Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Donnerstag, 26. Dezember 2024

Heiner Koch bewirbt ein Loch in Sankt Hedwig Mitte Berlin

Offensichtlich hat Sankt Hedwig Mitte Leuchtreklame nötig

Wer vom imposanten Berliner Dom am Lustgarten kommt, lässt in Richtung Westen den Bebelplatz mit dem kreuzlosen Kuppelbau neben der Staatsoper links liegen. Auf dem Weg zum Brandenburger Tor wiederholt sich auf drei beleuchteten Litfasssäulen der Spruch auf hellem Grund "Berlins Himmel - wie Sie ihn noch nie gesehen haben". Nur in der Dunkelheit ist der Schriftzug einigermaßen gut erkennbar, also immer dann, wenn der Himmel schwarz ist. Nur sehr akribische Flaneure auf dem Berliner Boulevard bemerken zwischen der zweiten und dritten Zeile des schwarzen Textes eine bläuliche Verfärbung des gräulichen Grunds (s. Detail-Abbildung ganz unten).

Dieser bläuliche Fleck wird mit aufwendiger Straßenreklame auf drei Litfass-Säulen beworden. Die Autofahrer sollen umkehren, die Passagiere von Bussen sollen aussteigen, um in die Kuppelhalle von Sankt Hedwig Mitte zu gehen. Die Werber vom Erzbistum Berlin behaupten vollmundig, dass dort der Himmel, wie nirgends sonst, zu sehen wäre. Schon das undeutliche Bild des Loches in der Saaldecke weist auf die dort zu erwartende Enttäuschung hin. Wer den Himmel sehen möchte, sollte nicht in geschlossene Räume gehen, sondern in Gottes freier Natur den Blick nach oben richten.

Vergleich von Leuchtreklamen in Berlin
auf dem Boulevard "Unter den Linden"
vom Erzbistum Berlin und
vom Friedrichstadt-Palast Berlin


Das Loch in der Gipskarton-Zwischendecke von Sankt Hedwig Mitte

Das wesentliche Detail, mit dem das Erzbistum Berlin für den Besuch der über 6 Jahre lang für mehr über 44 Millionen Euro radikal umgebauten ehemaligen Hedwigskathedrale wirbt, ist ein Loch inmittel einer geometrisch gemusterten Gipskarton-Innenkuppelschale. Die Umbauer und kirchlichen Bauherren wollen den Eindruck erwecken, das sich folgendes Bild ergibt:

Sankt Hedwig Mitte Berlin
_Deckenloch in der Zwischenkuppel bei strahlendem Himmel
(Ausschnitt aus dem Titelbild des offiziellen Kurzführers des Erzbistums Berlin)
Dass kaum etwas zu erkennen ist, liegt nicht an schwachen Augen,
sondern an der schlechten Gestaltung durch die Umbauverantwortlichen.



Schlimm nur, dass selbst diese grafisch idealisierte Darstellung, nur schwer lesbar ist und nicht beeindrucken kann. Trotzdem wird dieses beschönigende Bild in der Werbung des Erzbistums Berlin vielfach verwendet.

In Wirklichkeit nehmen die Augen der Besucher etwas völlig anderes wahr. Durch einen Ring von 129 gleißender Scheinwerfern rings um das Loch geblendet, ergibt sich ein scharfer Kontrast, der die unbelichtete Gipskartonfläche um das Loch dunkel erscheinen lässt.

Diesen Eindruck vermittelt das mit gleißenden Scheinwerfern umringte Loch
in der Mitte der neu eingebauten Unterkuppel, die im Schatten dunkel wirkt.

Aufrüstung mit Batterien von Lichtkanonen gegen die Langeweile

Angesichts der sich durch den Umbau präsentierenden tristen, sterilen Halle ließ das Erzbistum Berlin schwere Geschütze auffahren, um die Besucher mit einem Maximum an Flutlicht zu überwältigen. Die in Batterien vorgefertigten 129 beweglichen Scheinwerfer vermitteln geradezu einen militanten Eindruck. Es ergeben sich Assoziationen zu Bildern aus Kriegsdokumentationen (Raketenwerfer oder "Stalinorgeln").

Batterien von Lichtkanonen wurden in Sankt Hedwig Mitte in Stellung gebracht

Die vor 70 Jahren nach der Kriegszerstörung beim Wiederaufbau errichtete schlanke Dachkuppel war von Fritz Kühn mit einem Oberlicht verziert worden (Bild am Ende des Beitrags), dass das Kuppelkreuz trug. Diese überzeugende Gestaltung wurde beim Umbau der fixen Idee geopfert, dass die Kuppelunterseite halbkugelförmig sein soll. Dafür wurde eine ungetüme Metallkonstruktion von 3 Meter Höhe und 6 Meter Durchmesser eingebaut. Die obere tragenden Dachkuppel wird nun mit der formalistischen Scheinkuppel durch einen 3-Meter-Schlot verbunden, der die Lichtöffnung um einen Meter auf weniger als 5 Meter reduziert.

Metallkonstruktion für den Blechschlot in der Halle von Sankt Hedwig Mitte,
der das Oberlicht der Kuppel verringert und den Ausblick erheblich einengt.
Unten sind die Befestigungselemente für die Scheinwerfer zu sehen.

Die enorme Größe dieser Metallkonstruktion verdeutlicht
den Raumverlust der Kuppelhalle von Sankt Hedwig


Der ideelle Verlust überwiegt weitaus die Verschwendung von Millionen

Es wurde ein immenser Aufwand betrieben, um etwas Schönes und Wertvolles zu zerstören, ohne im Entferntesten mit dem Verlorenen konkurrieren zu können. Das von Fritz Kühn klar gestaltete Opaion zog in dem Raumkunstwerk von 1963 die Augen der Gottesdienstbesucher in den Bann und inspirierte sie zu meditativen Gedanken.

Gestaltung des von Frotz Kühn für die Dachkuppel
der ehemaligen Hedwigskathedrale geschaffenen Oberlichts,
das das ehemalige Kuppelkreuz tragen konnte.
Kreuz, Stern und Kreis verbanden sich
zu einer harmonischen Form.

 

AKTUALISIERUNG  28.12.2024

Die Drohung lauert auch in der Berliner U-Bahn

Das Erzbistum Berlin droht mit "Berlins Himmel, wie Sie ihn noch nie gesehen haben"

Plakat hinter den Gleisen im Bahnhof Stadtmitte der U-Bahn-Linie 6.
Das Erzbistum Berlin wirbt für ein Netz mit einem bläulichen Loch,
in der umgebauten Halle der ehemaligen Hedwigskathedrale
 

Nicht ein Loch im Netz hinter schwarzen Türen ist Berlins Himmel

Das sollte den Berlinern eine Warnung sein. Nur draußen, im Freien, sieht man den Himmel in all seiner Schönheit. Wer sich hinter die schwarzen Türen der Halle von Sankt Hedwig Mitte begibt, sieht allenfalls durch das von einer Blechröhre geformte Loch einen kleine Ausschnitt des durch ein Netz verdeckten Himmels.

Hinter den schwergängigen, hohen Ganzglastüren des Windfangs
schließen abweisende schwarze Türen die Eindringenden ein.
Unter einem Netz gefangen, zeigt nur ein Loch den verlorenen Himmel


 

 

 

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