"Gesprächsabend mit Informationen und Diskussionen über die Neugestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale" in der Katholischen Akademie zu Berlin vom 31. 10. 2014
Bemühungen der Gläubigen um Teilhabe an den Entscheidungsprozessen
(entspr. der Forderung des Diözesanrats der Katholiken des Erzbistums Berlin vom 4. 3. 2014)
… durch persönliche Anschreiben an Verantwortliche des Erzbistums?
Der Unmut der Gemeindemitglieder über Verfahren und Ergebnis des unvermittelt vom Erzbistum abgehaltenen Realisierungswettbewerbs zur Umgestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale äußerte sich in vielen persönlichen Anfragen an die Verantwortlichen und Leserbriefen an katholische Zeitungen. Zunächst wurden sorgenvolle Briefe mit allgemeingehaltenen, fast gleichlautenden Antworten bedacht, die einem jeden Schreiber eine abweichende Einzelmeinung attestierten. Die Zukunft und der Zuspruch der Umbaubefürworter würden zeigen, dass die Entscheidungen der Kirchenleitung richtig seien.
… in der Katholischen Wochenzeitung "Tag des Herrn"?
Am
2. 11. 2014 veröffentlichte der "Tag des Herrn" unter dem
irreführenden Titel "Sanierung der Kathedrale" die redaktionelle
Mitteilung, dass die Zeitung keine Leserbriefe mehr zum Für und Wider des
Umbaus erhalten möchte, da die Entscheidung bereits gefallen sei, obwohl der
allein entscheidungsbefugte Erzbischof noch fehlt. Erstaunlich, wie
Journalisten dieses Blattes dort orakeln, statt zu berichten: "Außerdem
steht der Entschluss, wie die Kathedrale aussehen soll, fest und kann nicht
mehr geändert werden." Eine sachliche journalistische Recherche
beim "Gesprächsabend" mit den Äußerungen der Planer, die
selbst noch keine Lösung kennen, hätte diesen Fauxpas verhindern können.
… über den Diözesanrat der Katholiken?
Die
Laienvertretung der Katholiken im Erzbistum, der Diözesanrat, ging nicht auf
diesbezügliche Sorgen von Anfragern ein, obwohl mit dem Wettbewerbsergebnis und
der fehlenden Transparenz des Erzbistums den wichtigen Forderungen
widersprochen wurde, die der Rat in einer Pressemitteilung vom 4. 3. 2014
bekanntgegeben hatte. Dem folgte nach der Juryentscheidung und der Fortsetzung
der Planungen in der Sedisvakanz keine öffentliche Reaktion, durch die sich gläubige Laien
vertreten fühlen könnten.
… in den Gemeinden?
Am 9. November 2014 wurden in den Pfarrgemeinden des Erzbistums Berlin Kollekten "für die Sanierung der St.
Hedwigs-Kathedrale" abgehalten, obwohl ein Umbau geplant ist. Weitere Kollekten mit der irreführenden Verwendungsangabe könnten folgen. Online wird für Spenden auf ein Sonderkonto geworben, dass "Sanierung und Umgestaltung" als Zweck angibt. Angesichts dessen ist ein erhöhtes
Interesse der Gemeindemitglieder, als potentielle Investoren der geplanten
Umbaumaßnahmen zu erwarten.
… in Gesprächen mit Verantwortlichen des Erzbistums?
Seit
Oktober 2014 sind die Anfragen interessierter Katholiken vom Bauherrn kaum noch
beantwortet worden. Stattdessen wurden die Absender kritischer Anfragen
vom Koordinator des geplanten Umbaus, Dompropst Prälat Rother, zu einem
"Gesprächsabend" am 31. Oktober 2014 eingeladen, bei dem die
Verfasser des Siegerentwurfs des Realisierungswettbewerbs ihren Entwurf noch
einmal vorstellen und mit den Gästen diskutieren würden.
