören und überantwortete das Schicksal des Bauwerks einem österreichischen Designer. Dieser durfte hier seinen zwanghaften Trieb nach Reduktion befriedigen. "Radikale Reduktion" ist sein stilistisches Credo. Konsequente Reduktion führt letztlich zum Nichts.

Das Nichts steht für Atheismus

Die Voraussetzung von Bilderstürmerei ist ein künstlerischer Bestand, der allein das Feuer der Vernichtung nähren kann. Die kurzzeitige Hitze nimmt im Verlöschen immer mehr ab. Die Asche verweht und nur Kälte und Kahlheit bleibt.
Das Ziel "radikaler Reduktion" ist die Leere, das Nichts.
Eine hohle Gebäudehülle ohne Inspiration ist die adäquate Heimstatt für Atheismus. Die Leere, das Nichts als beherrschendes Element.

Das Loch von Sankt Hedwig Mitte

Ein Beispiel für das Nichts ist das Loch. Einst verunglimpfte der Kurzzeit-Erzbischof von Berlin, Kardinal Woelki, die zentrale Confessio, die zum Grab des Seligen Bernhard Lichtenberg hinabführt, als "Loch". An dieser zentralen Stelle wurde jetzt das Symbol eines abgeschlagenen Phallus umgedreht und auf einen Pfahl gespießt (s. dazu Anti-Phallus-Kult in Sankt Hedwig Mitte).
Das "Loch" wurde beim Umbau in den Kuppelscheitel der Halle verlegt. Dafür wurde aus formalistischen Gründen eine unnötige Zusatzkuppel als Schwere Stahlkonstruktion eingebaut, die mit Gipskarton kaschiert wurde. Unterkuppel und Dachkuppel sind durch einen drei Meter hohen Blechschlot verbunden. Am höchsten Punkt des symbolischen Himmelsgewölbes ist jetzt ein Loch, das nur den Blick auf Wolken freigibt, wenn der nicht durch Vogelkot getrübt wird.
Das Loch vermittelt deutlich: "Da ist nichts, da ist kein Gott." Das Loch in der Kuppel von
Sankt Hedwig Mitte ist ein perfektes atheistisches Symbol.

(Im Gegensatz dazu gab es in der ehemaligen St. Hedwigskathedrale an gleicher Stelle ein lichtdurchflutetes, mit Kreuz und Stern gegliedertes Opaion. Es trug ein im Stadtraum weit sichtbares Kuppelkreuz, das den senkrecht darunter liegenden Ort der Eucharistie bezeichnete.)

Wie stellt man die Leere dar?

Mit der angestrebten Leere ergibt sich in "Sankt Hedwig Mitte" ein Problem. Nur im Gegensatz zu etwas Substanziellem lässt sich das Nichts erkennen. In der hohlen Halle muss das Nirvana des Nichts durch Innenausbau gefasst werden.
Also verschraubten Trockenbauer Gipskarton, Putzkolonnen verteilten Mörtel, Klempner verlegten Rohre. (Nur in den unzugänglichen Hinterzimmern gönnte sich das Personal furnierte Einbaumöbel. So kann asketisches Image öffentlich weiter zur Schau gestellt werden.)
Im Ergebnis entstand ein billig wirkender gewerblicher Ausbau, wie in Lagerhallen, Baumärkten und Discountläden.
Sankt Hedwig Mitte ist
eine Lagerhalle mit Stuhldepot.
Während die gewerblichen Bauten aber einem stilistischen Konzept folgen, eine Corporate Identity besitzen, ist in Sankt Hedwig Mitte nur Einförmigkeit und Ödnis Programm.

Mit Versatzstücken etwas auflockern

Doch der Horror Vacui und Honorarwünsche lösten wohl die Versuchung aus, hier und da die allgemeine Leere mit Versatzstücken zu füllen, die in den Plänen mit "künstlerisch gestaltet" bezeichnet sind. So ist Sankt Hedwig Mitte nun ein Sammelsurium unterschiedlicher Designkopien aus Kitsch und Kommerz.

 

1.  Fugengewirr als Dekor

Sowohl in der oberen Halle, als auch in der Kellergruft sind die neuen Deckenflächen gekrümmt. Die Formen wurden preissparend und effizient als geodätische Kuppeln aus ebenen Teilflächen in Gitternetzen gebildet. Die Knicklinien des Gipskartons oder der Betonschaltafeln sollen kaschiert werden. Das geschieht zum einen durch Gipsleisten, zum anderen durch vertiefte Rillen. Die aus dieser technischen Notlösung entstandenen Muster werden als Dekor deklariert. Wer das für Gestaltung hält, hat sich täuschen lassen.

Das Design alltäglicher Produkte auf der Straße oder im Discounter ist phantasievoller. Die Grafik zeigt einen Vergleich.

2024_Sankt Hedwig Mitte Berlin_
Fugengewirr als Deckendekor_
Bautechnologische Vorgaben von Fertigteilen
werden als "Gestaltung" ausgegeben 


2.  Ein Kreuzweg aus Trittsteinen im Fußboden

Eigens für die einstige, von Tageslicht erfüllte Unterkirche, die nun zerstört ist, schuf der Josef Hegenbarth, sein letztes Werk, einen Zyklus von Kreuzwegbidern. Diese ergreifenden Darstellungen wurden entfernt, um stattdessen 14 Fußbodenplatten mit unterschiedlichen Rillen als Kreuzweg auszugeben. Sollen die Besucher dieser neuen Taufgruft mit ihren Schuhsohlen den Stationen des Leidenweges Christi nachspüren? Dann gibt es auch auf sanierungsbedürftigen Gehwegen etliche sakrale Betonplatten. Das vorab vom Erzbistum Berlin bekanntgegebene Gestaltungskonzept wird in einer mögliche Animation gezeigt und in der Grafik mit beschädigten Gehwegplatten verglichen.

2024_Sankt Hedwig Mitte Berlin_Kreuzweg_
Das Leiden Christen als Reihe von Fußabtretern

3.  Verflochtene Leiber an der Wand der Monstranzkapelle

Im Schrottcontainer eines Krematoriums werden die Kreuzverzierungen der Särge gesammelt, da sie nicht verbrennen. Den Besuchern der neuen Monstranzkapelle wird nun vor Augen geführt, dass von Christen nichts übrigbleibt, als die in Massenproduktion gefertigten Christusfiguren. Dieser Schrott wird kreuz und quer auf der Wand einer ehemaligen Gruft in Sankt Hedwig Mitte drapiert. Ein fatales Bild der Hoffnungslosigkeit für Menschen, die daran glauben wollen, dass sie als Individuen von Gott gesehen werden und aufgehoben sind. Zur deprimierenden Vielzahl der Schrottkreuze kommt noch die verhöhnend wirkende Verquirlung der ehemals sakralen Figuren. Die Monstranzkapelle ist von monströser Geschmacklosigkeit. Man meint in eine Grube zu blicken, auf deren Grund viele tote Insekten oder Reptilien kleben. Weitere Assoziatonen zeigt die Grafik.

