Wie
ein verschuldetes Erzbistum im Dekor einen Umbaugrund erfand, um wenigstens
beim Geld ausgeben zu den ganz Großen zu zählen.
Sanierung ist dringend erforderlich
Gläubige
haben sich seit Jahren gewünscht, dass etwas gegen die Vernachlässigung ihrer
Bischofskirche unternommen wird und wäre es nur die Pflege, wie sie jeder
Eigentümer seiner Immobilie zuteil werden lässt, um deren Wert zu erhalten. Ungleich
mehr gilt dies für ein Gotteshaus, das nicht profane Zwecke erfüllt, sondern
eine ideelle Bestimmung hat und emotional geschätzt wird.
Mit dem Etikett „Sanierung“ Spenden sammeln und dabei den Umbau planen
Da
bewegten die Aufrufe des Erzbistums, für die Sanierung ihrer Kathedrale zu spenden [1], die
bereitwilligen Herzen der Katholiken. Wer wollte sich der Instandhaltung des
zentralen Gotteshauses der Diözese verschließen, zumal das Erzbistum
verschuldet
[1] ist?
Während
das Erzbistum noch im Mai 2014 zu Spenden für die Sanierung der Kathedrale
aufrief
[2], ging Kardinal Woelki schon im Februar 2014 von einer Umgestaltung aus. So sagte er der Berliner Morgenpost am 2. 2. 2014, er rechne mit erheblichen Diskussionen. "Für die Christen aus dem Osten war St. Hedwig ein
wichtiger Ort der Freiheitserfahrung. Es wird manchem schwerfallen, sich eine
Umgestaltung vorzustellen." [3] Dessen ungeachtet hat
das Erzbistum in allen seinen Pfarrgemeinden noch am 9. November 2014 in einer
Kollekte mit dem irreführenden Verwendungszweck „Für die Sanierung der St.
Hedwigs-Kathedrale“ Geldspenden von den
Gläubigen eingeworben (s. dazu Kollektenpläne der Gemeinden). Stattdessen wurde
und wird an Kardinal Woelkis Plänen zum Umbau auch nach seinem Weggang aus
Berlin nach Köln festgehalten.
Mittlerweile
ist offenbar geworden
[5], dass nach den
entstandenen Wettbewerbskosten (0,8 Mio. Euro) [4] die zwischenzeitliche Leitung des Erzbistums noch
ohne Entscheidung eines neuen Erzbischofs enorme Finanzmittel für konkrete genehmigungsreife
Planungen (1,5 Mio. Euro)
[5] bereitstellt. Damit
beginnt die unmittelbare Vorbereitung, die intakte und traditionsreiche
Kathedrale mit gewaltigem Kostenaufwand ohne Not innen teilweise abzureißen und
umfassend umzubauen, statt sie respektvoll zu sanieren.
Kardinal Woelki: „… ein paar Millionen mehr in die Hand zu nehmen“
Wer
trotzdem noch spenden will, sollte wissen, dass es mit ein paar Hundert oder
Tausend Euro jetzt nicht mehr getan ist. Dazu wäre es besser, wenn
obrigkeitstreue Katholiken die Millionäre in ihrer Nachbarschaft animieren
könnten, „ein paar Millionen mehr in die Hand
zu nehmen“ [6]. Es war Kardinal Woelki, der anregte, noch ein
paar Millionen mehr in die Hand zu nehmen, um gleich noch umzubauen, wenn man bereits
für die Sanierung in die Millionen gehen müsse. Dompropst Rother, der
diesbezüglich verantwortliche Koordinator des Erzbistums, wiederholte kürzlich bei
einer Projektvorstellung diese Ausführungen des ehemaligen Erzbischofs zur
Begründung der kostspieligen Umbaupläne (vollständiger Wortlaut und
Quellenangabe im Anhang)
[6].