… beim Gesprächsabend vom 31. 10. 2014?
Bei
der für drei Stunden angesetzten Veranstaltung wurde der Großteil des
Zeitrahmens von ausgedehnten Vorträgen des Künstlers Zogmayer und des
Architekten Sichau ausgefüllt. Die Planer stellten ihre Person, ihren
beruflichen Werdegang, ihre bisherigen Arbeiten und ihre künstlerischen
Anschauungen ausführlich dar, bevor am Ende der bereits bekannte Entwurf
erläutert wurde. Beiläufig erfuhren die Zuhörer, dass weitere
Planungsleistungen im Auftrag des Erzbistums durchgeführt wurden und dass der
prämierte Entwurf nicht in der Form ausgeführt werden kann oder werden soll,
wie es im Ergebnis des Wettbewerbs vorgesehen war.
Zur Fortsetzung des Gesprächs auf verschiedenen Ebenen
Da
es kaum ein Forum zur Meinungsbildung der zu Spenden
aufgerufenen Gemeindemitglieder des Erzbistums gibt, sollten die
Erkenntnisse des "Gesprächsabends" nicht nur den Teilnehmern, sondern
auch allen interessierten Gläubigen zugänglich sein. Eine entsprechende schriftlich
vorgetragene Bitte einer Gläubigen ist vom Pressesprecher Förner, der den
Gesprächsabend moderierte und alle Beiträge aufzeichnen ließ, seit dem 10. 11.
2014 ignoriert worden.
Erkenntnisse des Abends werden als Aktennotiz bereitgestellt
Deshalb
wird auf dieser Plattform der Entwurf einer Aktennotiz präsentiert, der auf
Mitschriften von Teilnehmern der Veranstaltung beruht und gemeinschaftlich
verfasst wurde. Die Pressestelle (,der der Entwurf vorab auch in
Papierform zur Bestätigung vorlag,) ist um evtl. Korrektur anhand des akustischen Mitschnitts in angemessener Frisst gebeten worden. Da das erbetene Protokoll des Pressesprechers ausblieb, kann nun die unwidersprochene Aktennotiz von Teilnehmern zur Information über die Veranstaltung und zur weiteren Diskussion in den Gemeinden dienen.
Probleme des Siegerentwurfs sind bereits allgemein bekannt
Bei
der Veröffentlichung der Aktennotiz geht es nicht um eine Bewertung des
Siegerentwurfs, dessen Dürftigkeit bereits früher hier und in zahlreichen
Analysen kompetenter Wissenschaftler und Fachleute in der Öffentlichkeit
festgestellt worden war. Vielmehr wird die Art der Begleitung durch das Ordinariat
betrachtet.
Wahrnehmung der Kontrolle durch die Bauherrschaft
In
der Verantwortung des Diözesanadministrators, Prälat Przytarski, wurde vom
Koordinator für die Umgestaltung der Kathedrale, Dompropst Prälat Rother, die
Veranstaltung anberaumt und vom Pressesprecher des Erzbistums moderiert. In
Wahrnehmung der Bauherrschaft wäre eine objektive Kontrolle der Planer zu
erwarten gewesen. Stattdessen offenbarte sich in den Räumen der Katholischen
Akademie eine distanzlose Unterstützung ohne kritische Kommentierung, die sich auch
in der bekannt gewordenen Weiterbeauftragung von Planungsleistungen zeigt.
Neben den entstehenden zusätzlichen Kosten wird dadurch auch die Autorität des
erwarteten künftigen Erzbischofs im Vorherein belastet, dem allein derartige
Entscheidungen vorbehalten sein sollten.
Aktennotiz zum "Gesprächsabend" vom 31. 10. 2014
Alle
in Anführungszeichen gesetzten Worte sind Zitate aus den Vorträgen der
einleitend genannten Redner, die der Chronologie des Abends folgen und daher nicht einzeln
nachgewiesen sind. Mit dem Begriff „Verfasser“ wurde die Gruppe der
Teilnehmer verkürzt benannt, die Ihre Aufzeichnungen zu der gemeinsamen
Aktennotiz zusammenfasste.
