Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Donnerstag, 26. Dezember 2024

Heiner Koch bewirbt ein Loch in Sankt Hedwig Mitte Berlin

Offensichtlich hat Sankt Hedwig Mitte Leuchtreklame nötig

Wer vom imposanten Berliner Dom am Lustgarten kommt, lässt in Richtung Westen den Bebelplatz mit dem kreuzlosen Kuppelbau neben der Staatsoper links liegen. Auf dem Weg zum Brandenburger Tor wiederholt sich auf drei beleuchteten Litfasssäulen der Spruch auf hellem Grund "Berlins Himmel - wie Sie ihn noch nie gesehen haben". Nur in der Dunkelheit ist der Schriftzug einigermaßen gut erkennbar, also immer dann, wenn der Himmel schwarz ist. Nur sehr akribische Flaneure auf dem Berliner Boulevard bemerken zwischen der zweiten und dritten Zeile des schwarzen Textes eine bläuliche Verfärbung des gräulichen Grunds (s. Detail-Abbildung ganz unten).

Dieser bläuliche Fleck wird mit aufwendiger Straßenreklame auf drei Litfass-Säulen beworden. Die Autofahrer sollen umkehren, die Passagiere von Bussen sollen aussteigen, um in die Kuppelhalle von Sankt Hedwig Mitte zu gehen. Die Werber vom Erzbistum Berlin behaupten vollmundig, dass dort der Himmel, wie nirgends sonst, zu sehen wäre. Schon das undeutliche Bild des Loches in der Saaldecke weist auf die dort zu erwartende Enttäuschung hin. Wer den Himmel sehen möchte, sollte nicht in geschlossene Räume gehen, sondern in Gottes freier Natur den Blick nach oben richten.

Vergleich von Leuchtreklamen in Berlin
auf dem Boulevard "Unter den Linden"
vom Erzbistum Berlin und
vom Friedrichstadt-Palast Berlin


Das Loch in der Gipskarton-Zwischendecke von Sankt Hedwig Mitte

Das wesentliche Detail, mit dem das Erzbistum Berlin für den Besuch der über 6 Jahre lang für mehr über 44 Millionen Euro radikal umgebauten ehemaligen Hedwigskathedrale wirbt, ist ein Loch inmittel einer geometrisch gemusterten Gipskarton-Innenkuppelschale. Die Umbauer und kirchlichen Bauherren wollen den Eindruck erwecken, das sich folgendes Bild ergibt:

Sankt Hedwig Mitte Berlin
_Deckenloch in der Zwischenkuppel bei strahlendem Himmel
(Ausschnitt aus dem Titelbild des offiziellen Kurzführers des Erzbistums Berlin)
Dass kaum etwas zu erkennen ist, liegt nicht an schwachen Augen,
sondern an der schlechten Gestaltung durch die Umbauverantwortlichen.



Schlimm nur, dass selbst diese grafisch idealisierte Darstellung, nur schwer lesbar ist und nicht beeindrucken kann. Trotzdem wird dieses beschönigende Bild in der Werbung des Erzbistums Berlin vielfach verwendet.

In Wirklichkeit nehmen die Augen der Besucher etwas völlig anderes wahr. Durch einen Ring von 129 gleißender Scheinwerfern rings um das Loch geblendet, ergibt sich ein scharfer Kontrast, der die unbelichtete Gipskartonfläche um das Loch dunkel erscheinen lässt.

Diesen Eindruck vermittelt das mit gleißenden Scheinwerfern umringte Loch
in der Mitte der neu eingebauten Unterkuppel, die im Schatten dunkel wirkt.

Aufrüstung mit Batterien von Lichtkanonen gegen die Langeweile

Angesichts der sich durch den Umbau präsentierenden tristen, sterilen Halle ließ das Erzbistum Berlin schwere Geschütze auffahren, um die Besucher mit einem Maximum an Flutlicht zu überwältigen. Die in Batterien vorgefertigten 129 beweglichen Scheinwerfer vermitteln geradezu einen militanten Eindruck. Es ergeben sich Assoziationen zu Bildern aus Kriegsdokumentationen (Raketenwerfer oder "Stalinorgeln").

Batterien von Lichtkanonen wurden in Sankt Hedwig Mitte in Stellung gebracht

Die vor 70 Jahren nach der Kriegszerstörung beim Wiederaufbau errichtete schlanke Dachkuppel war von Fritz Kühn mit einem Oberlicht verziert worden (Bild am Ende des Beitrags), dass das Kuppelkreuz trug. Diese überzeugende Gestaltung wurde beim Umbau der fixen Idee geopfert, dass die Kuppelunterseite halbkugelförmig sein soll. Dafür wurde eine ungetüme Metallkonstruktion von 3 Meter Höhe und 6 Meter Durchmesser eingebaut. Die obere tragenden Dachkuppel wird nun mit der formalistischen Scheinkuppel durch einen 3-Meter-Schlot verbunden, der die Lichtöffnung um einen Meter auf weniger als 5 Meter reduziert.

Metallkonstruktion für den Blechschlot in der Halle von Sankt Hedwig Mitte,
der das Oberlicht der Kuppel verringert und den Ausblick erheblich einengt.
Unten sind die Befestigungselemente für die Scheinwerfer zu sehen.

Die enorme Größe dieser Metallkonstruktion verdeutlicht
den Raumverlust der Kuppelhalle von Sankt Hedwig


Der ideelle Verlust überwiegt weitaus die Verschwendung von Millionen

Es wurde ein immenser Aufwand betrieben, um etwas Schönes und Wertvolles zu zerstören, ohne im Entferntesten mit dem Verlorenen konkurrieren zu können. Das von Fritz Kühn klar gestaltete Opaion zog in dem Raumkunstwerk von 1963 die Augen der Gottesdienstbesucher in den Bann und inspirierte sie zu meditativen Gedanken.

Gestaltung des von Frotz Kühn für die Dachkuppel
der ehemaligen Hedwigskathedrale geschaffenen Oberlichts,
das das ehemalige Kuppelkreuz tragen konnte.
Kreuz, Stern und Kreis verbanden sich
zu einer harmonischen Form.