Jeder,
der nur ein paar Euroscheine aufbringen kann, möge die Organisatoren des
Superprojekts mit der mühsamen Addition ihrer Minibeiträge verschonen. Hier
geht es um mehrere Dutzend Millionen Euro, die aufzubringen sind. Deshalb halten
sich Normalverdiener und Kleinsparer besser heraus, um die professionellen
Investitionsabläufe nicht zu stören.
Zur
Finanzierung meinte Kardinal Woelki: „Lieber Gott, Du musst jetzt zeigen,
was Du drauf hast. Ich verlasse mich einfach auf Dich" [3] Da sollte sich jeder
Gläubige genau überlegen, ob er sich wirklich einmischen möchte.
Dem Beispiel der Limburger Bischofsresidenz folgend?
Ein
Bruder im Bischofsamt (Tebartz-van Elst) aus der Kirchenprovinz Köln hat schon gezeigt,
wie aus einer Sanierungsaufgabe, wenn man ein paar Millionen mehr in die Hand nimmt, ein recht passabler
Wohnsitz nebst Büroräumen für den Limburger Bischof entstehen kann.
Wegen
des geringen Umfangs taugt dieses Beispiel nur bedingt zum Vergleich mit Berlin,
denn in Limburg wurden die veranschlagten 5,5 Mio. Euro lediglich auf bisher 31
(zum Abschluss möglicherweise 40) Millionen Euro erhöht [7].
Bei
der St. Hedwigs-Kathedrale geht es natürlich um wesentlich höhere
Millionenbeträge, deren wahre Größenordnung aber, nach bekanntem Limburger
Muster, so lange man damit durchkommt, verheimlicht wird (s. diverse
ausweichende Äußerungen von Prälat Rother, dem verantwortlichen Koordinator des
Erzbistums Berlin [8] [10] ).
Das
zweite Copyright-Zeichen auf der Karte weist sicher darauf hin, dass die Idee
zum Umbau der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale eine Mitbringsel des ehemaligen
Weihbischofs Woelki aus Köln ist, wo die damalige
Dombaumeisterin Schock-Werner ihre Meinung von einem „Loch
in der Mitte“
[11] der St.
Hedwigs-Kathedrale im fernen Berlin erstmals 2012 medial verbreitete. Dabei verwendete die
Professorin so wenig intellektuelle Ausdrücke wie „komplett verhunzt“ und „völlig hanebüchen“ [11].
Aus
alter Verbundenheit wurde die Wortschöpferin des „Lochs“, von dem Kardinal
Woelki so häufig predigte und sprach, in die Jury des Wettbewerbs geladen und
entsprechend honoriert.
Verwendung falscher Kostenbegriffe täuscht Notwendigkeit weiterer Planung vor
In
Pressemeldungen und in Äußerungen von Dompropst Rother wird der Begriff
„Kostenfeststellung“ verwendet, obwohl eine „Kostenschätzung“ die richtige
Entscheidungsgrundlage ist. Die aktuellen Verlautbarungen im Internet zeigen,
dass der für Bauangelegenheiten und Planungsvergabe verantwortliche Koordinator
des Erzbistums Berlin die Begriffe wohl nicht genau zuordnen kann. [8]
Um
der Irreführung von Laien vorzubeugen, muss die korrekte Nutzung der Begriffe
hier kurz beschrieben werden (s. Honorarordnung der Architekten und Ingenieure
_HOAI [9] ):
Bei
jedem Sanierungs- oder Bauvorhaben nimmt mit jedem Planungs- oder
Baurealisierungsschritt die Kostengenauigkeit und Voraussagesicherheit zu. Im
Planungsrecht sind dafür Fachbegriffe geprägt und rechtsgültig definiert worden,
die den einzelnen Ausführungsständen und Leistungsphasen der Planer zugeordnet
sind. Dabei müssen die Kosten entsprechend gesetzlicher Normen ermittelt und
angeben werden (DIN 276, DIN 277 etc.).