Die hierauf folgende Aktennotiz ist ein in sich geschlossenes Dokument, das zunächst als Entwurf, nach Ablauf der Korrekturfrist am 15. 12. 2014 in endgültiger Fassung und später in reduzierter Form mit Download-Hinweis auf den vollständigen Text angefügt wird.
Aktennotiz zum "Gesprächsabend" in der Katholischen Akademie zu Berlin vom 31. 10.
2014 (Entwurf)
IF YOU CELEBRATE IT
Arbeiten für den Weltjugendtag 2005
Aktennotiz zum "Gesprächsabend" in der Katholischen Akademie zu Berlin vom 31. 10.
2014 (Entwurf)
Auf
Einladung des für die Zeit der Sedisvakanz im Erzbistum Berlin von
Diözesanadministrator Prälat Przytarski beauftragten Koordinators für die
Sanierung und Umgestaltung der St.
Hedwigs-Kathedrale, Dompropst Prälat Rother, wurde Interessierten die
Möglichkeit gegeben, sich von den Planern, deren Entwurf von der Jury mit dem
ersten Preis ausgezeichnet worden war, ihren Siegerentwurf erläutern zu lassen,
Fragen zu stellen und Bedenken vorzutragen.
Der
Abend wurde moderiert vom Pressesprecher des Erzbistums Berlin, Herrn Förner.
Prälat
Rother führte zunächst mit einleitenden Worten in das Thema ein.
Vortrag Leo Zogmayer
Leo Zogmayers Leben
Einer
der Autoren des preisgekrönten Entwurfs, Leo Zogmayer, Wien, hielt einen
Vortrag über seine Arbeit am Wettbewerbsbeitrag. Im ersten großen Abschnitt sprach
er über sein Leben und seinen beruflichen Werdegang, über seine Berufung zur
Künstlerschaft, über seine Familie und trug Berichte von Bekannten über
Probleme von Menschen in der ehemaligen DDR vor.
Leo Zogmayers Schaffen
In
einem zweiten umfangreichen Abschnitt seines Vortrags erläuterte er
beispielhafte Projekte seines bisherigen Schaffens.
So
erläuterte er z. B. den Auftrag für die Gestaltung des Außenraums eines
Laborgebäudes, das für ethisch bedenkliche Versuche an menschlichen Zellen
errichtet wurde. Um Protesten auszuweichen, ist die Bestimmung des Gebäudes und
der Name des Trägerinstituts in der Öffentlichkeit nicht kommuniziert worden. Trotz
moralischer Vorbehalte nahm Herr Zogmayer den Auftrag an und versuchte mit
seiner Arbeit, die Problematik zu hinterfragen.
Nach
der Fertigstellung der Gestaltung überraschte und erfreute ihn die Tatsache,
dass der Laborkomplex von einem anderen Träger übernommen wurde und nun von der
Universität Tübingen zu ethisch integrer medizinischer Forschung genutzt wird.
Hinführung zum Thema des Abends
[hier
im Unterschied zu den vorhergehenden größeren Abschnitte ausführlich wiedergegeben
_Anm. d. Verf.]
Zum
Schluss kam Herr Zogmayer auf Beweggründe zu sprechen, die Form und Gestaltung
des Wettbewerbsbeitrags bestimmten.
„[…]
die Umgestaltung birgt ein starkes Versöhnungspotential.“
In
einem früheren Kolloquium wurde von einem Teilnehmer die Vision aufgezeigt,
dass das, was die Katholische Hauptkirche „St. Peter“ zu Rom für die ganze Welt
ist, die Kathedrale
„St.