 

AKTUALISIERUNG  28.12.2024

Die Drohung lauert auch in der Berliner U-Bahn

Das Erzbistum Berlin droht mit "Berlins Himmel, wie Sie ihn noch nie gesehen haben"

Plakat hinter den Gleisen im Bahnhof Stadtmitte der U-Bahn-Linie 6.
Das Erzbistum Berlin wirbt für ein Netz mit einem bläulichen Loch,
in der umgebauten Halle der ehemaligen Hedwigskathedrale
 

Nicht ein Loch im Netz hinter schwarzen Türen ist Berlins Himmel

Das sollte den Berlinern eine Warnung sein. Nur draußen, im Freien, sieht man den Himmel in all seiner Schönheit. Wer sich hinter die schwarzen Türen der Halle von Sankt Hedwig Mitte begibt, sieht allenfalls durch das von einer Blechröhre geformte Loch einen kleine Ausschnitt des durch ein Netz verdeckten Himmels.

Hinter den schwergängigen, hohen Ganzglastüren des Windfangs
schließen abweisende schwarze Türen die Eindringenden ein.
Unter einem Netz gefangen, zeigt nur ein Loch den verlorenen Himmel


 

 

 

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Sankt Hedwig Mitte – Im Wahn des neuen Babel

METROPOLIS und SANKT HEDWIG MITTE  –  Wie sich die Filmsets gleichen

Am 16.12.2024 zeichnete das ZDF in der radikal umgebauten Kuppelhalle der ehemaligen St. Hedwigskathedrale eine kultische Veranstaltung auf, die deutschlandweit live gesendet wurde und in der Mediathek weiterhin zu besichtigen ist.

Dabei war die Ähnlichkeit der entleerten Halle mit dem Filmset der dystopischen Stadt Metropolis nicht zu übersehen, die Fritz Lang 1927 in seinem gleichnamigen Stummfilm in Szene setzte. Die gigantomane, entmenschlichte Kulisse der Stadt Metropolis, vor der der Film warnt und die in ihm durch Empathie hoffnungsvoll überwunden wird, scheint in der geometrischen Rundhalle von Sankt Hedwig Mitte wiedererstehen zu sollen. 

Blockartige Kolonnen von gleichgeschalteten Subjekten
umstehen ein zentrales gepmetrisches Idol.
Sankt Hedwig Mitte Berlin gleicht dem Filmset
der entfremdeten Welt der Stadt Metropolis.


Die mechanisierte, von Eliten gelenkte Welt, in der Maschinenmenschen an zugewiesenen Plätzen gleichgeschaltete Blöcke bilden, wird zum Ideal der räumlichen Versuchsanordnung der Eventlocation "Sankt Hedwig Mitte". Gefühlskälte und Sterilität sind die Mittel, um einen abgerundeten Betonblock zum Kultobjekt zu stilisieren.

Im Film Metropolis, der auf Thea von Harbous gleichnamigem Roman beruht, wird als Schlüssel zur Überwindung dieser berechnenden, entfremdenden Welt der Ausweg erkannt:
"Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein."
Aus der entleerten Halle von Sankt Hedwig Mitte ist das Herz verbannt.
Alles,
womit die ehemalige Hedwigskathedralewas durch Erlebnisse und Gebet aufgeladen wurde, ist bilderstürmerisch zerschlagen und eliminiert worden.

Fast hundert Jahre nach Metropolis phantasierten diejenigen, die das Gotteshaus der Hedwigsgemeinde trickreich in ihren Besitz brachten, wieder von der Erschaffung des Turms zu Babel. In ihrer Hybris wollten Planer etwas Niedagewesenes, die Kathedrale des 21. Jahrhunderts, "the furture cathedral", obwohl ihnen grundlegende Planungs- und Gestaltungsmittel fehlen.
Radikale Reduktion, das Gegenteil von Gestaltung, wird als Kunst verkauft.
–  Geometrische Betonklötze werden zu liturgischen Objekten erklärt.
–  Nuten in Fußbodenplatten sollen zur Kreuzwegmeditation animieren.
–  Bläschen in trübem Fensterglas will man als eingefrorene kosmische Konstellation ausgeben.

Umständlich beschriebene Kopfgeburten, also Hirngespinste, ersetzen nun das zerstörte Kulturerbe, jenes 1963 vollendete Raumkunstwerk, das unter Leitung von Hans Schwippert von bedeutenden Künstlern geschaffen worden war.

Sankt Hedwig Mitte ist nur noch eine herz- und seelenlose Hülle,
die einen neuen Kult begründen soll, ein neues Babel. Es ist ein Mahnmal eitler Hybris.

Touristen werden staunen, wie sich geistliche Herren für Dutzende Millionen das große Nichts andrehen ließen – von allen guten Geistern verlassen.

 

Sonntag, 24. November 2024

Sankt Hedwig Mitte – Abriss stillos kaschiert

Radikale Reduktion

Der kirchliche, erzbischöfliche Erbbaupächter ließ die einstigen Gemeindekirche von Sankt Hedwig, die aus den Trümmern des Krieges zu einer würdevollen Kathedrale erstanden war, seit 2018 grundlos und mutwillig im Inneren zerstören und überantwortete das Schicksal des Bauwerks einem österreichischen Designer. Dieser durfte hier seinen zwanghaften Trieb nach Reduktion befriedigen. "Radikale Reduktion" ist sein stilistisches Credo. Konsequente Reduktion führt letztlich zum Nichts.

Das Nichts steht für Atheismus

Die Voraussetzung von Bilderstürmerei ist ein künstlerischer Bestand, der allein das Feuer der Vernichtung nähren kann. Die kurzzeitige Hitze nimmt im Verlöschen immer mehr ab. Die Asche verweht und nur Kälte und Kahlheit bleibt.
Das Ziel "radikaler Reduktion" ist die Leere, das Nichts.
Eine hohle Gebäudehülle ohne Inspiration ist die adäquate Heimstatt für Atheismus. Die Leere, das Nichts als beherrschendes Element.