2024_Sankt Hedwig Mitte_Monstranzkapelle_
Dutzende Figuren verflochtener Leiber
kleben an der Wand

 

Am 24.11.2024 feiern sich die Umbauverantwortlichen in einer geschlossenen Veranstaltung selbst. Am darauffolgenden Tag, dem 25.11.2024 – mehr als sechs Jahre nach der Schließung der St. Hedwigskathedrale wird das radikal umgebaute Gebäude, das zerstörte Denkmal, als profan nutzbare Veranstaltungshalle für Besucher geöffnet. Die Leitung des Erzbistums Berlin hatt sich in herausfordernden Zeiten für mindestens 78 Millionen Euro eine Aufsehen erregende Repräsentanz und Penthouses in Citylage für das Spitzenpersonal schaffen wollen.

Für viele Katholiken gibt es in Berlin nun keine Kathedrale mehr. Alle Berliner und Besucher der Stadt haben ein bedeutendes Denkmal deutsch-deutscher Gemeinschaft in Zeiten der Teilung verloren. Die Vernichtung dises Denkmals wurde von Bund und Land Berlin mit einem Drittel der Kosten aus allgemeinen Steuermitteln gefördert. Die rücksichtslose Durchsetzung dieses Radikalumbaus durch die Kirchenherrscher ist ein präpotentes Zeichen für Machtanspruch und Spaltung.


Samstag, 23. November 2024

Klais-Orgel der Hedwigskathedrale von 1978 verschrottet?

Was geschah mit der Großen Klais-Orgel der St. Hedwigskathedrale von 1978?
Vollmundig wurde vom Erzbistum Berlin seit Jahren behauptet, man würde die Orgel demontieren und lediglich während der Umbauzeit auslagern. Doch nun ist eine andere Orgel in der neuen Veranstaltungshalle zu sehen.
In den aktuellen Verlautbarungen wird eine klare Aussage vermieden, ob ein Wiedereinbau oder ein Neubau erfolgte. Wo die Wahrheit vorenthalten wird, geht Glaubwürdigkeit verloren. 

Bereits an den Umbauplänen seit 2014 war zu erkennen, dass für den Wiedereinbau der Platz fehlen würde. Anstelle des zentralen Mitteleingangs, ist die Blechröhre installiert worde, durch die die Kellerstiege in die Taufgruft führt (s. Abb. unten). Dieser Metallkonstruktion musste die Orgel ausweichen. Zudem war unter der Orgel noch ein mehrstufiges Chorpodest vorgesehen. Doch von den Verantwortlichen wurde nicht eingestanden, dass all dies eine andere Orgel zur Folge haben würde.
In der Genehmigungsplanung war zeichnerisch von den Bauplanern vorgegeben worden, die Orgel ließe sich um einem Meter nach vorn und einen Meter nach oben versetzen. Der Orgelbauer hatte offensichtlich eine andere, fachlich begründete Meinung und baute eine neue Orgel.

Die erheblichen konstruktiven Unterschiede der Klais-Orgeln von 1978 und 2024 sind augenfällig

Orgelfreunde sollten sich bei den Verantwortlichen erkundigen, wie ernst die päpstliche Enzyklika "Laudato si’" genommen wird. Fühlt die Katholische Kirche sich nicht dem Gebot der Nachhaltigkeit verpflichtet, um einen Beitrag zur Erhaltung von Gottes Schöpfung zu leisten? Welche Bestandteile der ausgebauten Orgel wurden tatsächlich wiederverwendet. In welchem prozentualen Umfang ist der Bestand erhalten worden. Es ist zu sehen, dass die Windzuführung neu ist, und damit das wesentliche Gerüst des komplexen Instruments, der aufwendigste Teil der Gesamtvorhabens. Sind wenigsten Pfeifen erhalten geblieben oder ist nur das geschmolzene Metall recycelt worden.

Wie hoch sind die Kosten für die Veränderungen? Wo bleibt die Transparenz, von der die Verantwortlichen öffentlich gern reden?

 

Ein Blick hinter die Kulissen

Der Einbauort der Orgel auf der Baustelle "Sankt Hedwig Mitte" im September 2023:

Wie ein Lindwurm kriecht die Treppenröhre zwischen den Stahlträgern für die Schwalbennestorgel in die Kellergruft und nimmt der Orgel den Platz. Links und rechts ist zu sehen, dass die ehemaligen Säulen bereits mit Gipskartonelementen zu rohrartigen Stützen entstellt wurden.

 

Sonntag, 17. November 2024

Anti-Phallus-Kult in Sankt Hedwig Mitte

Symbolik des zentralen Designobjekts in Sankt Hedwig Mitte

Am Kirchweihtag 2023 wurde in der durch inneren Abriss ruinierten ehemaligen Hedwigskathedrale in Berlin ein Designobjekt als Altar geweiht, das nach römisch-katholischen Kriterien nicht als solcher gelten kann. Die Form steht nicht für die komplexen theologischen Bedeutungen eines Altars (Tisch, Thron, Neuer Bund und massiver Block, der Opfer, Grab und Erlösung symbolisiert).
Bisher wurde nur über das Material (Terrazzobeton) und die dem Zement beigemengten Zuschlagstoffe des Objekts referiert. Wichtiger ist aber die Frage, was die umgestürzte runde Form, die ohne Halt schwanken würde, symbolisieren soll.

Ein abgeschnittener, umgekehrter Phallus als Altar?

In der sterilen Atmosphäre einer Trauerhalle bildet ein von Stuhlreihen umringter Betonblock das zentrale Objekt aller Aufmerksamkeit. Dessen Gestalt ist im asiatischen Raum bereits als Lingam religiös besetzt. Mit der gerundeten Form wird hier das hinduistische, phallische Symbol, das für die schöpferische, fruchtbringende Kraft Shivas steht, kopiert und ins Gegenteil verkehrt. Hier wurde der Phallus abgeschlagen und stürzte hinab. Das abgehackte Stück wird als Fanal bodenwärts aufgespießt, in die Tiefe gerichtet, in den Orkus.

Schnittwunde ist Ort der kultischen Handlungen

Die Schnittfläche ist zum Ort der Zeremonien bestimmt. Dadurch wird die Abtrennung zur Hauptsache stilisiert. Nur durch eine symbolische Kastration erwirbt die Priesterschaft das Privileg, sich dieser Schnittwunde, die von ihrem Oberhaupt mit geweihtem Öl gesalbt wurde, zu nähern, sie zu berühren und sogar zu küssen.
Soll das bedeuten, dass im Katholizismus nur der Entmannte als rein und würdig
gilt, Verehrungsakte zu vollziehen. Symbolisch entmannte Männer zelebrieren Feierlichkeiten, betonen ihre Andersartigkeit, feiern sich damit selbst.

Das betende Volk umringt in feierlicher Demut, unter Führung symbolisch kastrierter Priester, den abgeschnittenen, gestürzten Phallus.

Ein Symbol für aggressiven Feminismus?

Das zentrale Kultobjekt der patriarchalen Kirche Berlins im Ergebnis des Kathedralumbaus ist das destruktive Symbol der Kastration. Es ist das Bild für brutale Entmannung in der Phantasie von aggressivem Feminismus – der abgehauene, zu Boden geworfene Penis. 

Erläuterung der Grafik

Hinduismus

Phallus als Lingam
–  aufrecht stehend, gen Himmel aufragend
–  schöpferische Kraft, lebensspendend, fruchtbringend

Von Frauen und Männern verehrt,
mit Flüssigkeiten belebt, mit frischem Wasser gereinigt
und mit farbigen Blumen geschmückt.