Hedwig“ zu Berlin in der Hauptstadt für ganz Deutschland sein sollte. Obwohl
diese Vision anfangs überraschte, ist Herr Zogmayer „im Laufe der Arbeit zu der
Ansicht gelangt – das ist nicht überzogen.“
Spannungsfeld von Erhaltung und Umgestaltung
im
Zusammenhang mit einer Umgestaltung stellen sich Fragen:
„…
soll das Erbe gewahrt werden?“
„Wie
geht das, ohne dass vom wertvollen Erbe etwas verloren geht?“
„Zwischen
Kunst und Religion ist nicht wirklich zu unterscheiden. Es geht um dasselbe.“
Es
geht um Öffnung. „Öffnung ist nicht
messbar.“
Wege
seien zu suchen, „ […] ohne dass man auf irgendwelche dogmatischen Kanäle sich
festlegt.“
Worterkundungen
Schön
– Staunen
„sichtbar“
ergibt im Silbentausch „bare Sicht“
„unvoreingenommenes
Schauen, nicht entlang von Wahrnehmungsmustern.“
„Sonst
landen wir in der reinen Betriebsamkeit. Das gilt auch für die Religion.“
IF YOU CELEBRATE IT
„Das
ist die Ankerstelle, wenn ich eigene und fremde Arbeiten prüfe.“
Bild aus einem Verkaufsprospekt |
Ein
Uhrenentwurf
[s. Abbildung _Anmerkung
der Verfasser]
„Etwas
Einfaches kann zur wirklicheren Wirklichkeit werden.“
„Ein
Pfarrer sagte mir, das ist die kleinste Kirche.“
Präsentierte Bilder von Arbeiten für den Weltjugendtag 2005 |
Arbeiten für den Weltjugendtag 2005
Messgewand [s. Abbildung _Anm. d. Verf.]
[Bilder
wurden in den Wettbewerbsunterlagen
für
die Kathedrale zitiert; _Anm. d. Verf.]
Gestalterische
Methode:
„Wir
können das nur über einen Reduktionsprozess erreichen.“
Herr
Zogmayer weist auf Einwände der Kritiker hin: kalt, nüchtern, steril.
Kath. Kirche St. Paulus in Brüssel von 2001
[Kirche
der deutschsprachigen Belgier, die von Leo Zogmayer gestaltet wurde _Anm. d.
Verf.]
Kirchenraum
für 200 Personen mit Sitzplätzen auf Stühlen
„Damit
nicht der Eindruck eines Stuhllagers entsteht, habe ich einen sehr
transparenten Stuhl entworfen.“
Nachträglich
sollte eine Orgel hinzugefügt werden. Dazu wurde eine dem lichtdurchfluteten
und schlicht gehaltenen Raum angemessene Orgel in einem verschließbaren Schrank
aus Holz eigens entworfen, denn „die meisten Orgelbauer haben nur ein
historisierendes Repertoire.“
[Hier
wurde 2012 im Rahmen der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz
von den Bischöfen die Eucharistie gefeiert. Stühle dieses Designs wurden in der
kleinen kath. Kapelle in Zinnowitz wiederverwendet _Anm. d. Verf.]
[2009
übernahm Herr Zogmayer in Brüssel auch die liturgische Einrichtung der Kapelle
der europäischen Bischofskonferenz. _Anm. d. Verf.]
St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin
Herr
Zogmayer wendet sich nun der St. Hedwigs-Kathedrale zu
Konzept
für die Kapellen der Unterkirche
Präsentiertes Bild eines Türschilds |
Bildprojektion [s. Abbildung _Anm. d. Verf.]:
Darstellung eines Türschilds mit der Aufschrift „Ex 3.5“
Erläuterung:
Ex 3.5 steht für Exodus 3.5 _Bibelzitat:
Der
Herr sagte: Komm nicht näher heran!
Leg deine Schuhe ab;
denn
der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.
„Hier,
wo soviel Geschichte ist, braucht es einen neuen Impuls.“
Herr
Zogmayer erzählt die Legende der hl. Hedwig, die ihrer Schuhe in der Hand
trägt.