Das Loch von Sankt Hedwig Mitte

Ein Beispiel für das Nichts ist das Loch. Einst verunglimpfte der Kurzzeit-Erzbischof von Berlin, Kardinal Woelki, die zentrale Confessio, die zum Grab des Seligen Bernhard Lichtenberg hinabführt, als "Loch". An dieser zentralen Stelle wurde jetzt das Symbol eines abgeschlagenen Phallus umgedreht und auf einen Pfahl gespießt (s. dazu Anti-Phallus-Kult in Sankt Hedwig Mitte).
Das "Loch" wurde beim Umbau in den Kuppelscheitel der Halle verlegt. Dafür wurde aus formalistischen Gründen eine unnötige Zusatzkuppel als Schwere Stahlkonstruktion eingebaut, die mit Gipskarton kaschiert wurde. Unterkuppel und Dachkuppel sind durch einen drei Meter hohen Blechschlot verbunden. Am höchsten Punkt des symbolischen Himmelsgewölbes ist jetzt ein Loch, das nur den Blick auf Wolken freigibt, wenn der nicht durch Vogelkot getrübt wird.
Das Loch vermittelt deutlich: "Da ist nichts, da ist kein Gott." Das Loch in der Kuppel von
Sankt Hedwig Mitte ist ein perfektes atheistisches Symbol.

(Im Gegensatz dazu gab es in der ehemaligen St. Hedwigskathedrale an gleicher Stelle ein lichtdurchflutetes, mit Kreuz und Stern gegliedertes Opaion. Es trug ein im Stadtraum weit sichtbares Kuppelkreuz, das den senkrecht darunter liegenden Ort der Eucharistie bezeichnete.)

Wie stellt man die Leere dar?

Mit der angestrebten Leere ergibt sich in "Sankt Hedwig Mitte" ein Problem. Nur im Gegensatz zu etwas Substanziellem lässt sich das Nichts erkennen. In der hohlen Halle muss das Nirvana des Nichts durch Innenausbau gefasst werden.
Also verschraubten Trockenbauer Gipskarton, Putzkolonnen verteilten Mörtel, Klempner verlegten Rohre. (Nur in den unzugänglichen Hinterzimmern gönnte sich das Personal furnierte Einbaumöbel. So kann asketisches Image öffentlich weiter zur Schau gestellt werden.)
Im Ergebnis entstand ein billig wirkender gewerblicher Ausbau, wie in Lagerhallen, Baumärkten und Discountläden.
Sankt Hedwig Mitte ist
eine Lagerhalle mit Stuhldepot.
Während die gewerblichen Bauten aber einem stilistischen Konzept folgen, eine Corporate Identity besitzen, ist in Sankt Hedwig Mitte nur Einförmigkeit und Ödnis Programm.

Mit Versatzstücken etwas auflockern

Doch der Horror Vacui und Honorarwünsche lösten wohl die Versuchung aus, hier und da die allgemeine Leere mit Versatzstücken zu füllen, die in den Plänen mit "künstlerisch gestaltet" bezeichnet sind. So ist Sankt Hedwig Mitte nun ein Sammelsurium unterschiedlicher Designkopien aus Kitsch und Kommerz.

 

1.  Fugengewirr als Dekor

Sowohl in der oberen Halle, als auch in der Kellergruft sind die neuen Deckenflächen gekrümmt. Die Formen wurden preissparend und effizient als geodätische Kuppeln aus ebenen Teilflächen in Gitternetzen gebildet. Die Knicklinien des Gipskartons oder der Betonschaltafeln sollen kaschiert werden. Das geschieht zum einen durch Gipsleisten, zum anderen durch vertiefte Rillen. Die aus dieser technischen Notlösung entstandenen Muster werden als Dekor deklariert. Wer das für Gestaltung hält, hat sich täuschen lassen.

Das Design alltäglicher Produkte auf der Straße oder im Discounter ist phantasievoller. Die Grafik zeigt einen Vergleich.

2024_Sankt Hedwig Mitte Berlin_
Fugengewirr als Deckendekor_
Bautechnologische Vorgaben von Fertigteilen
werden als "Gestaltung" ausgegeben 


2.  Ein Kreuzweg aus Trittsteinen im Fußboden

Eigens für die einstige, von Tageslicht erfüllte Unterkirche, die nun zerstört ist, schuf der Josef Hegenbarth, sein letztes Werk, einen Zyklus von Kreuzwegbidern. Diese ergreifenden Darstellungen wurden entfernt, um stattdessen 14 Fußbodenplatten mit unterschiedlichen Rillen als Kreuzweg auszugeben. Sollen die Besucher dieser neuen Taufgruft mit ihren Schuhsohlen den Stationen des Leidenweges Christi nachspüren? Dann gibt es auch auf sanierungsbedürftigen Gehwegen etliche sakrale Betonplatten. Das vorab vom Erzbistum Berlin bekanntgegebene Gestaltungskonzept wird in einer mögliche Animation gezeigt und in der Grafik mit beschädigten Gehwegplatten verglichen.

2024_Sankt Hedwig Mitte Berlin_Kreuzweg_
Das Leiden Christen als Reihe von Fußabtretern

3.  Verflochtene Leiber an der Wand der Monstranzkapelle

Im Schrottcontainer eines Krematoriums werden die Kreuzverzierungen der Särge gesammelt, da sie nicht verbrennen. Den Besuchern der neuen Monstranzkapelle wird nun vor Augen geführt, dass von Christen nichts übrigbleibt, als die in Massenproduktion gefertigten Christusfiguren. Dieser Schrott wird kreuz und quer auf der Wand einer ehemaligen Gruft in Sankt Hedwig Mitte drapiert. Ein fatales Bild der Hoffnungslosigkeit für Menschen, die daran glauben wollen, dass sie als Individuen von Gott gesehen werden und aufgehoben sind. Zur deprimierenden Vielzahl der Schrottkreuze kommt noch die verhöhnend wirkende Verquirlung der ehemals sakralen Figuren. Die Monstranzkapelle ist von monströser Geschmacklosigkeit. Man meint in eine Grube zu blicken, auf deren Grund viele tote Insekten oder Reptilien kleben. Weitere Assoziatonen zeigt die Grafik.