Katholizismus
Erzbistum Berlin

Gestürzter phallischer Altar
–  abgeschnittener, umgekehrter Phallus
–  in die Tiefe gerichtet, in die Unterwelt

Ein destruktives Symbol der Kastration:
Erschlaffte Kraftlosigkeit vermittelt Weltabgewandtheit,
Versenkung in den Untergrund.

Resümee

Von Stühlen umringt,
inmitten der Menge –
ein abgeschnittener Phallus
bodenwärts aufgespießt.
Eunuchenkult? 

 

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Sankt Hedwig Mitte mit Netzstrumpfmuster

Wenn sich Ende November 2024 Besucher von Sankt Hedwig Mitte in der Kuppelhalle am Berliner Bebelplatz umsehen, werden sie kaum etwas entdecken, was ihr Interesse weckt. Ringsum öde Leere, monotone Wände, dicke Rohre und blasse Fenster. In einer sterilen Atmosphäre stehen im Kreis um eine Halbkugel aus Beton viele Stühle. Ist dies ein Stuhllager? 

Beim Blick nach oben werden sie ein ziellos mäanderndes Muster erkennen und Sinn im Labyrinth suchen. Damit lenkt zumindest etwas von der gähnenden Langeweile ringsum ab. Es werden sich Assoziationen ergeben. Das Liniengewirr auf der weichen Rundung der Innenkuppel erinnert an Netzstrümpfe, was bei Frauen Neugier und bei Männern Erregung auslösen kann. Was trieb die geistlichen Herren dazu, sich mit einem überdimensionalen Strumpfmuster zu umgeben. Dass im Zentrum der Rundung im Strumpfmuster ein großes Loch klafft, steigert die Schlüpfrigkeit. 

Welche Phantasien entwickeln die gelangweilt auf Stühlen ausharrenden Männer, wenn sie den Blick nach oben auf das orientalisch anmutende Dekor richten. Eine animierte Grafik von Netzstrumpfdekor im Umbau der ehemaligen Hedwigskathedrale wurde vom Erzbistum Berlin zu der Zeit präsentiert, als 2023 ein Ausstellung von Daido Moriyama im C / O Berlin gezeigt wurde. Wurden die erotischen Netzstrumpfbilder des japanischen Fotografen von den Umbauverantwortlichen adaptiert?



Unsicherheit bei der Dekoration

Vorher war eine andere Innenansicht der Kuppelhalle als Umbauergebnis öffentlich angekündigt. Sie folgte im Deckenbereich der Rippenstruktur, wie sie mit dem Wiederaufbau der Kuppel nach der Kriegszerstörung vorgegeben war. Strahlenförmig führten Profile von den Stützen hinauf zum Oberlicht und wirkten damit himmelsweisend. 


Muslimisches Dekor nachahmend

Bei dem jetzt ausgeführten Umbau überzieht ein richtungsloses Dekor die Oberfläche der neu eingezogenen Scheinkuppel. Chaos als Abbild göttlicher Ordnung? Der Versuch, muslimische Muster zu imitieren schlug fehl. An die geometrische Virtuosität orientalischer Gestaltung reicht die einförmige Aneinanderreihung von Polygonen nicht heran. Außerdem überzieht das dröge Muster wie eine randlose Häkeldecke die Kuppelinnenfläche. An den Rändern und im Loch in der Mitte franst das Muster aus, als hätten Motten es angefressen.


Das Loch mit Plastikdeckel

Ein Foto zeigt im Ergebnis der Ausführung das Loch in Kuppelmitte mit dem ausgefransten Netzstrumpfmuster und dem bläulichem Plastikdeckel als Wetterschutz. Zu sehen ist die Lücke zwischen der ursprünglichen Dachkuppel und der zusätzlich eingebauten, unnötigen Zusatzkuppel. Stahlträger mit brauner Rostschutzfarbe, Schrauben, Gipskartonkanten und allerlei bautechnische Innereien ragen aus dem Zwischenraum, um den die Kuppelhalle verkleinert wurde.


Letztlich nur vorgefertigte Gipskartonelemente mit Abdeckleisten

Tatsächlich entspricht das Muster weniger einer Gestaltungsabsicht, sondern folgt technologischen Erfordernissen industrieller Vorfertigung. Um eine gewölbte Fläche mit flachem, ebenen Gipskarton zu verkleiden, wurden vorgeschnittene Polygone geliefert, deren Stoßfugen mit Gipsleisten verdeckt wurden, um komplizierte Spachtelarbeiten zu umgehen. Weil keine Rundung ausgeformt werden konnte, ist nun ein Gewirr an Abdeckleisten zu sehen, die Spalten und Lücken kaschieren.

Kaschieren endspricht der Veranlassung und dem Ziel des unnötigen Umbaus – Mehr Schein als Sein.

 

Dienstag, 15. Oktober 2024

Heiner Kochs Werk – Sankt Hedwig sieht alt aus

Hedwig mit Haarnetz?

Vor dem unnötigen Umbau nannten viele Berliner Katholiken ihre Kathedrale liebevoll "Tante Hedwig". Allerdings nicht wegen ihres Alters, sondern weil sie liebenswert und behütend war. Seit Jahren wurden ihr von den neuen kirchlichen Besitzern Wunden geschlagen. Nun sieht die kranke "Tante Hedwig" auch noch alt aus: Sie ist ganz bleich und braucht jetzt ein Haarnetz.

Beim Berliner "Festival of Lights" schauten sich Tausende Schaulustige die angestrahlten Gebäude rund um den Bebelplatz an. Zur allgemeinen Verwunderung zeigte sich die seit Jahren verschlossene Hedwigskathedrale von einem Netz überzogen. Soll es ein Haarnetz für Hedwig sein oder wird sie mittlerweile von Spinnweben bedeckt? 

Beim Berliner "Festival of Lights" zeigte sich Sankt Hedwig mit Haarnetz und sah alt aus.

Sankt Hedwigs Leidensgeschichte

Man hat der ehemaligen Hedwigskathedrale arg mitgespielt. Fremde Herren aus dem Rheinland haben sich ihrer bemächtigt und sie malträtiert. Sie raubten ihr krönendes Kreuz, entstellten ihr Gesicht und zerschlugen ihr Inneres. Dann kaschierten sie ihr ruinöses Skelett mit Gipskarton und Pappmaschee, doch sie bleibt zerschunden und ausgeblichen. 

Mehr als sechs Jahre ist es her, dass Erzbischof Koch die Kathedrale schloss und die Gläubigen aussperrte. Kaum jemand erinnert sich, dass hier einmal ein Gotteshaus war, in dem Christen sich versammelten und gemeinsam beteten.

Zum Zeichen der Verwahrlosung ist mittlerweile auch das Innere der Baustelle mit Gespinsten überzogen, wie von Spinnen gewebt.
Das skurrile Netzmuster wuchert sowohl auf der nachträglich nutzlos eingezogenen Innenkuppel, als auch an der absperrenden Betondecke der unterirdischen Gruft, in deren Mitte ein Tauchbecken auf Täuflinge wartet. Wer wird den Abgang vom Windfang durch eine Blechröhre mit steiler Stiege in die tageslichtlose Tiefe wagen, um sich in einem Wasserbassin untertauchen zu lassen?

Die fabrizierte Einöde, die schaudern lässt und abstößt, wird im Unterschied zur früheren Kathedrale, "Sankt Hedwig Mitte" genannt, als sei es eine Bushaltestelle. Das Netz, ein Symbol für Ziellosigkeit, Verwirrung und Gefangenschaft, das im tristen Inneren von Sankt Hedwig Mitte wuchert, zeigte sich jüngst in Oktobernächten sogar außen. 