Mit
Ex 3.5 ist ein erstes Beispiel vorgestellt.
Geplant
ist, jede der einzelnen Kapellen unter ein solches Bibelzitat zu stellen.
„Die
Kapellen bilden dann Stationen eines Weges mit einem Programm.“
Sie
werden zum „kontemplativen Bereich, wo man einen Pfad beschreiten kann,
verweilen kann, sich hinsetzen kann.“
Konzept
für den Hauptkirchenraum
Die
Kritik an dem Entwurf führt an, „die Vertikale werde nur mental sein.“
Gegenargumentation:
„Das
Schließen ist liturgisch notwendig.“
„Die
Vertikale ergibt keinen Mehrwert.“
Appell
an die Kritiker
„Zuerst
Feindschaften abbauen, dann kann ich Liturgie feiern.“
Konzept
für den Hauptaltar
Es
wird ein Bild projiziert: [Dargestellt ist eine weiße Halbkugel, die mit der
gewölbten Seite auf dem Boden gesetzt ist. _Anm. d. Verf.]
Rhetorische
Frage zur schlichten Gestalt: „Warum ist da nicht Dekor und Erzählung darauf?“
Formulierung
eines Bezugs auf die Bauform des Kuppelraums
„Die
Halbkugel ergänzt sich in uns zur Kugel, in mir.“
„…das
passiert eher subkutan.“
Konzept
für die Communio
„Das
Selbstverständlichste ist die Versammlung im Kreis.“
Abwehr
einer (von Herrn Zogmayer so genannten) „Standardkritik“,
nach
der Kritiker meinen: „So komme man nur zusammen, um sich zu wärmen.“
Abwehr
der Kritik zur Frage der Transzendenz
Zum
Vorwurf: „Dieser Raum habe eine Schwäche, da er nicht ausgerichtet ist auf
Gott.“
verweist
er auf die Bibelstelle „ … da bin ich mitten unter Euch.“ (Mt. 18:20)
Abwehr
der Kritik am Mittenbezug des Entwurfs,
der
Ausdruck wäre für „die sich selbstgenügende Gemeinde“;
Manche
kritisieren mit den Worten: „Die haben sich gefreut, dass sie einander gesehen
haben“.
Herr
Zogmayer deutet die Kritik positiv „…das könnte ein Jesuswort sein“.
Abwehr
der Kritik an der räumlichen Orientierung des Entwurfs
Er
mahnt, sich „nicht in menschlich kognitive Orientierung zu verlieren“.
Der
Entwurf sei „eindimensional, offen und einander zuwendend“.
Herr
Zogmayer betont seine eigene Überzeugung von der Richtigkeit dieses Ansatzes.
Es
ist „nicht ein Bauprojekt, sondern ein Kreuzzug, ein unblutiger Kreuzzug.“
„Jeder,
der mitfeiert, richtet den Raum mit, als Liturg.“
Konzept
für die liturgischen Abläufe
Es
wird ein Bild projiziert:
[Ein
den mittigen kreisrunden Altar umschreibender größerer Kreis mit vier im
Quadrat angeordneten Leuchterstandorten zwischen den beiden Kreisen _Anm. d.
Verf.].
Ein
„in den Boden eingezeichneter Kreis um den Altar“ [der größere Kreis _Anm. d.
Verf.] umgrenzt den Bereich der Zelebranten und ist für die Gemeinde die Linie,
an der die Kommunion in Empfang genommen werden kann.
Zum
Abschluss des Vortrags zeigt Herr Zogmeyer erstmals ein Bild zum
Wettbewerbsbeitrag:
Die
Visualisierung der Stuhlreihensegmente konzentrisch um den runden Altar in der
Mitte.
Pause
Nachdem
der Vortrag von Herrn Zogmayer länger als geplant dauerte (ca. 75 min), wurden
die Besucher von Prälat Rother gebeten, die vorgesehene Pause auf 10 min zu
begrenzen. Die Gäste hatten nun im Foyer Gelegenheit, sich mit Mineralwasser
und Salzgebäck zu erfrischen.
Vortrag Peter Sichau
Einführung
Die
St. Hedwigs-Kathedrale hat eine „überraschend besondere Architekturform“.
„Was
soll das, warum sieht sie so aus?“
Herr
Sichau spricht von der 4. Phase der Arbeit, bei der sich die Planer „ausgiebigst
mit der Geschichte beschäftigen.“
Sein
Büro arbeitete nun „seit 12 Monaten“ an diesem Projekt.
Er
erläutert, dass sie „versucht haben, die Schwippertsche Gedankenwelt
nachzuvollziehen“.
Die
Untersuchungen zu Biografie und Schaffen von Hans Schwippert im Kontext seiner
Lehrer führen Herrn Sichau dazu, dass er sich zu erlauben glaubt,
die
„kecke Behauptung aufzustellen,
dass
unsere Bearbeitung eine reinrassige Schwippertsche Konzeption ist.“
Die
Auslobung ist der Ausgangspunkt;
Standortbestimmung
im Prozess der Sanierung und Umgestaltung:
„Der
Punkt Null im dialogischen Prozess mit dem Menschen, die den Bau nutzen, zum
einen als Arbeitsplatz und derer, die dort Liturgie feiern“
Städtebauliches Konzept
Die
Kirche ist freizustellen. Eigentlich verlangt die Bauform, als Solitär auf dem
Gelände bis zu Französischen Straße zu stehen. Doch die funktionalen
Anforderungen des Erzbistums machen den Kompromiss unumgänglich, auch Bauten an
der Französischen Straße nutzen zu können.
Dabei
ist geplant, den Neubau des 20. Jahrhunderts durch einen anderen in der
transparenten Formensprache des 21. Jahrhunderts zu ersetzen. „Jegliche
Intervention orientiert sich an der Qualität des Vorgefundenen, unabhängig von
der Entstehungszeit, die mindestens gehalten werden muss.“ Angestrebt ist, sie
zu schärfen oder zu verbessern.
Nach
dem Abriss des Anbaus aus dem vorigen Jahrhundert und seinem modernem Ersatz,
soll die ältere Bausubstanz des Bernhard-Lichtenberg-Hauses mit dekorativen
Fassadenelementen im Stile der barocken Erbauungszeit verziert werden.
Umgestaltung der Kathedrale
Vorbild
für die Umgestaltung der Kathedrale ist die Stadtkirche St. Stefan zu Karlsruhe
[durch
das erzbischöfliche Bauamt Heidelberg geplant und 2011 eingeweiht _Anm. des
Autors].
Umfangreiche
Recherchen führten dazu,
„dass
wir uns entschlossen haben, Hans Schwippert zu hinterfragen.“
Bei
der Betrachtung des Kuppelbaus von Knobelsdorff haben die Planer, „versucht zu
lesen, was der Architekt ausdrücken wollte.“
Es
wurde festgestellt und zu Bedenken gegeben, dass die Raumfassung Schwipperts
„weltweit
einmalig geblieben ist“ und eine „eigenständige Interpretation der 60-iger
Jahre des 20. Jahrhunderts“ darstellt.
Interpretation der Intension des Schwippertschen Projekts
„…es
verfolgt exakt die gleichen Ziele, die Liturgie in das Zentrum zu stellen;“
getragen
von der Idee, „die auratische Achse könne sich auch visualisieren“ lassen. „Der
Versuch ist lobenswert.“
Die
Unterkirche war „als Memorialort wichtig“. Die Ausführung beurteilt Sichau als „liturgisch
und theologisch schwierig“.