2024_Sankt Hedwig Mitte_Monstranzkapelle_
Dutzende Figuren verflochtener Leiber
kleben an der Wand

 

Am 24.11.2024 feiern sich die Umbauverantwortlichen in einer geschlossenen Veranstaltung selbst. Am darauffolgenden Tag, dem 25.11.2024 – mehr als sechs Jahre nach der Schließung der St. Hedwigskathedrale wird das radikal umgebaute Gebäude, das zerstörte Denkmal, als profan nutzbare Veranstaltungshalle für Besucher geöffnet. Die Leitung des Erzbistums Berlin hatt sich in herausfordernden Zeiten für mindestens 78 Millionen Euro eine Aufsehen erregende Repräsentanz und Penthouses in Citylage für das Spitzenpersonal schaffen wollen.

Für viele Katholiken gibt es in Berlin nun keine Kathedrale mehr. Alle Berliner und Besucher der Stadt haben ein bedeutendes Denkmal deutsch-deutscher Gemeinschaft in Zeiten der Teilung verloren. Die Vernichtung dises Denkmals wurde von Bund und Land Berlin mit einem Drittel der Kosten aus allgemeinen Steuermitteln gefördert. Die rücksichtslose Durchsetzung dieses Radikalumbaus durch die Kirchenherrscher ist ein präpotentes Zeichen für Machtanspruch und Spaltung.


Samstag, 23. November 2024

Klais-Orgel der Hedwigskathedrale von 1978 verschrottet?

Was geschah mit der Großen Klais-Orgel der St. Hedwigskathedrale von 1978?
Vollmundig wurde vom Erzbistum Berlin seit Jahren behauptet, man würde die Orgel demontieren und lediglich während der Umbauzeit auslagern. Doch nun ist eine andere Orgel in der neuen Veranstaltungshalle zu sehen.
In den aktuellen Verlautbarungen wird eine klare Aussage vermieden, ob ein Wiedereinbau oder ein Neubau erfolgte. Wo die Wahrheit vorenthalten wird, geht Glaubwürdigkeit verloren. 

Bereits an den Umbauplänen seit 2014 war zu erkennen, dass für den Wiedereinbau der Platz fehlen würde. Anstelle des zentralen Mitteleingangs, ist die Blechröhre installiert worde, durch die die Kellerstiege in die Taufgruft führt (s. Abb. unten). Dieser Metallkonstruktion musste die Orgel ausweichen. Zudem war unter der Orgel noch ein mehrstufiges Chorpodest vorgesehen. Doch von den Verantwortlichen wurde nicht eingestanden, dass all dies eine andere Orgel zur Folge haben würde.
In der Genehmigungsplanung war zeichnerisch von den Bauplanern vorgegeben worden, die Orgel ließe sich um einem Meter nach vorn und einen Meter nach oben versetzen. Der Orgelbauer hatte offensichtlich eine andere, fachlich begründete Meinung und baute eine neue Orgel.

Die erheblichen konstruktiven Unterschiede der Klais-Orgeln von 1978 und 2024 sind augenfällig

Orgelfreunde sollten sich bei den Verantwortlichen erkundigen, wie ernst die päpstliche Enzyklika "Laudato si’" genommen wird. Fühlt die Katholische Kirche sich nicht dem Gebot der Nachhaltigkeit verpflichtet, um einen Beitrag zur Erhaltung von Gottes Schöpfung zu leisten? Welche Bestandteile der ausgebauten Orgel wurden tatsächlich wiederverwendet. In welchem prozentualen Umfang ist der Bestand erhalten worden. Es ist zu sehen, dass die Windzuführung neu ist, und damit das wesentliche Gerüst des komplexen Instruments, der aufwendigste Teil der Gesamtvorhabens. Sind wenigsten Pfeifen erhalten geblieben oder ist nur das geschmolzene Metall recycelt worden.

Wie hoch sind die Kosten für die Veränderungen? Wo bleibt die Transparenz, von der die Verantwortlichen öffentlich gern reden?

 

Ein Blick hinter die Kulissen

Der Einbauort der Orgel auf der Baustelle "Sankt Hedwig Mitte" im September 2023:

Wie ein Lindwurm kriecht die Treppenröhre zwischen den Stahlträgern für die Schwalbennestorgel in die Kellergruft und nimmt der Orgel den Platz. Links und rechts ist zu sehen, dass die ehemaligen Säulen bereits mit Gipskartonelementen zu rohrartigen Stützen entstellt wurden.

 

Sonntag, 17. November 2024

Anti-Phallus-Kult in Sankt Hedwig Mitte

Symbolik des zentralen Designobjekts in Sankt Hedwig Mitte

Am Kirchweihtag 2023 wurde in der durch inneren Abriss ruinierten ehemaligen Hedwigskathedrale in Berlin ein Designobjekt als Altar geweiht, das nach römisch-katholischen Kriterien nicht als solcher gelten kann. Die Form steht nicht für die komplexen theologischen Bedeutungen eines Altars (Tisch, Thron, Neuer Bund und massiver Block, der Opfer, Grab und Erlösung symbolisiert).
Bisher wurde nur über das Material (Terrazzobeton) und die dem Zement beigemengten Zuschlagstoffe des Objekts referiert. Wichtiger ist aber die Frage, was die umgestürzte runde Form, die ohne Halt schwanken würde, symbolisieren soll.

Ein abgeschnittener, umgekehrter Phallus als Altar?

In der sterilen Atmosphäre einer Trauerhalle bildet ein von Stuhlreihen umringter Betonblock das zentrale Objekt aller Aufmerksamkeit. Dessen Gestalt ist im asiatischen Raum bereits als Lingam religiös besetzt. Mit der gerundeten Form wird hier das hinduistische, phallische Symbol, das für die schöpferische, fruchtbringende Kraft Shivas steht, kopiert und ins Gegenteil verkehrt. Hier wurde der Phallus abgeschlagen und stürzte hinab. Das abgehackte Stück wird als Fanal bodenwärts aufgespießt, in die Tiefe gerichtet, in den Orkus.