Kostenschätzung
1.
Grundlagenermittlung + 2. Vorplanung
Dieser
Leistungsumfang war im Realisierungswettbewerb zur Kathedrale gefordert und die
dafür notwendigen Ergebnisse waren zu erarbeiten. Sie können dem künftigen
Erzbischof zur grundsätzlichen Entscheidung vorgelegt werden. Den Gläubigen
wurden diese Kostendaten aber bislang vorenthalten, trotz intensiver Nachfragen
[10].
Erst
nach der Grundsatzentscheidung werden die zur direkten Bauvorbereitung
erforderlichen Planungen und Kostenermittlungen ausgeführt, die langwierig und
kostspielig sind.
Um
der Geldverschwendung für nicht nutzbare Planungen entgegenzuwirken, bietet die
Kostenschätzung eine gesetzlich vorgeschriebene Genauigkeit für Entscheidungen.
Danach
erfolgt der Übergang zur unmittelbaren Bauvorbereitung und -ausführung
(Den
Entschluss zu diesem Schritt haben die im Erzbistum Berlin für die Zeit der
Vakanz Verantwortlichen im Vorgriff auf eine erzbischöfliche
Grundsatzentscheidung nun schon selbst gefasst. War es ein Versehen oder
Absicht?)
Kostenfeststellung
3.
Entwurfsplanung (zeichnerische Lösung für den Bauantrag)
4.
Genehmigungsplanung (Vorlagen und Anträge zusammenstellen und einreichen)
5.
Ausführungsplanung (Planung aller Baudetails für die Ausführung nach der
Genehmigung)
6.
Vorbereitung der Vergabe (Leistungsbeschreibungen – Ausschreibungen – für
Handwerker)
Kostenanschlag
(auf Basis eingeholter Handwerkerangebote)
7.
Mitwirkung bei der Vergabe (Einholen von Angeboten und Aufstellen eines
Preisspiegels)
Leistungsabrechnung
(Prüfung der
Endpreise der ausgeführten Leistungen bei Fertigstellung)
8.
Bauüberwachung + 9. Dokumentation (Überwachung der Bauausführung)
Es ist eine baufachliche Aufgabe der Bauherrschaft, die Planer zu kontrollieren
Die o. g. 4 Fachbegriffe sind 9 Planungsphasen zuzuordnen. Das ist eine leichte Aufgabe
für ingenieurtechnisch Ausgebildete. Geistliche arbeiten auf anderen Gebieten.
Nur so ließe sich erklären, dass vom Koordinator, Prälat Rother, „Kostenfeststellung“ mit
„Kostenschätzung“ verwechselt wurde. Die Planer, die als Auftragnehmer vom
Bauherrn zu kontrollieren sind, sollten diesbezüglich nicht als Berater
fungieren, da sie ihr eigenes Honorar im Blick haben.
Ist Prälat Przytarski ausreichend informiert, der als Diözesanadministrator die Hauptverantwortung trägt?
Was würde Papst Franziskus zu all dem sagen?
Inspiriert
von den Predigten des Heiligen Vaters kommen mögliche Antworten in den Sinn, bei
dem Vorschlag, ein paar Millionen mehr in die Hand zu nehmen, um ein intaktes
Gebäude umzubauen, statt es zu sanieren.
Umbau
statt nur Sanierung – Warum Wertvolles und Nützliches wegwerfen?
„…
ein paar Millionen mehr“
– jede einzelne Million ist sparsam
zu nutzen.
„… in die Hand nehmen“ – Christus mit
dem Herzen folgen und lieber geben.
Quellen
Die Fußnoten des Textes beziehen sich auf die im
folgenden aufgeführten Quellen, die zur Überprüfung oder Vertiefung des Themas
im Einzelnen nachgewiesen sind. Sie sind
unter dem Button „Weitere Informationen“ abrufbar.