Übernehmen die Umbauverantwortlichen Verantwortung?

Nicht nur die temporäre Lichtinstallation ist verstörend. Dauerhaft wird das sinnfreie Netzdekor nun der einzige "Schmuck" neben den ansonsten kahlen Flächen des Inneren sein. Fehlt den kirchlichen Bauherren jegliches Gespür, dass sie die Peinlichkeiten nicht bemerken? Oder wollen sie krampfartig das wenige Neue betonen, sei es auch noch so plump, um ihre Verantwortung für die Blamage zu verdrängen? 

Schon bald wird Heiner Koch im weiten Rund von fragenden Blicken umringt, neben einer Betonhalbkugel stehen. Da es In der leeren Halle kaum etwas Inspirierendes zu sehen gibt, erwartet man vom Zelebranten raumfüllendes Charisma, mitreißende Gesten und flammende Worte.
Bestimmt kann das einer, wie keiner – der Heiner !?
Toi, toi,toi!

Montag, 30. September 2024

Landesdenkmalamt bewirbt Denkmalvernichtung

Landesdenkmalamt Berlin musste sich politischem Druck beugen 

Das Erzbistum Berlin hatte seit Woelkis Zwischenstation in Berlin den festen Vorsatz, die denkmalgeschützte Innengestaltung der Hedwigskathedrale zu vernichten. Mit politischem Druck wurde die Denkmalzerstörung von der Leitung der Katholischen Kirche gegen den fachlichen Widerstand des Landesdenkmalamts durchgesetzt. Auf perfide Weise schoben Kirchenverantwortliche für jedes schätzenswerte Bauelement unhaltbare liturgische Argumente vor, um den Denkmalschutz aufzuheben. Verfassungsrechtliche Privilegien der Kirche schlugen Interessen der Allgemeinheit an Geschichtszeugnissen nieder. So wurde seit 2019 Stück für Stück alles zerschlagen, was Kontinuität bezeugen könnte. Nach der Auslöschung bisheriger Baugeschichte ließ der kirchliche Bauherr etliche Jahre lang an dem Umbau werkelt, von dem sich die Kirchenleitung Aufmerksamkeit und Repräsentation versprach. Nun ist eine stupide, gesichtslose, profane Halle das Ergebnis. 

Landesdenkmalamt lässt's nach der Niederlage laufen 

"Schutz" oder "Pflege" sind nicht Bestandteil des Titels der Behörde, die für Denkmale zuständig ist. Denkmale werden verwaltet. Abgänge werden abgehakt. Mit dem euphemistisch als "denkmalrechtliche Genehmigung" titulierten Freibrief für die "vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks" im Inneren der Hedwigskathedrale und allen die Außenwirkung bestimmenden Öffnungen verblieben dem Landesdenkmalamt lediglich gewisse Kontrollaufgaben. 

Die malträtierte historische Bausubstanz wurde mit Stahlkonstruktionen, Trockenbau, Beton und Bauchemie konfrontiert. Das barocke Gebäude wird mit billigen modernen Bausystemen überformt und entstellt. Aber was unternahm das Landesdenkmalamt nach der schuldlosen Niederlage im Kampf um den Erhalt einer wertvollen Denkmals? Wie wurde die Kontrolle wahrgenommen? 

Das Landesdenkmalamt ließ vieles laufen. 

Zitate aus der Anzeige des Erzbistums Berlin
in der Broschüre des Landesdenkmalamts Berlin
zum Tag es offenen Denkmals 2024


 

– Das Landesdenkmalamt ermöglichte dem kulturlosen, kirchlichen Bauherrn überdies, in den Veröffentlichungen des Landesdenkmalamts zu den Tagen des offenen Denkmals für Veranstaltungen zu werben, die die Denkmalzerstörung als Fortschritt feiern. 

– Das Landesdenkmalamt aktualisierte auch nicht die Denkmalliste, nachdem die denkmalgeschützte Innengestaltung bereits 2020 vernichtet war. 

– Das Landesdenkmalamt bot nun sogar in der aktuellen Broschüre zum Tag des offenen Denkmals 2024 den Denkmalzerstörern die Möglichkeit, mit einer Anzeige für die Eröffnung des Ergebnisses der Denkmalvernichtung zu werben. 

Die zuständige Abteilungsleiterin, Frau Dr. Ruth Klawun, und der Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut wurden diesbezüglich schriftlich um Stellungnahme gebeten. Es gibt nach fast vier Wochen keine Reaktion. Arbeitet die Behörde noch? Für den Fall, dass die Anfrage an das Landesdenkmalamt verloren ging, wird sie hier noch einmal vorgebracht und ist nun online verfügbar. 

Anfrage des Vereins Freunde der Hedwigskathedrale
vom 06.09.2024 an das Landesdenkmalamt Berlin,
Frau Dr. Ruth Klawun und Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut

 

Samstag, 31. August 2024

Sankt Hedwig Mitte – Sonder Müll Deponie

Gipskarton kaschiert beim Umbau eingebrachte Bauchemie

In der ehemaligen Hedwigskathedrale wird seit 2018 (inzwischen 6 Jahre lang) an einer Attrappe eines echten Gebäudes herumgewerkelt, nachdem der elegant gestaltete, denkmalgeschützte, 1963 vollendete Innenausbau von der derzeitigen Leitung des Erzbistums Berlin komplett herausgerissen, nach deren eigenen Worten "vollständig vernichtet" worden ist.

Die nach den Innenabrissen ruinöse Innenseite des barocken Mauerwerks wird mit einem Sammelsurium von Produkten der petrochemischen Baustoffindustrie und teils vorgeformten Gipskartonelementen verdeckt. Abhänger, Hilfskonstruktionen und Blechprofile tragen eine kaschierende Hüllschicht, die eine
glatte, kahle, oft hell getünchte Oberfläche bieten soll.

Hinter der zur Täuschung des Betrachters installierten Schauseite verbergen sich die umweltschädlichen Mischprodukte aus Erdöl, Plastik und giftiger Chemie. Der fromme Schein der neu entstehenden katholischen Repräsentanz verbirgt Tonnen einer nicht recycelbaren, umweltschädlichen Bauchemie.
"Sankt Hedwig Mitte" ist eine Sonder Müll Deponie.
 

Gesundheitsbewusste Menschen, die ihre Atemwege schonen und sich vor Allergien schützen wollen, sollten wiederholte Besuche dieser chemisch belasteten Innenräume von "Sankt Hedwig Mitte" meiden, die ab Ende November 2024 zugänglich sein sollen.

Nach dem Umbau der Hedwigskathedrale wird hinter den hell getünchten Kulissen tonnenweise chemischer Sondermüll aus gesundheits- und umweltschädlichen Baustoffen verborgen.
Mit der Zeit wird man es riechen und unangenehm spüren.


Die Absicht zur Vernichtung der Gestaltung der bis 2018 genutzten ehemaligen Hedwigskathedrale bekundete der Leiter des Erzbistums Berlin, Heiner Koch, vor Gericht:

"Im Zuge des geplanten Umbaus der St. Hedwigs-Kathedrale wird das streitgegenständliche Gesamtkunstwerk vollständig vernichtet."