Schnittwunde ist Ort der kultischen Handlungen

Die Schnittfläche ist zum Ort der Zeremonien bestimmt. Dadurch wird die Abtrennung zur Hauptsache stilisiert. Nur durch eine symbolische Kastration erwirbt die Priesterschaft das Privileg, sich dieser Schnittwunde, die von ihrem Oberhaupt mit geweihtem Öl gesalbt wurde, zu nähern, sie zu berühren und sogar zu küssen.
Soll das bedeuten, dass im Katholizismus nur der Entmannte als rein und würdig
gilt, Verehrungsakte zu vollziehen. Symbolisch entmannte Männer zelebrieren Feierlichkeiten, betonen ihre Andersartigkeit, feiern sich damit selbst.

Das betende Volk umringt in feierlicher Demut, unter Führung symbolisch kastrierter Priester, den abgeschnittenen, gestürzten Phallus.

Ein Symbol für aggressiven Feminismus?

Das zentrale Kultobjekt der patriarchalen Kirche Berlins im Ergebnis des Kathedralumbaus ist das destruktive Symbol der Kastration. Es ist das Bild für brutale Entmannung in der Phantasie von aggressivem Feminismus – der abgehauene, zu Boden geworfene Penis. 

Erläuterung der Grafik

Hinduismus

Phallus als Lingam
–  aufrecht stehend, gen Himmel aufragend
–  schöpferische Kraft, lebensspendend, fruchtbringend

Von Frauen und Männern verehrt,
mit Flüssigkeiten belebt, mit frischem Wasser gereinigt
und mit farbigen Blumen geschmückt.

Katholizismus
Erzbistum Berlin

Gestürzter phallischer Altar
–  abgeschnittener, umgekehrter Phallus
–  in die Tiefe gerichtet, in die Unterwelt

Ein destruktives Symbol der Kastration:
Erschlaffte Kraftlosigkeit vermittelt Weltabgewandtheit,
Versenkung in den Untergrund.

Resümee

Von Stühlen umringt,
inmitten der Menge –
ein abgeschnittener Phallus
bodenwärts aufgespießt.
Eunuchenkult? 

 

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Sankt Hedwig Mitte mit Netzstrumpfmuster

Wenn sich Ende November 2024 Besucher von Sankt Hedwig Mitte in der Kuppelhalle am Berliner Bebelplatz umsehen, werden sie kaum etwas entdecken, was ihr Interesse weckt. Ringsum öde Leere, monotone Wände, dicke Rohre und blasse Fenster. In einer sterilen Atmosphäre stehen im Kreis um eine Halbkugel aus Beton viele Stühle. Ist dies ein Stuhllager? 

Beim Blick nach oben werden sie ein ziellos mäanderndes Muster erkennen und Sinn im Labyrinth suchen. Damit lenkt zumindest etwas von der gähnenden Langeweile ringsum ab. Es werden sich Assoziationen ergeben. Das Liniengewirr auf der weichen Rundung der Innenkuppel erinnert an Netzstrümpfe, was bei Frauen Neugier und bei Männern Erregung auslösen kann. Was trieb die geistlichen Herren dazu, sich mit einem überdimensionalen Strumpfmuster zu umgeben. Dass im Zentrum der Rundung im Strumpfmuster ein großes Loch klafft, steigert die Schlüpfrigkeit. 

Welche Phantasien entwickeln die gelangweilt auf Stühlen ausharrenden Männer, wenn sie den Blick nach oben auf das orientalisch anmutende Dekor richten. Eine animierte Grafik von Netzstrumpfdekor im Umbau der ehemaligen Hedwigskathedrale wurde vom Erzbistum Berlin zu der Zeit präsentiert, als 2023 ein Ausstellung von Daido Moriyama im C / O Berlin gezeigt wurde. Wurden die erotischen Netzstrumpfbilder des japanischen Fotografen von den Umbauverantwortlichen adaptiert?



Unsicherheit bei der Dekoration

Vorher war eine andere Innenansicht der Kuppelhalle als Umbauergebnis öffentlich angekündigt. Sie folgte im Deckenbereich der Rippenstruktur, wie sie mit dem Wiederaufbau der Kuppel nach der Kriegszerstörung vorgegeben war. Strahlenförmig führten Profile von den Stützen hinauf zum Oberlicht und wirkten damit himmelsweisend. 


Muslimisches Dekor nachahmend

Bei dem jetzt ausgeführten Umbau überzieht ein richtungsloses Dekor die Oberfläche der neu eingezogenen Scheinkuppel. Chaos als Abbild göttlicher Ordnung? Der Versuch, muslimische Muster zu imitieren schlug fehl. An die geometrische Virtuosität orientalischer Gestaltung reicht die einförmige Aneinanderreihung von Polygonen nicht heran. Außerdem überzieht das dröge Muster wie eine randlose Häkeldecke die Kuppelinnenfläche. An den Rändern und im Loch in der Mitte franst das Muster aus, als hätten Motten es angefressen.


Das Loch mit Plastikdeckel

Ein Foto zeigt im Ergebnis der Ausführung das Loch in Kuppelmitte mit dem ausgefransten Netzstrumpfmuster und dem bläulichem Plastikdeckel als Wetterschutz. Zu sehen ist die Lücke zwischen der ursprünglichen Dachkuppel und der zusätzlich eingebauten, unnötigen Zusatzkuppel. Stahlträger mit brauner Rostschutzfarbe, Schrauben, Gipskartonkanten und allerlei bautechnische Innereien ragen aus dem Zwischenraum, um den die Kuppelhalle verkleinert wurde.