Durch
die Gestaltung sei die Inszenierung der liturgischen Abläufe festgelegt. Es
stelle sich die Frage, ob „der Raum der Liturgie dienen muss oder die Liturgie
dem Raum.“
Der
Vortragende legt seinen Standpunkt dar:
„Die
Architektur war zuerst da.“
„Warum
etwas visualisieren, was der Raum überhaupt nicht braucht.“
„Was
er [Schwippert _Anm. d. Verf.] getan hat, ist nachvollziehbar.“
Doch
„liturgische Probleme sind aufgetreten.“ „[…] deshalb blieb der Bau ein
Einzelfall.“
Der
Knobelsdorffsche Zentralraum ist eine „simple Form und braucht keine
zeitgenössische Formung.“
„Wenn
die Fassung [Schwipperts _Anm. d. Verf.] eine Kraft besessen hätte, wäre „nicht
eine Intervention vorzunehmen.“
Sichau
plant eine Intervention, die „eine Radikalität besitzen muss – eine radikale
Reduktion“.
„Nur
wenn wir der Vorlage Knobelsdorffs und der Gedankenwelt von Schwippert gerecht
werden,“ fände man die Lösung. „Mit Präzision meinen wir das zu tun, was uns
der Raum vorschreibt.“
„Die
Kathedrale des 21. Jahrhunderts ist der Raum des 1. Jahrhunderts.“
Funktionale Probleme des Siegerentwurfs
Sitzplatzanzahl und Sichtmöglichkeiten
Der
Architekt bemerkte, dass die Sitzplatzanzahl den Wünschen angepasst werden
könne, wofür die flexiblen Stuhleinheiten gute Gelegenheit böten. Es seien 500,
600 oder auch 700 Plätze bei entsprechender Planung möglich.
Die
freie Sicht der Gottesdienstbesucher in den hintersten Reihen sei auch ohne
Anhebung der Altarebene möglich, da man die Stühle von Reihe zu Reihe „nach dem
Prinzip des Fibonacci“ versetzt anordnen würde.
Lösungen für Chor und Kirchenmusik
Die
bisherige „kryptische Akustik“ wolle man verbessern.
„Irgendwo
muss die Kirchenmusik verortet werden. Wir haben das unter der Orgel getan.“
„Mit
Hubpodesten kann es den jeweiligen Musikaufführungen“ angepasst werden.
„Eine
Architektur die nicht funktioniert, können Sie als Museum nutzen.“
Gründe für den Umbau
Die
banalen Gründe für den Umbau:
–
Haustechnik
–
Heizung
–
umständliche Abläufe
„Das
war der eigentliche Ausgangspunkt.“
Raumgestaltung
Hauptkuppelraum:
hoch,
hell, klar, sehr präzise, weiß
Sakramentskapelle
kontemplativer,
ruhig, etwas dunkler
Orgel
Der
zum Siegerentwurf gehörende „Orgelvorschlag ist nicht mehr aktuell“.
Die
eigentlich nicht zu der geplanten Gestaltung passende vorhandene Klais-Orgel
soll auf Wunsch des Erzbistums erhalten bleiben.
Vorhalle
Die
Vorhalle ist „grauselig“. Sie wurde „schon von Knobelsdorff schlecht gemacht.“
Abschließende Bemerkungen
„Im
Sinne dieser Bildbefreiung, die bitte nicht als Bildersturm zu bezeichnen ist,
überlässt die Architektursprache sich selbst.“
Es
wird eine Modell-Visualisierung projiziert
„Was
Sie hier sehen, ist ein Bilderrahmen. Es fehlt das Bild,“ die versammelte
Gemeinde, „die in der simplen bestechenden Einfachheit vorhanden ist.“
Bei
der Einblendung einer Draufsicht auf das Modell seines Entwurfs meinte Herr
Sichau:
„Dieser
Blick von oben erklärt alles, was im 18. Jahrhundert gedacht war.“
Es
solle ein „Bild der Geschichte ohne ironische Attitüde“ entstehen.
