Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Montag, 30. September 2024

Landesdenkmalamt bewirbt Denkmalvernichtung

Landesdenkmalamt Berlin musste sich politischem Druck beugen 

Das Erzbistum Berlin hatte seit Woelkis Zwischenstation in Berlin den festen Vorsatz, die denkmalgeschützte Innengestaltung der Hedwigskathedrale zu vernichten. Mit politischem Druck wurde die Denkmalzerstörung von der Leitung der Katholischen Kirche gegen den fachlichen Widerstand des Landesdenkmalamts durchgesetzt. Auf perfide Weise schoben Kirchenverantwortliche für jedes schätzenswerte Bauelement unhaltbare liturgische Argumente vor, um den Denkmalschutz aufzuheben. Verfassungsrechtliche Privilegien der Kirche schlugen Interessen der Allgemeinheit an Geschichtszeugnissen nieder. So wurde seit 2019 Stück für Stück alles zerschlagen, was Kontinuität bezeugen könnte. Nach der Auslöschung bisheriger Baugeschichte ließ der kirchliche Bauherr etliche Jahre lang an dem Umbau werkelt, von dem sich die Kirchenleitung Aufmerksamkeit und Repräsentation versprach. Nun ist eine stupide, gesichtslose, profane Halle das Ergebnis. 

Landesdenkmalamt lässt's nach der Niederlage laufen 

"Schutz" oder "Pflege" sind nicht Bestandteil des Titels der Behörde, die für Denkmale zuständig ist. Denkmale werden verwaltet. Abgänge werden abgehakt. Mit dem euphemistisch als "denkmalrechtliche Genehmigung" titulierten Freibrief für die "vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks" im Inneren der Hedwigskathedrale und allen die Außenwirkung bestimmenden Öffnungen verblieben dem Landesdenkmalamt lediglich gewisse Kontrollaufgaben. 

Die malträtierte historische Bausubstanz wurde mit Stahlkonstruktionen, Trockenbau, Beton und Bauchemie konfrontiert. Das barocke Gebäude wird mit billigen modernen Bausystemen überformt und entstellt. Aber was unternahm das Landesdenkmalamt nach der schuldlosen Niederlage im Kampf um den Erhalt einer wertvollen Denkmals? Wie wurde die Kontrolle wahrgenommen? 

Das Landesdenkmalamt ließ vieles laufen. 

Zitate aus der Anzeige des Erzbistums Berlin
in der Broschüre des Landesdenkmalamts Berlin
zum Tag es offenen Denkmals 2024


 

– Das Landesdenkmalamt ermöglichte dem kulturlosen, kirchlichen Bauherrn überdies, in den Veröffentlichungen des Landesdenkmalamts zu den Tagen des offenen Denkmals für Veranstaltungen zu werben, die die Denkmalzerstörung als Fortschritt feiern. 

– Das Landesdenkmalamt aktualisierte auch nicht die Denkmalliste, nachdem die denkmalgeschützte Innengestaltung bereits 2020 vernichtet war. 

– Das Landesdenkmalamt bot nun sogar in der aktuellen Broschüre zum Tag des offenen Denkmals 2024 den Denkmalzerstörern die Möglichkeit, mit einer Anzeige für die Eröffnung des Ergebnisses der Denkmalvernichtung zu werben. 

Die zuständige Abteilungsleiterin, Frau Dr. Ruth Klawun, und der Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut wurden diesbezüglich schriftlich um Stellungnahme gebeten. Es gibt nach fast vier Wochen keine Reaktion. Arbeitet die Behörde noch? Für den Fall, dass die Anfrage an das Landesdenkmalamt verloren ging, wird sie hier noch einmal vorgebracht und ist nun online verfügbar. 

Anfrage des Vereins Freunde der Hedwigskathedrale
vom 06.09.2024 an das Landesdenkmalamt Berlin,
Frau Dr. Ruth Klawun und Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut