Heiner, der Gestalter – im Sandkasten
Zu seinem 70. Geburtstag wollte die katholische Zeitschrift für die ostdeutschen Bistümer "Tag des Herrn" ein Loblied auf den Erzbischof von Berlin singen. Die Redaktion hätte 70 Kerzen auf einer Geburtstagstorte thematisieren können. Aber man wollte mit biografischen Details die Eignung Heiner Kochs für das Bischofsamt begründen. Das musste natürlich schiefgehen.
Behütete Kindheit, Jugend im Schützenverein, Karnevalsliebe und rheinische Heimatverbundenheit prägten seine Persönlichkeit. Provinzialität befähigt aber nicht zu einer kirchlichen Leitungsposition in der weltoffenen, säkularen Hauptstadt Berlin.
In der Geburtstagsstory ist zu lesen, dass Heiner Freude am Gestalten im großen Sandkasten hatte. Auf groteske Weise wird ein Bogen geschlagen vom Spielplatz zum Kathedralumbau.
Einige Auszüge aus dem Beitrag der Zeitschrift vom 09.06.2024 belegen das krampfhafte Ringen der Autorin, einen provinziellen, gemütlichen Priester zu einem visionären Gestalter und kompetenten Bauherrn zu stilisieren.
"Heiner Koch hat seine Kindheit am Stadtrand von Düsseldorf als sehr prägend in Erinnerung."
"… das katholische Brauchtum des Rheinlands, der Karneval und das katholische Schützenwesen sind ein wichtiger Teil seines Lebens".
Glückliche Kindheit in Geborgenheit.
"Ich habe sehr viel im Freien gespielt und konnte dabei meine Talente entfalten." Das behauptet der Gelobte über sich selbst, da wohl andere keine Talente bei ihm entdecken.
"Düsseldorfs Stadtteil Eller wuchs, überall wurde gebaut. Heiner entdeckte dort besonders seine Freude am Gestalten – im großen Sandkasten auf dem Spielplatz, aber auch als kleiner Helfer für die "echten" Bauleute."
"Unvergesslich sind ihm die Jugendsommerlager in Südtirol, die er mitgestalten durfte.
"Heiner Koch erlebte die Kirchengemeinde in seiner Jugend als Zuhause, und er freute sich über die großen Freiräume zum Mitgestalten."
"Die säkulare Prägung der Stadt Berlin ist für den im Rheinland aufgewachsenen Heiner Koch eine Herausforderung." – an der er scheiterte, wäre hinzuzufügen.
Heiner Koch maßt sich an, beim Spiel im Freien, die "Talente entfalten" zu haben, im Sandkasten zum Gestalter geworden zu sein, um sich zum Umgestalter von Sankt Hedwig aufzuschwingen.
Im "Tag des Herrn" vom 09.06.2024 wird Erzbischof Koch zum "Gestalter" stilisiert, weil er im großen Sandkasten auf dem Spielplatz Freude am Gestalten hatte. |
"Kreuz war gestern" – jetzt Pessar
Auf dem Titelbild der neugestalteten Zeitschrift "Tag des Herrn" prangt der Slogan, den Erzbischof Koch auf der Kuppel der Berliner Hedwigskathedrale baulich umsetzen ließ: "Kreuz war gestern". Heiner Koch veranlasste, dass das vom Metallkünstler Fritz Kühn geschaffene Opaionfenster mit dem Kreuz von der Kirchenkuppel gerissen wurde. Das entstandene Loch im Kirchendach wird beim seit 2018 betriebenen Radikalumbau mit einer transparenten Plastikschale abgedichtet, die einem Diaphragma gleicht, einem Pessar.
In den Innenraum soll Sonnenlicht eindringen, aber vor Feuchtigkeit und Befruchtung schützen Folien aus Kunststoff, die die Öffnung verschließen.
Einst gab das Kreuz Orientierung für die Menschen, nun regt ein Pessar über einem Kuppelraum die Besucher von Gottesdiensten zum Nachdenken über Verhütung an.
Grafiken:
Heiners Sandkasten
Schule eines Gestalters?
Heiner-Koch_der-Gestalter_im-Sandkasten-geschult_Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin.jpg
Kreuz war gestern, jetzt Pessar
Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin_Kreuz-war-gestern_jetzt-Pessar.jpg
Quellennachweis des zitierten Artikels:
"Tag des Herrn" Nummer 18, 9. Juni 2024, Seiten 28 und 29
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