Der Quellennachweis des schriftlichen Zitats vom 28.06.2019 findet sich in folgendem Link:
https://www.freunde-hedwigskathedrale.de/dokumente/gerichtliche-verfahren/landgericht-berlin/

 

Ein Blick hinter die Kulissen

Nach dem Zerstören der Innenausstattung aus Naturstein, Stuck und Edelputz wurden Teile des barocken Mauerwerks herausgeschlagen, um Platz für die billigen Einbauten aus Stahlbeton, Metallgerüsten, Blechprofilen, Gipskarton und Zementwerkstein zu schaffen. 

Zerstörung und Kontamination – Chronologie in Bildern

Zerstörung durch Abriss im Annexbau:

Abriss des bestehenden Ausbaus und Aushöhlen des barocken Mauerwerks im Annexbau, um Metalleinbauten für Trockenbauverkleidungen hineinzuferchen.


Der Annexbau wird durch Metalleinbauten zergliedert:

Der aufragende Innenraum des Annexbaus wird durch brachial eingequetschte Metalleinbauten zergliedert und eine Doppelstocksakristei wird nur mit Wendeltreppen begehbar sein.

 
Vernichtung des die Säulen
in der Kuppelhalle gestaltenden Stucks:

In der zentralen Kuppelhalle wurde der Stuck der Säulen, der die edle vertikale Ausformung –die Enthasis– bildete, brachial abgeschlagen und durch einförmigen Gipskarton ersetzt.

Billiger, einförmig vorgeformter Gipskarton wird angeschraubt:

Durch die angeschraubten einförmigen Gipskartonschalen verkommen die ehemaligen Doppelsäulen zu globigen, primitiven, rohrartigen Rundstützen.

Das zerschlagene Mauerwerk und Bauchemie wird hinter Trockenbau versteckt:

Kulissenbau statt Innengestaltung. Ein Gerüst von Blechschienen dient dazu, mit Gipskarton und Staffage auch minderwertiges bauchemisches Material zu verstecken.

Bauchemie wird als künftigen Sondermüll in Sankt Hedwig Mitte deponiert:

Petrochemische Industrieprodukte und nicht recycelbare Kompositbaustoffe werden tonnenweise im historisches Gebäude deponiert – von Denkmalämtern begleitet.
 
Das Innere der ehemaligen Hedwigskathedrale gleicht beim Umbau durch das Erzbistum Berlin einem unappetitlichen Chemielabor. Wird Geruch später vor den Ausdünstungen warnen?


Mittwoch, 31. Juli 2024

Berlins Erzbischof Heiner, der Gestalter, im Sandkasten geschult

Heiner, der Gestalter – im Sandkasten

Zu seinem 70. Geburtstag wollte die katholische Zeitschrift für die ostdeutschen Bistümer "Tag des Herrn" ein Loblied auf den Erzbischof von Berlin singen. Die Redaktion hätte 70 Kerzen auf einer Geburtstagstorte thematisieren können. Aber man wollte mit biografischen Details die Eignung Heiner Kochs für das Bischofsamt begründen. Das musste natürlich schiefgehen. 

Behütete Kindheit, Jugend im Schützenverein, Karnevalsliebe und rheinische Heimatverbundenheit prägten seine Persönlichkeit. Provinzialität befähigt aber nicht zu einer kirchlichen Leitungsposition in der weltoffenen, säkularen Hauptstadt Berlin. 

In der Geburtstagsstory ist zu lesen, dass Heiner Freude am Gestalten im großen Sandkasten hatte. Auf groteske Weise wird ein Bogen geschlagen vom Spielplatz zum Kathedralumbau. 

Einige Auszüge aus dem Beitrag der Zeitschrift vom 09.06.2024 belegen das krampfhafte Ringen der Autorin, einen provinziellen, gemütlichen Priester zu einem visionären Gestalter und kompetenten Bauherrn zu stilisieren. 

 "Heiner Koch hat seine Kindheit am Stadtrand von Düsseldorf als sehr prägend in Erinnerung."
"… das katholische Brauchtum des Rheinlands, der Karneval und das katholische Schützenwesen sind ein wichtiger Teil seines Lebens".
Glückliche Kindheit in Geborgenheit.
"Ich habe sehr viel im Freien gespielt und konnte dabei meine Talente entfalten." Das behauptet der Gelobte über sich selbst, da wohl andere keine Talente bei ihm entdecken.

"Düsseldorfs Stadtteil Eller wuchs, überall wurde gebaut. Heiner entdeckte dort besonders seine Freude am Gestalten – im großen Sandkasten auf dem Spielplatz, aber auch als kleiner Helfer für die "echten" Bauleute."
"Unvergesslich sind ihm die Jugendsommerlager in Südtirol, die er mitgestalten durfte.
"Heiner Koch erlebte die Kirchengemeinde in seiner Jugend als Zuhause, und er freute sich über die großen Freiräume zum Mitgestalten."
"Die säkulare Prägung der Stadt Berlin ist für den im Rheinland aufgewachsenen Heiner Koch eine Herausforderung." – an der er scheiterte, wäre hinzuzufügen. 

Heiner Koch maßt sich an, beim Spiel im Freien, die "Talente entfalten" zu haben, im Sandkasten zum Gestalter geworden zu sein, um sich zum Umgestalter von Sankt Hedwig aufzuschwingen. 

Im "Tag des Herrn" vom 09.06.2024 wird Erzbischof Koch zum "Gestalter" stilisiert, weil er im großen Sandkasten auf dem Spielplatz Freude am Gestalten hatte.

"Kreuz war gestern" – jetzt Pessar 

Auf dem Titelbild der neugestalteten Zeitschrift "Tag des Herrn" prangt der Slogan, den Erzbischof Koch auf der Kuppel der Berliner Hedwigskathedrale baulich umsetzen ließ: "Kreuz war gestern". Heiner Koch veranlasste, dass das vom Metallkünstler Fritz Kühn geschaffene Opaionfenster mit dem Kreuz von der Kirchenkuppel gerissen wurde. Das entstandene Loch im Kirchendach wird beim seit 2018 betriebenen Radikalumbau mit einer transparenten Plastikschale abgedichtet, die einem Diaphragma gleicht, einem Pessar.
In den Innenraum soll Sonnenlicht eindringen, aber vor Feuchtigkeit und Befruchtung schützen Folien aus Kunststoff, die die Öffnung verschließen.

Einst gab das Kreuz Orientierung für die Menschen, nun regt ein Pessar über einem Kuppelraum die Besucher von Gottesdiensten zum Nachdenken über Verhütung an.
 

Der Slogan auf dem Titel der Zeitschrift "Tag des Herrn" – Kreuz war gestern – ist auf der ehem. Berliner Hedwigskathedrale (jetzt Sankt Hedwig Mitte) baulich umgestzt: Ein Pessar auf dem Kuppelloch (diaphragmaartiger Durchfeuchtungsverhüter) ersetzt das abgerissene Kuppelkreuz.

Grafiken:
Heiners Sandkasten Schule eines Gestalters?
Heiner-Koch_der-Gestalter_im-Sandkasten-geschult_Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin.jpg

Kreuz war gestern, jetzt Pessar
Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin_Kreuz-war-gestern_jetzt-Pessar.jpg

Quellennachweis des zitierten Artikels:
"Tag des Herrn" Nummer 18, 9. Juni 2024, Seiten 28 und 29

Sonntag, 30. Juni 2024

Eierei im Erzbistum Berlin

Miserables Bauen verdient keine Aufmerksamkeit.