Letztlich nur vorgefertigte Gipskartonelemente mit Abdeckleisten

Tatsächlich entspricht das Muster weniger einer Gestaltungsabsicht, sondern folgt technologischen Erfordernissen industrieller Vorfertigung. Um eine gewölbte Fläche mit flachem, ebenen Gipskarton zu verkleiden, wurden vorgeschnittene Polygone geliefert, deren Stoßfugen mit Gipsleisten verdeckt wurden, um komplizierte Spachtelarbeiten zu umgehen. Weil keine Rundung ausgeformt werden konnte, ist nun ein Gewirr an Abdeckleisten zu sehen, die Spalten und Lücken kaschieren.

Kaschieren endspricht der Veranlassung und dem Ziel des unnötigen Umbaus – Mehr Schein als Sein.

 

Dienstag, 15. Oktober 2024

Heiner Kochs Werk – Sankt Hedwig sieht alt aus

Hedwig mit Haarnetz?

Vor dem unnötigen Umbau nannten viele Berliner Katholiken ihre Kathedrale liebevoll "Tante Hedwig". Allerdings nicht wegen ihres Alters, sondern weil sie liebenswert und behütend war. Seit Jahren wurden ihr von den neuen kirchlichen Besitzern Wunden geschlagen. Nun sieht die kranke "Tante Hedwig" auch noch alt aus: Sie ist ganz bleich und braucht jetzt ein Haarnetz.

Beim Berliner "Festival of Lights" schauten sich Tausende Schaulustige die angestrahlten Gebäude rund um den Bebelplatz an. Zur allgemeinen Verwunderung zeigte sich die seit Jahren verschlossene Hedwigskathedrale von einem Netz überzogen. Soll es ein Haarnetz für Hedwig sein oder wird sie mittlerweile von Spinnweben bedeckt? 

Beim Berliner "Festival of Lights" zeigte sich Sankt Hedwig mit Haarnetz und sah alt aus.

Sankt Hedwigs Leidensgeschichte

Man hat der ehemaligen Hedwigskathedrale arg mitgespielt. Fremde Herren aus dem Rheinland haben sich ihrer bemächtigt und sie malträtiert. Sie raubten ihr krönendes Kreuz, entstellten ihr Gesicht und zerschlugen ihr Inneres. Dann kaschierten sie ihr ruinöses Skelett mit Gipskarton und Pappmaschee, doch sie bleibt zerschunden und ausgeblichen. 

Mehr als sechs Jahre ist es her, dass Erzbischof Koch die Kathedrale schloss und die Gläubigen aussperrte. Kaum jemand erinnert sich, dass hier einmal ein Gotteshaus war, in dem Christen sich versammelten und gemeinsam beteten.

Zum Zeichen der Verwahrlosung ist mittlerweile auch das Innere der Baustelle mit Gespinsten überzogen, wie von Spinnen gewebt.
Das skurrile Netzmuster wuchert sowohl auf der nachträglich nutzlos eingezogenen Innenkuppel, als auch an der absperrenden Betondecke der unterirdischen Gruft, in deren Mitte ein Tauchbecken auf Täuflinge wartet. Wer wird den Abgang vom Windfang durch eine Blechröhre mit steiler Stiege in die tageslichtlose Tiefe wagen, um sich in einem Wasserbassin untertauchen zu lassen?

Die fabrizierte Einöde, die schaudern lässt und abstößt, wird im Unterschied zur früheren Kathedrale, "Sankt Hedwig Mitte" genannt, als sei es eine Bushaltestelle. Das Netz, ein Symbol für Ziellosigkeit, Verwirrung und Gefangenschaft, das im tristen Inneren von Sankt Hedwig Mitte wuchert, zeigte sich jüngst in Oktobernächten sogar außen. 

Übernehmen die Umbauverantwortlichen Verantwortung?

Nicht nur die temporäre Lichtinstallation ist verstörend. Dauerhaft wird das sinnfreie Netzdekor nun der einzige "Schmuck" neben den ansonsten kahlen Flächen des Inneren sein. Fehlt den kirchlichen Bauherren jegliches Gespür, dass sie die Peinlichkeiten nicht bemerken? Oder wollen sie krampfartig das wenige Neue betonen, sei es auch noch so plump, um ihre Verantwortung für die Blamage zu verdrängen? 

Schon bald wird Heiner Koch im weiten Rund von fragenden Blicken umringt, neben einer Betonhalbkugel stehen. Da es In der leeren Halle kaum etwas Inspirierendes zu sehen gibt, erwartet man vom Zelebranten raumfüllendes Charisma, mitreißende Gesten und flammende Worte.
Bestimmt kann das einer, wie keiner – der Heiner !?
Toi, toi,toi!

Montag, 30. September 2024

Landesdenkmalamt bewirbt Denkmalvernichtung

Landesdenkmalamt Berlin musste sich politischem Druck beugen 

Das Erzbistum Berlin hatte seit Woelkis Zwischenstation in Berlin den festen Vorsatz, die denkmalgeschützte Innengestaltung der Hedwigskathedrale zu vernichten. Mit politischem Druck wurde die Denkmalzerstörung von der Leitung der Katholischen Kirche gegen den fachlichen Widerstand des Landesdenkmalamts durchgesetzt. Auf perfide Weise schoben Kirchenverantwortliche für jedes schätzenswerte Bauelement unhaltbare liturgische Argumente vor, um den Denkmalschutz aufzuheben. Verfassungsrechtliche Privilegien der Kirche schlugen Interessen der Allgemeinheit an Geschichtszeugnissen nieder. So wurde seit 2019 Stück für Stück alles zerschlagen, was Kontinuität bezeugen könnte. Nach der Auslöschung bisheriger Baugeschichte ließ der kirchliche Bauherr etliche Jahre lang an dem Umbau werkelt, von dem sich die Kirchenleitung Aufmerksamkeit und Repräsentation versprach. Nun ist eine stupide, gesichtslose, profane Halle das Ergebnis. 

Landesdenkmalamt lässt's nach der Niederlage laufen 

"Schutz" oder "Pflege" sind nicht Bestandteil des Titels der Behörde, die für Denkmale zuständig ist. Denkmale werden verwaltet. Abgänge werden abgehakt. Mit dem euphemistisch als "denkmalrechtliche Genehmigung" titulierten Freibrief für die "vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks" im Inneren der Hedwigskathedrale und allen die Außenwirkung bestimmenden Öffnungen verblieben dem Landesdenkmalamt lediglich gewisse Kontrollaufgaben. 

