Der Bildersturm von 2018 bis 2024
2018 wurde von Erzbischof Koch die intakte, traditionsreiche Kathedrale geschlossen, um nach dem Abriss des 1963 geweihten Hochaltars Stück für Stück die gesamte Innenausstattung zu zerstören. Fenster, Türen, Säulen, Bildwerke wurden restlos entfernt. Selbst der Innenputz wurde abgeschlagen, bis nur noch nacktes Ziegelmauerwerk übrigblieb, das der Kriegsruine von 1943 glich. Alle Spuren religiösen Lebens wurden vom erzbischöflichen Bauherrn vorsätzlich getilgt. Mehr als sechs Jahre blieb die ehemalige Kathedrale geschlossen. Als das Ergebnis des brachialen Totalumbaus Ende 2024 zugänglich wurde, erkannten die Berliner Katholiken, dass sie ihrer geistlichen Heimat beraubt wurden.
![]() |
Nach dem Umbau beherrschen profane Piktogramme und technische Geräte (wie Überwachungskameras und Scheckkartenleser) das sterile Innere der Kuppelhalle von "Sankt Hedwig Mitte" Berlin. |
Die "Kathedrale des 21. Jahrhunderts"
Soll in der sterilen, kalkweißen Kuppelhalle mit abstrakter Bildlosigkeit eine neue Religion begründet werden? Hier muss der christliche dreieinige Gott dem spekulativ Alleinen, einer pantheistischen Idee weichen.
Im Gegensatz dazu ermöglicht in katholischen Kirchen christliche Ikonographie dem Gläubigen einen emotionalen Zugang zur Religion. Denn Menschen können nur in menschlichem Maßstab ihre Vorstellung von der Größe Gottes vermitteln. Bei Gottes Ehrerweisung offenbart der Mensch die Begrenztheit seiner eigenen Fähigkeiten. Die Bauherren von Sankt Hedwig Mitte aber maßten sich an, göttliche Größe durch glatte Geometrie abzubilden. Dabei hinterließen sie jedoch In der umgebauten Hedwigskathedrale durch Auslöschung der Bildhaftigkeit nur gähnende Leere und Maßstablosigkeit.
Nach Entfernung der von christlichen Motivik geprägten Innengestaltung Schwipperts beherrschen profane Piktogramme und technische Geräte die steril wirkende Kuppelhalle von "Sankt Hedwig Mitte" Berlin.
Museale Ausstellungsobjekte zur Ablenkung
Es scheint den Umbauverantwortlichen aufgefallen zu sein, dass eine leere, helle Hülle keine Aussagekraft besitzt. Offenbar verzweifelt versuchte man, der erstarrenden Wirkung des Vakuums irgendwie auszuweichen. So wurden Versatzstücke alter christlicher Kunst (Maria, Petrus, Tabernakel, Kreuze) zusammenhangslos im weiten Rund verteilt. Ähnlich verfahren Banken, Versicherungen und Behörden, wenn sie mit Kunst in ihren Foyers, von den drögen, bürokratischen Tätigkeiten ihrer Institutionen ablenken wollen. Museal auf geometrischen Blöcken abgestellt, wirken die Skulpturen und Goldschmiedearbeiten In der Kuppelhalle am Bebelplatz wie Fremdkörper in einer aseptischen Atmosphäre.
Die Leere nach dem Bildersturm
Erzbischof Koch hatte keine eigenen Vorstellungen von der Gestaltung einer katholischen Kirche. So überließ er die Ausformung der Bischofskirche uneingeschränkt den Ambitionen des österreichischen Designers Zogmayer, dessen Credo die "radikale Reduktion" ist. Das Zerschlagen, Zerstören und Entfernen scheint ihm ein revolutionärer Akt der "Befreiung" von tradierter christlicher Kunst zu sein. Doch wenn, hinterm Bauzaun der Öffentlichkeit verborgen, dem destruktiven Bildersturm das Futter ausgegangen ist, bleibt nur eine Ruine, ein nackter Rohbau zurück. Bei der Eröffnung zeigte sich, dass kein Ersatz für Zerstörtes geschaffen wurde. Gipskartonverkleidungen und Glattputz verdecken nur die aufgerissenen Wunden. Ungegliederte Türrahmen wurden mit Klarglas und Fenster mit scheinbar minderwertigem Glas gefüllt, das viele Blasen und Fehlstellen aufweist. Katholischen Kirchen zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen die Gläubigen sinnlich ergriffen und emotional bewegt werden. Nicht so in der kahlen, sterilen Kuppelhalle von Sankt Hedwig Mitte, die durch den Radikalumbau entstand. Hier vermittelt sich dem Gottes Nähe suchenden Besucher nichts.
Nur profane Symbole für eine neue Religion
Dem vorgefundenen Nichts, der Leere muss ein Sinn angedichtet werden. Dazu bedarf es spekulativer Instruktionen von Referenten, die vorgegebene Interpretationskonstruktionen permanent wiederholen müssen.
Christliche Symbolik musste pantheistischer Philosophie weichen. Eine neue Religion?
Besucher, die noch nicht mit der offiziell vorgeschriebenen Lesart instruiert wurden, lassen suchend die Blicke schweifen und finden (außer den musealen Ausstellungsstücken) keine christlichen Motive, die sie zu Meditation oder Gebet inspirieren könnten.
Piktogramme als einzige neue Bilder
Stattdessen fallen profane, teilweise erleuchtete Symbole besonders auf, die Evakuierungswege weisen oder elektrische Taster kennzeichnen. Wer durch den Mitteleingang das Gebäude betritt, gelang über die dunkle Kellertreppe zum Toilettenfoyer, in dem links und rechts bildliche Darstellungen zum Besuch der Unisex-WCs einladen. In den ersten Monaten wurden die aufgeklebten Papierschilder gewechselt und fehlen seit März 2025, sodass Bedürftige ihr Ziel nicht finden. Erschwerend kommt hinzu, dass seit Februar 2025 das Untergeschoss wegen Schadens an der gerade neu eingebauten Kryptadecke gesperrt ist.