Der unsägliche Radikalumbau der Hedwigskathedrale ist hier bereits über Gebühr erörtert worden. Umbauabsicht, Wettbewerb, Planung, Abrissexzesse, Bauausführung sind fachlich eingehend beurteilt und kritisiert worden. Die zu Tage getretenen Absurditäten ließen sich im Laufe de unendlich verzögerten Bauzeit nur noch satirisch thematisieren.
Im Ergebnis werden die kirchlichen Verantwortlichen das ehemals pulsierende Herz der Glaubensgemeinschaft zu einem seelenlosen Ort werden lassen, zur Repräsentanz einer machtbeanspruchenden Institution und ihrer Spitzenfunktionäre. Die durch materielle Vernichtung und geistige Auslöschung erzeugte Leere wird sich wohl auf das Gemüt etwaiger Besucher übertragen, wenn das jahrelang geschlossenen Objekt irgendwann öffnen sollte.

Es ist aber nicht nur das Innere der ehemaligen Sankt Hedwigskathedrale völlig entstellt worden. Diesem Anblick könnte sich ein jeder leicht entziehen, der das Eintreten vermeidet. Doch die Zerstörungsphobie der Umbauverantwortlichen erstreckte sich auch auf das Äußere, das denkmalgeschützte Erscheinungsbild im historischen Stadtkern. Die von den Umbauern ausgelöste substanzfressende Infektion kroch von Innen durch alle Bauwerksöffnungen und verschlang Tore, Türen, Fenster, die Gliederung der Kupferdachdeckung und das krönende Kuppelkreuz. Die aufgerissenen Löcher sollen mit Klarglas, Milchglas und Plastik wieder verschlossen werden. Der Baukörper wird mit kahlem Kopf, dunklen Augenhöhlen und aufgerissenem Mund wie ein gigantischer Totenschädel wirken, der kulturvolle Passanten erschaudern lässt. 

Peinliches und Lächerliches sollte angesprochen werden. 

Auch wenn die ganze Angelegenheit unendlich traurig ist, drängen sich immer wieder lächerliche Peinlichkeiten in den Blick. Wer vom Alexanderplatz auf dem Weg zum Brandenburger Tor ist, wird sich beim Betrachten der Stadtsilhouette die Augen reiben. Zwischen den neugotischen Filialtürmchen der Friedrichswerderschen Kirche, den Türmen des deutschen und französischen Doms und der mächtigen Kuppel des Berliner Doms scheint ein grünes Ei zu liegen. Oben ist ein Loch zu sehen, dass mit einer milchigen Haut überspannt ist. Ist es der Dottersack einer im Ei befindlichen Kreatur, die bald schlüpfen wird. Ein verstörender Anblick. Diese fremdartige Figur scheint zur Promotion für eine Fortsetzung von "Jurassic Park" aufgestellt worden zu sein. Ein Ei inmitten der Stadt kündet den nächsten Auftritt der Dinosaurier an.

Doch leider ist es keine temporäre Kinowerbung, sondern das, was Erzbischof Koch und seine Gefolgsleute der Stadt auf Dauer zumuten. Die Eierei des Erzbistums Berlin ist Prinzip und das Ergebnis wird bis zum hoffentlich baldigen Umbau, vielleicht durch andere Nutzer,  das Stadtbild verschandeln.

Der peinliche  Umbaus provoziert dabei immer neue Assoziationen, die das Lächerliche dieser exorbitanten Geldverschwendung verdeutlichen.


 

Freitag, 31. Mai 2024

Wahre Ziele des Radikalumbaus von Sankt Hedwig – Offiziell bekanntgegeben vom Erzbistum Berlin

Eine Mitteilung des Pressesprecher des Erzbistums Berlin vom 03.04.2024 und die Aussage Erzbischofs Koch bei einem Interview anlässlich der "Segnung und Erhöhung des neuen Kreuzes auf der Hedwigskathedrale" am 03.11.2023 geben Aufschluss über die eigentlichen Ziele, die die Leitung des Erzbistums Berlin mit der jahrelangen Schließung und dem radikalen Umbau der ehemaligen Hedwigskathedrale zum Katholischen Forum am Bebelplatz verfolgt. 

Repräsentationsbedürfnis und persönliche Vorteilsnahme der kirchlichen Amtsträger sind Triebfedern des eitlen und unverantwortlich teuren, zerstörerischen Umbaubauvorhabens, das in der Presse oft noch verfälschend als "Sanierung" oder "Renovierung" beschönigt wird. 


1. Ein Stahlkreuz am Rande wird zur "Mitte der Kirche"? 

Am 09.01.2018 hatte der Pressesprecher des Erzbistums Berlin Spekulationen über eine Entfernung des Kuppelkreuzes auf der Berliner Hedwigs-Kathedrale zurückgewiesen.
(s. katholisch.de_2018-01-09_Bleibt das Kreuz? Erzbistum gegen Spekulationen)

Am 03.11.2023 wurden dann die 2018 noch offiziell zurückgewiesenen "Spekulationen" peinliche Wirklichkeit. Anmaßend reckt sich ein äußerlich golden scheinendes Stahlkreuz über einen zentralen städtischen Platz vielfältiger Kultur (Universität, Oper, Mahnmal und Hotel), als würde dieser Stadtraum von der Kirche beherrscht. (domradio berichtete am 03.11.2023 mit einem Video über die Installation per Autokran unter dem Titel "Neues Kreuz der Hedwigskathedrale  gesegnet und erhöht").
Im wiedergegebenen Interview lobt Erzbischof Koch die Installation des neuen Kreuzes auf dem Giebel des Portikusvorbaus mit folgenden Worten :


"Als sehr bewegend, weil es nach außen dokumentiert, dass diese Kirche jetzt ihrer Vollendung voll ersteht und vor allem, weil es ein Zeichen ist. Jetzt sieht man (von) zum ersten Mal von hier unten auch vom August-Bebel-Platz, dass das eine Kirche ist, wo das Kreuz in der Mittelpunkt steht, Christus im Mittelpunkt steht. Das war vorher, als es oben in der Kuppel stand, überhaupt nicht sichtbar. Das ist jetzt sichtbar. Es passt auch ästhetisch sehr schön rein und es ist ein Zeichen, wie viel uns das wert ist, das goldene Kreuz. Das ist die Mitte der Kirche, nicht der Bau, das Kreuz."

Fotografische Ansicht der Hedwigskathedrale ohne Kuppelkreuz mit Portikuskreuz
im Vergleich mit der Ansicht des Berliner Erzbischofs Koch zum Sachverhalt  


Die konfusen und verwirrenden (im gesprochenen Wortlaut verschriftlichten) Äußerungen des Bauherrn, Erzbischof Koch, werfen Fragen auf.
 Wie kann ein Kreuz, das nicht mehr über der Mitte der Kirche, dem Ort der Eucharistie, sondern am Rande, über der Fassade des Eingangsvorbaus steht, nach Kochs Ansicht nun "die Mitte der Kirche" bilden?

Dieses Zeichen, "das goldene Kreuz", ist Koch und der Bistumsleitung viel wert ("wie viel uns das wert ist"), "nicht der Bau".
 Damit stellt sich die Frage, warum dann aber für den Bau, der nicht im Mittelpunkt steht, mindestens 66 Mio. Euro ausgegeben werden?

Ein Kreuz auf dem höchsten Punkt von Kirchen ist in der Landschaft ein Orientierungspunkt für Suchende. Beim Katholischen Forum "Sankt Hedwig Mitte" dagegen ist das Kreuz über der Platzfassade ein bewusst gesetztes Herrschaftsymbol am Rande einer Wagenburg.

Diesen Aspekt hatte Nikolaus Bernau bereits in seinem Kommentar "Das Kreuz mit dem Kreuz" in der Berliner Zeitung vom 08.03.2021 treffend analysiert: Durch das "neue große Kreuz über dem Haupteingang" würde der "bisher überaus säkulare Raum" des Bebelplatzes "symbolpolitisch zum Vorplatz der Kathedrale". Der vollständige Wortlaut dieses weitsichtigen Kommentars des Berliner Architekturkritikers in der Berliner Zeitung ist unter diesem Link auf der Internetseite der Freunde der Hedwigskathedrale einsehbar.


2. Die Illusion vom Touristenmagnet 

Ein deutlicher Beleg für die eher touristischen als religiösen Ambitionen der Leitung des Erzbistums Berlin sind die Aussagen dessen Pressesprechers, Stefan Förner, die von der Katholischen Nachrichten-Agentur (kna) aufgezeichnet und am 5. April 2024 im Neuen Ruhrwort veröffentlicht wurden. Zum Ziel des Erzbistums Berlin bei der Umgestaltung der Hedwigskathedrale ist da zu lesen:


"Ziel sei es, dass die renovierte Kathedrale am Bebelplatz zu den “Top Ten” der Orte in Berlin werde, die man gesehen haben müsse, wenn man die Hauptstadt besuche, so Förner. “Wir sind offen für alle Menschen, die sich die Kathedrale angucken wollen.” Dabei fürchte man auch nicht die Konkurrenz anderer bedeutender Gebäude im Zentrum der Stadt: “Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn man sich den Bebelplatz auf dieser Seite wie einen Ring vorstellt, dann ist die renovierte Kathedrale da, wo sonst der Edelstein drauf ist.” (Hier ist der Link zum vollständigen Artikel des Neuen Ruhrwort vom 05.04.2024)

Die Katholische Kirche gibt Dutzende Millionen aus zur Schaffung einer vermeintlichen baulichen Attraktion, eines erhofften Hinguckers für die Hauptstadt. Dabei träumen die Kirchenverantwortlichen von einem touristischen Highlight in Berlin, das Konkurrenten die Schau stiehlt. Da ist von einem "Geschäft" die Rede und von einem "Edelstein". Das erinnert an die Geschichte vom "Goldenen Kalb". In dieser Hinsicht hat das Kirchenvermögen und allgemeine Steuermittel verschlingende Bauvorhaben tatsächlich etwas mit der Heiligen Schrift zu tun.
Wir können nur auf die Urteilsfähigkeit der Besucher hoffen, die sich nach einem ersten neugierigen Blick in das neue Innere ernüchtert und gelangweilt abwenden und die dröge Halle fortan meiden werden.

3. Resümee 

Nach jahrelangen, theologisch verbrämten Ablenkungsversuchen offenbaren sich jetzt auch in den offiziellen Aussagen der Leitung des Erzbistums Berlin die eigentlichen Ziele des Radikalumbaus. Ging es nicht hauptsächlich um die Aneignung der von der Domgemeinde abgetrotzten Immobilie des Gotteshauses als konfessionsfreie Empfangs- und Veranstaltungshalle für Zeremonien, Kultur und Politik sowie den Bau einer modernen, exquisiten Wohnresidenz für die Spitzenfunktionäre des Erzbistums Berlin, wofür ein Gemeindehaus abgerissen wurde?

2023-11-03_Domradio_Neues Kreuz der Hedwigskathedrale gesegnet und erhoeht_
Przytarski segnet das riesige Kreuz, das auf den Giebel des Eingangsvorbaus gehievt werden soll


Dienstag, 30. April 2024

Hans Joachim Meyer – Stimme der Vernunft

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer, der bedeutende Politiker (letzter DDR-Minister für Bildung und Wissenschaft, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst _1990-2002), Sprachwissenschaftler und langjährige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (1997-2009) engagierte sich für den Erhalt der Hedwigskathedrale in der denkmalgeschützten Gestalt des Wiederaufbaus durch Prof. Hans Schwippert und übernahm mit dieser Intension den Vorsitz im eingetragenen und gemeinnützigen Verein Freunde der Hedwigskathedrale. Diese prominente Stimmer der Vernunft verstummte am 29.03.2024. Seine richtungsweisenden Gedanken wirken weiter durch Veröffentlichungen, Medienberichte, Interviews und Briefe.

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer vor der Hedwigskathedrale beim Protest gegen deren Umbau
 

Der Verein der Freunde der Hedwigskathedrale dankte Hans Joachim Meyer öffentlich für sein Engagement und würdigte ihn. Die vom Verein veröffentlichte Danksagung wird hier wiedergegeben:


In der Danksagung wird aus einem Schreiben von Prof. Dr. Meyer an die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Frau Dr. Gilles, zitiert, das unter diesem Link in vollem Wortlaut online zur Verfügung steht. Meyer konstatierte gegen deren Ausflüchte die Mitverantwortung der Deutschen Bischofskonferenz wegen der den Umbau erst ermöglichenden Teilfinanzierung und kritisierte diese politisch motivierte Einflussnahme deutlich.

Folgender Bericht über die Beisetzung Meyers am 12.04.2024 in Potsdam-Babelsberg wurde vom Verein Freunde der Hedwigskathedrale veröffentlicht:

 



Sonntag, 31. März 2024

Przytarskis plumpe Propaganda

Dompropst Tobias Przytarski verschickt immer wieder mit persönlicher Anrede von ihm als "Newsletter" bezeichnete Propagandatexte zum Radikalumbau der Hedwigskathedrale. Damit will er wohl den Angeschriebenen seine selbstgefällig eitle Sicht auf das in seiner Verantwortung entstellte Bauwerk aufdrängen.

Einzelne persönlich angeschriebene Briefempfänger reagieren und wehren sich gegen diese Verklappung geistiger Gülle. Denn die Ausscheidungen aus Przytarskis Hirn sind üble, anrüchige Desinformationen. Seine Hirngespinste zeigen den Kompetenzmangel, unter dem die von ihm angemaßte Bauherrschaft leidet und entwerten das kirchliche Amt, das ihm übertragen wurde.

Als Beispiel des Protests, der mit Przytarskis Newsletter persönlich Angeschriebenen, wird hier eine schriftliche Reaktion wiedergegeben. Teil des Schreibens ist der grafische Nachweis der Falschaussage von Domprpst Przytarski zur Sichtbarkeit des neuen Kreuzes auf dem Giebel der Vorhalle, das die stadträumliche Präsenz des von der Kuppel der Hedwigskakathedrale entfernten Kreuzes natürlich in keines Weise ausgleichen kann.