Die malträtierte historische Bausubstanz wurde mit Stahlkonstruktionen, Trockenbau, Beton und Bauchemie konfrontiert. Das barocke Gebäude wird mit billigen modernen Bausystemen überformt und entstellt. Aber was unternahm das Landesdenkmalamt nach der schuldlosen Niederlage im Kampf um den Erhalt einer wertvollen Denkmals? Wie wurde die Kontrolle wahrgenommen? 

Das Landesdenkmalamt ließ vieles laufen. 

Zitate aus der Anzeige des Erzbistums Berlin
in der Broschüre des Landesdenkmalamts Berlin
zum Tag es offenen Denkmals 2024


 

– Das Landesdenkmalamt ermöglichte dem kulturlosen, kirchlichen Bauherrn überdies, in den Veröffentlichungen des Landesdenkmalamts zu den Tagen des offenen Denkmals für Veranstaltungen zu werben, die die Denkmalzerstörung als Fortschritt feiern. 

– Das Landesdenkmalamt aktualisierte auch nicht die Denkmalliste, nachdem die denkmalgeschützte Innengestaltung bereits 2020 vernichtet war. 

– Das Landesdenkmalamt bot nun sogar in der aktuellen Broschüre zum Tag des offenen Denkmals 2024 den Denkmalzerstörern die Möglichkeit, mit einer Anzeige für die Eröffnung des Ergebnisses der Denkmalvernichtung zu werben. 

Die zuständige Abteilungsleiterin, Frau Dr. Ruth Klawun, und der Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut wurden diesbezüglich schriftlich um Stellungnahme gebeten. Es gibt nach fast vier Wochen keine Reaktion. Arbeitet die Behörde noch? Für den Fall, dass die Anfrage an das Landesdenkmalamt verloren ging, wird sie hier noch einmal vorgebracht und ist nun online verfügbar. 

Anfrage des Vereins Freunde der Hedwigskathedrale
vom 06.09.2024 an das Landesdenkmalamt Berlin,
Frau Dr. Ruth Klawun und Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut

 

Samstag, 31. August 2024

Sankt Hedwig Mitte – Sonder Müll Deponie

Gipskarton kaschiert beim Umbau eingebrachte Bauchemie

In der ehemaligen Hedwigskathedrale wird seit 2018 (inzwischen 6 Jahre lang) an einer Attrappe eines echten Gebäudes herumgewerkelt, nachdem der elegant gestaltete, denkmalgeschützte, 1963 vollendete Innenausbau von der derzeitigen Leitung des Erzbistums Berlin komplett herausgerissen, nach deren eigenen Worten "vollständig vernichtet" worden ist.

Die nach den Innenabrissen ruinöse Innenseite des barocken Mauerwerks wird mit einem Sammelsurium von Produkten der petrochemischen Baustoffindustrie und teils vorgeformten Gipskartonelementen verdeckt. Abhänger, Hilfskonstruktionen und Blechprofile tragen eine kaschierende Hüllschicht, die eine
glatte, kahle, oft hell getünchte Oberfläche bieten soll.

Hinter der zur Täuschung des Betrachters installierten Schauseite verbergen sich die umweltschädlichen Mischprodukte aus Erdöl, Plastik und giftiger Chemie. Der fromme Schein der neu entstehenden katholischen Repräsentanz verbirgt Tonnen einer nicht recycelbaren, umweltschädlichen Bauchemie.
"Sankt Hedwig Mitte" ist eine Sonder Müll Deponie.
 

Gesundheitsbewusste Menschen, die ihre Atemwege schonen und sich vor Allergien schützen wollen, sollten wiederholte Besuche dieser chemisch belasteten Innenräume von "Sankt Hedwig Mitte" meiden, die ab Ende November 2024 zugänglich sein sollen.

Nach dem Umbau der Hedwigskathedrale wird hinter den hell getünchten Kulissen tonnenweise chemischer Sondermüll aus gesundheits- und umweltschädlichen Baustoffen verborgen.
Mit der Zeit wird man es riechen und unangenehm spüren.


Die Absicht zur Vernichtung der Gestaltung der bis 2018 genutzten ehemaligen Hedwigskathedrale bekundete der Leiter des Erzbistums Berlin, Heiner Koch, vor Gericht:

"Im Zuge des geplanten Umbaus der St. Hedwigs-Kathedrale wird das streitgegenständliche Gesamtkunstwerk vollständig vernichtet."

Der Quellennachweis des schriftlichen Zitats vom 28.06.2019 findet sich in folgendem Link:
https://www.freunde-hedwigskathedrale.de/dokumente/gerichtliche-verfahren/landgericht-berlin/

 

Ein Blick hinter die Kulissen

Nach dem Zerstören der Innenausstattung aus Naturstein, Stuck und Edelputz wurden Teile des barocken Mauerwerks herausgeschlagen, um Platz für die billigen Einbauten aus Stahlbeton, Metallgerüsten, Blechprofilen, Gipskarton und Zementwerkstein zu schaffen. 

Zerstörung und Kontamination – Chronologie in Bildern

Zerstörung durch Abriss im Annexbau:

Abriss des bestehenden Ausbaus und Aushöhlen des barocken Mauerwerks im Annexbau, um Metalleinbauten für Trockenbauverkleidungen hineinzuferchen.


Der Annexbau wird durch Metalleinbauten zergliedert:

Der aufragende Innenraum des Annexbaus wird durch brachial eingequetschte Metalleinbauten zergliedert und eine Doppelstocksakristei wird nur mit Wendeltreppen begehbar sein.

 
Vernichtung des die Säulen
in der Kuppelhalle gestaltenden Stucks:

In der zentralen Kuppelhalle wurde der Stuck der Säulen, der die edle vertikale Ausformung –die Enthasis– bildete, brachial abgeschlagen und durch einförmigen Gipskarton ersetzt.