„Jegliche
Assoziationen, die dies mit Architektur verwechseln, sollten ausbleiben.“
Abschließend
bezeichnete Herr Sichau kritische Hinweise als „Anregungen, die wir brauchen,
um die 6. Phase anzustoßen.“
Fragemöglichkeit
der Zuhörer
Nach
den ausgedehnten Vorträgen war die verbleibende Zeit für den ursprünglich
vorgesehenen Dialog begrenzt. Es wurden Fragen der Zuhörer zu Blöcken
zusammengefasst und von den Vortragenden und Prälat Rother oder dem
Pressesprecher Förner beantwortet.
Die Fragen lauteten:
Welche vorbereitenden Maßnahmen sind noch bis zum Ende der Sedisvakanz geplant?
Welche Belastungen für den Bistumshaushalt sind durch den Entwurf zu erwarten?
Wortmeldung des ersten Fragestellers:
Die Ausführungen der beiden Künstler belegen, dass sie die Lage der Kirche und der Glaubenden im Erzbistum Berlin nicht verstanden haben. Das sei insoweit schwierig, weil sie für sich in Anspruch nehmen, diese Lage in ihrer Gestaltung berücksichtigt zu haben. Die Gestaltung des Entwurfs sei nicht an der Glaubenswirklichkeit in der Diaspora orientiert und würde geistliche Heimat zerstören, nachdem den Kommunisten das gottlob nicht gelungen sei. Für uns als Christen in Berlin sei Glaube im Alltag wichtig, weil darin der Glaube strahle und Evangelisierung geschehe. Dafür bräuchten wir Heimat. Wenn wir unsere finanziellen Ressourcen in ästhetische Projekte ohne Mehrwert aus nur vorgeschobenen liturgischen Gründen stecken würden, sei uns nicht geholfen. Darum sei es für mich Ermutigung, dass die Entscheidung über die Realisierung des Entwurfs durch den Eintritt der Sedisvakanz wieder offen sei.Die Fragen lauteten:
Welche vorbereitenden Maßnahmen sind noch bis zum Ende der Sedisvakanz geplant?
Welche Belastungen für den Bistumshaushalt sind durch den Entwurf zu erwarten?
Bitte um Bekanntgabe der Kostendaten des Wettbewerbsbeitrags
Da
zu den zu erwartenden oder budgetierten Kosten mit Verweis auf den
Entwurfscharakter der bisherigen Planung keine Aussagen getroffen wurden, ist
Prälat Rother von einem anderen Teilnehmer gebeten worden, lediglich die zum Wettbewerbsbeitrag ohnehin dazugehörigen
Daten- und Kostenblätter zugänglich zu machen, um den zu Spenden aufgerufenen
Gläubigen den Kostenrahmen, der mit dem Siegerentwurf verbunden ist,
aufzuzeigen.
Prälat
Rother bezeichnete die entsprechend Wettbewerbsordnung zum einzureichenden
Beitrag gehörenden Kostendaten als „Phantasiesummen“, die man nicht öffentlich
machen könne. Eine nach dem Wettbewerb vom Erzbistum einberufene
Gutachterkommission habe die Zahlen als falsch bewertet.
Abschließend
lehnte der Koordinator für die Sanierung und Umgestaltung der
St.
Hedwigs-Kathedrale, Dompropst Prälat Rother, es ab, Einblick in diese die
Kosten und Nutzungsdaten betreffenden Teile des Ergebnisses des offenen
Wettbewerbs zu gewähren.
Bedenken hinsichtlich des Baugrundes
Verweis auf Baugrundprobleme der direkt benachbarten
Staatsoper, sodass Abgrabungen im Inneren und im unmittelbaren Umfeld der Kathedrale äußerst riskant sind und mit nicht kalkulierbaren hohen Kosten verbunden sein werden;
[Weitere Fragen
und Antworten werden von den jeweiligen Fragestellern noch dokumentiert.]
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