Grafische Anlage zum Brief vom 30.03.2024 von Werner J. Kohl an Dompropst Tobias Przytarski


Schreiben eines Vertreters der Initiative Freunde der Hedwigskathedrale an Dompropst Przytarski vom 30.03.2024 (vollständiger Text):

Sehr geehrter Herr Dompropst,

mit Ihrem vom 23.02.2024 datierten, persönlich adressierten Schreiben sandten Sie etlichen Personen, die den Radikalumbau der Hedwigskathedrale nach wie vor ablehnen, erneut einen “Newsletter“ per Post zu. Wenn ein Einzelner eine Vielzahl von Adressaten persönlich anschreibt, gleicht dies dem Ruf eines in Vergessenheit geratenen Einsamen nach Aufmerksamkeit und Echo. Daher gehe ich auf die von Ihnen gewünschte Korrespondenz ein und hoffe, dass Sie Ihrerseits auf meine Reaktion und die offenen Fragen eingehen werden.
Fraglich ist der von Ihnen sinn entstellend verwendete Begriff „Auferstehung“ (1), Ihre Marginalisierung der Präsenz von Heiligen auf Materielles (2) und Ihre, mangelhafte Ortskenntnis zeigende, falsche Behauptung zur Position eines Kreuzes auf dem Portikus der Kathedrale (3).

Sind die theologisch und topografisch abwegigen Behauptungen Ihr satirischer Beitrag zur Fastenzeit oder wollen Sie ganz bewusst provozieren, um sich der zunehmenden Gleichgültigkeit der desinteressierten Empfänger entgegenzustemmen?

1 _  Sie sehen eine Analogie von Jesu Auferstehung und dem Radikalumbau der Hedwigskathedrale. So schreiben Sie über die Wochen der Quadragesima, „in denen wir uns auf die Feier der Auferstehung vorbereiten. In gewisser Weise hat für mich das ganze Jahr 2024 ähnlichen Charakter, ist Vorbereitungszeit auf die „Auferstehung“ unserer Kathedrale.“ Das teilen Sie frohgemut denen mit, die vor fast sechs Jahren aus dem zentralen Gotteshaus ausgesperrt wurden – von Erzbischof Koch und Ihnen.
Ihr Vergleich Ihres Projekts mit Jesu Leidensweg ist aufschlussreich. Auferstehen kann nur, wer oder was zuvor getötet oder vernichtet wurde. Wenn Sie Ihr Bauvorhaben unangemessenerweise als Auferstehung feiern, brüsten Sie sich damit zugleich der vorher von Ihnen veranlassten Zerstörung des intakten Gotteshauses, das lediglich sanierungsbedürftig war.
Die Leitung des Erzbistums Berlin verfügte ausdrücklich die Vernichtung des hochwertigen Bestands: „Im Zuge des geplanten Umbaus der St. Hedwigs-Kathedrale wird das streitgegenständliche Gesamtkunstwerk der Urheber vollständig vernichtet.“ ( Schreiben vom  28.06.2019 )
Intakte bauliche Substanz wurde dem Zeitgeist geopfert und aus Repräsentationslust zerstört. Mindestens mehr als 66 Mio. Euro werden, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit verhöhnend, für Abriss und Neubau verschwendet, wo für weniger als ein Zehntel dieser exorbitanten Kosten eine denkmalgerechte Sanierung und technische Modernisierung möglich gewesen wäre.
Jesus töteten die eifernden Hohe priester, die das jüdische Volk zum Hass aufwiegelten. „Kreuzige ihn !“ forderte der gleichgeschaltete Mob von der römischen Staatsmacht. Ist Ihr Vergleich, mit der erst in etlichen Monaten erwarteten „Auferstehung“ der Kathedrale ein selbst kritisches Schuldeingeständnis? Sie sind, beauftragt von Erzbischof Koch, für die Vernichtung des Inneren und der äußeren Erscheinung verantwortlich. Damit setzen Sie Herrn Koch und sich selbst mit Pontius Pilatus und Kaiphas, den Tötungsverantwortlichen, gleich. Mit Ihrer verstörenden Metapher beeinträchtigten Sie bei einigen Lesers Ihres Briefes die Besinnungszeit der Passion. Im Gegensatz zum Oster fest wird es bei der Wieder eröffnung („Auferstehung“) der Hedwigkathedrale als dröge Kuppelhalle mit Stuhl kreis keinen Grund zur Freude geben.

2 _  Als Dompropst teilen Sie in Ihrem „Newsletter“ Ihr Gefühl bei der Einsetzung von Reliquien der Kathedralpatronin im Altar mit: „ich hatte das Gefühl, die heilige Hedwig ist endlich nach Hause gekommen.“  Ihre Aussage werden Gläubige in Andechs und Schlesien, Hedwigs Wirkungsstätten, sicher als ungerechtfertigte Aneignung empfinden. Aber auch Berliner Katholiken sind verwundert. Erst mit der Einfügung einer Metallkapsel, die eine Reliquie der heiligen Hedwig enthält, würde die Patronin in der nach ihr benannten Kathedrale „nach Hause“ kommen? Damit setzen Sie die Bedeutung eines Quäntchens materieller Substanz über die 55-jährige Gemeinschaft im Gebet, die Gläubige in der Kathedrale mit deren Patronin verband. So verschieben Sie katholische Religiosität in die Nähe von mittelalterlicher Alchemie.

3 _  Dann findet sich in Ihrem Brief noch ein erneuter untauglicher Versuch, die Entfernung des Kuppelkreuzes zu rechtfertigen. Das Kreuz über einem Gotteshaus soll den Ort der Eucharistie krönen. Permanent rechnen Sie es sich in Propagandatexten als Verdienst an, den Altar in die geometrische Mitte der kreisrunden Kuppelhalle gerückt zu haben. Das von außen nur sehr eingeschränkt sichtbare Kreuz weist nun nicht auf den Ort der Wandlung in der Mitte der Halle, sondern auf den im Vorraum  befindlichen Zugang zu den Toiletten im Keller hin.
Im Stadtraum wirkt „Sankt Hedwig Mitte“ jetzt wie ein Gastank oder allenfalls wie ein Planetarium. Das Kreuz auf dem Portikusgiebel ist lediglich vom Bebelplatz und von einem begrenzten Abschnitt der Behrenstraße sichtbar. Falsch ist Ihre Behauptung, „das neue goldene
 Kreuz“ auf dem Giebel der Vorhalle, sei „nun schon vom anderen Ende der Behrenstraße am
 Holocaust-Mahnmal zu erkennen“. Das von Ihnen vermittelte irreführendes Bild der Sichtbarkeit des Portikuskreuzes, stelle ich in einer Grafik richtig ( s. Anhang ). Dem Stadtplan zugeordnete Fotos verdeutlichen, dass erst ab der Kreuzung mit der Wilhelmstraße von der Behrenstraße eine Sicht auf die in der Ferne liegende Kathedrale möglich ist.

Über eine Publikation von Ihnen könnte ein jeder leicht hinweg sehen, auch eine Predigt bliebe einfach unbeachtet, doch bei einem persönlichen Anschreiben sollte Irreführendes nicht unwidersprochen bleiben. Nun sehe ich entgegen, wie Sie die von Ihnen angestoßene Korrespondenz fortsetzen und sich zu den fraglichen Punkten einlassen.

Mit freundlichen Grüßen
Werner J. Kohl

 

Quellennachweis 

Dokumente auf der Internetseite der Freude der Hedwigskathedrale:

Als Brief an Werner J. Kohl gesandter Newsletter von Dompropst Tobias Przytarski vom 23.02.2024.

Schreiben des Vertreters der Initiative Freunde der Hedwigskathedrale vom 30.03.2024