Billiger, einförmig vorgeformter Gipskarton wird angeschraubt:

Durch die angeschraubten einförmigen Gipskartonschalen verkommen die ehemaligen Doppelsäulen zu globigen, primitiven, rohrartigen Rundstützen.

Das zerschlagene Mauerwerk und Bauchemie wird hinter Trockenbau versteckt:

Kulissenbau statt Innengestaltung. Ein Gerüst von Blechschienen dient dazu, mit Gipskarton und Staffage auch minderwertiges bauchemisches Material zu verstecken.

Bauchemie wird als künftigen Sondermüll in Sankt Hedwig Mitte deponiert:

Petrochemische Industrieprodukte und nicht recycelbare Kompositbaustoffe werden tonnenweise im historisches Gebäude deponiert – von Denkmalämtern begleitet.
 
Das Innere der ehemaligen Hedwigskathedrale gleicht beim Umbau durch das Erzbistum Berlin einem unappetitlichen Chemielabor. Wird Geruch später vor den Ausdünstungen warnen?


Mittwoch, 31. Juli 2024

Berlins Erzbischof Heiner, der Gestalter, im Sandkasten geschult

Heiner, der Gestalter – im Sandkasten

Zu seinem 70. Geburtstag wollte die katholische Zeitschrift für die ostdeutschen Bistümer "Tag des Herrn" ein Loblied auf den Erzbischof von Berlin singen. Die Redaktion hätte 70 Kerzen auf einer Geburtstagstorte thematisieren können. Aber man wollte mit biografischen Details die Eignung Heiner Kochs für das Bischofsamt begründen. Das musste natürlich schiefgehen. 

Behütete Kindheit, Jugend im Schützenverein, Karnevalsliebe und rheinische Heimatverbundenheit prägten seine Persönlichkeit. Provinzialität befähigt aber nicht zu einer kirchlichen Leitungsposition in der weltoffenen, säkularen Hauptstadt Berlin. 

In der Geburtstagsstory ist zu lesen, dass Heiner Freude am Gestalten im großen Sandkasten hatte. Auf groteske Weise wird ein Bogen geschlagen vom Spielplatz zum Kathedralumbau. 

Einige Auszüge aus dem Beitrag der Zeitschrift vom 09.06.2024 belegen das krampfhafte Ringen der Autorin, einen provinziellen, gemütlichen Priester zu einem visionären Gestalter und kompetenten Bauherrn zu stilisieren. 

 "Heiner Koch hat seine Kindheit am Stadtrand von Düsseldorf als sehr prägend in Erinnerung."
"… das katholische Brauchtum des Rheinlands, der Karneval und das katholische Schützenwesen sind ein wichtiger Teil seines Lebens".
Glückliche Kindheit in Geborgenheit.
"Ich habe sehr viel im Freien gespielt und konnte dabei meine Talente entfalten." Das behauptet der Gelobte über sich selbst, da wohl andere keine Talente bei ihm entdecken.

"Düsseldorfs Stadtteil Eller wuchs, überall wurde gebaut. Heiner entdeckte dort besonders seine Freude am Gestalten – im großen Sandkasten auf dem Spielplatz, aber auch als kleiner Helfer für die "echten" Bauleute."
"Unvergesslich sind ihm die Jugendsommerlager in Südtirol, die er mitgestalten durfte.
"Heiner Koch erlebte die Kirchengemeinde in seiner Jugend als Zuhause, und er freute sich über die großen Freiräume zum Mitgestalten."
"Die säkulare Prägung der Stadt Berlin ist für den im Rheinland aufgewachsenen Heiner Koch eine Herausforderung." – an der er scheiterte, wäre hinzuzufügen. 

Heiner Koch maßt sich an, beim Spiel im Freien, die "Talente entfalten" zu haben, im Sandkasten zum Gestalter geworden zu sein, um sich zum Umgestalter von Sankt Hedwig aufzuschwingen. 

Im "Tag des Herrn" vom 09.06.2024 wird Erzbischof Koch zum "Gestalter" stilisiert, weil er im großen Sandkasten auf dem Spielplatz Freude am Gestalten hatte.

"Kreuz war gestern" – jetzt Pessar 

Auf dem Titelbild der neugestalteten Zeitschrift "Tag des Herrn" prangt der Slogan, den Erzbischof Koch auf der Kuppel der Berliner Hedwigskathedrale baulich umsetzen ließ: "Kreuz war gestern". Heiner Koch veranlasste, dass das vom Metallkünstler Fritz Kühn geschaffene Opaionfenster mit dem Kreuz von der Kirchenkuppel gerissen wurde. Das entstandene Loch im Kirchendach wird beim seit 2018 betriebenen Radikalumbau mit einer transparenten Plastikschale abgedichtet, die einem Diaphragma gleicht, einem Pessar.
In den Innenraum soll Sonnenlicht eindringen, aber vor Feuchtigkeit und Befruchtung schützen Folien aus Kunststoff, die die Öffnung verschließen.

Einst gab das Kreuz Orientierung für die Menschen, nun regt ein Pessar über einem Kuppelraum die Besucher von Gottesdiensten zum Nachdenken über Verhütung an.
 

Der Slogan auf dem Titel der Zeitschrift "Tag des Herrn" – Kreuz war gestern – ist auf der ehem. Berliner Hedwigskathedrale (jetzt Sankt Hedwig Mitte) baulich umgestzt: Ein Pessar auf dem Kuppelloch (diaphragmaartiger Durchfeuchtungsverhüter) ersetzt das abgerissene Kuppelkreuz.

Grafiken:
Heiners Sandkasten Schule eines Gestalters?
Heiner-Koch_der-Gestalter_im-Sandkasten-geschult_Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin.jpg

Kreuz war gestern, jetzt Pessar
Sankt-Hedwig-Mitte-Berlin_Kreuz-war-gestern_jetzt-Pessar.jpg

Quellennachweis des zitierten Artikels:
"Tag des Herrn" Nummer 18, 9. Juni 2024, Seiten 28 und 29