Synodaler Weg
Vor vielen Jahren ruchbar gewordener Machtmissbrauch in der Katholischen Kirche, sexualisierte Gewalt von Klerikern und deren Vertuschung durch Bischöfe hatte die Deutsche Bischofskonferenz dazu bewogen, mittels des sog. "synodalen Weges" einen Diskurs über eine wirklichkeitsnähere und weniger diskriminierende Betrachtung der katholischen Sexualmoral zuzulassen. Ein im Ergebnis mehrjähriger Zusammenarbeit von Bischöfen, Klerikern und Laien entstandenes Positionspapier zum "Leben in gelingenden Beziehungen" wurde am 08.09.2022 der Synodalversammlung zur Abstimmung vorgelegt. Es ging darin um die Anerkennung des Unrechts, das Menschen auf Basis der geltenden kirchlichen Sexualmoral erlitten und unterbreitete Vorschläge, wie in Zukunft Gewalt, Missbrauch und Verurteilung menschlicher Lebenswelten vermieden werden könnten. Das zur Abstimmung unterbreitete Papier plädierte für Respekt und Akzeptanz von menschlicher Vielfalt und wandte sich gegen moralische Bevormundung, Abwertung und Ausgrenzung.
Eklat bei der Abstimmung der Synodalversammlung
Trotz der überwältigenden Zustimmung der Synodalversammlung scheiterte der Antrag an der zwar undemokratischen, dennoch dem "synodalen Weg" vorgeschriebenen Sperrminorität der Bischöfe.
(Von 60 anwesenden Bischöfen, beteiligten sich nur 57 an der Abstimmung, bei der sich 3 enthielten. 33 Bischöfe stimmten dafür. Die Minderheit von 21 Bischöfen ließ mit ihrer Ablehnung den Antrag der gesamten Versammlung scheitern.)
Somit war das Beratungsergebnis des Synodalforum IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ zu Fall gebracht, das die Zustimmung von mehr als 82,8 % aller Synodalen gefunden hatte.
Diskriminierung wird fortgesetzt
Damit wird im katholischen Religionsunterricht den Kindern lt. geltendem Katechismus weiterhin gelehrt, dass Homosexualität eine "schwere Sünde" sei, dass Familienplanung durch Empfängnisverhütung nicht gottgewollt wäre und dass Menschen, die nicht der kirchlichen Norm entsprächen (z.B. wegen einer gescheiterten Ehe) weniger Rechte zustünden.
Nach der völlig unerwarteten Ablehnung hofften die fassungslosen Versammlungsteilnehmer auf Erklärungen für das Verhalten der Bischöfe. Es wurde beklagt, dass die ablehnenden Bischöfe ihre Argumente in die vorangegangene Gremienarbeit nicht offen eingebracht und zur Diskussion gestellt hatten. Wegen der Anonymität der Abstimmung ist auch danach nicht möglich, mehr über die Beweggründe einzelner Bischöfe zu erfahren.
Das Wort des Familienbischofs Heiner Koch
Die Themen, über die abgestimmt worden war, fallen in die Zuständigkeit des Familienbischofs der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Heiner Koch. Welche Haltung vertritt er und was rät er den Katholiken? Durch die geheime Wahl ist unbekannt, ob er für oder gegen eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualethik gestimmt hat. Gegenüber den bitter enttäuschten Synodalen verschwieg er auch nach der negativ geendeten Abstimmung seine Meinung und seine Überzeugung.
Stattdessen äußerte sich Dr. Heiner Koch im Kreise der ratlosen Versammlungsteilnehmer mit folgenden Worten:
"Es ist nicht das Problem, dass ein Text abgelehnt wurde. Aber dass es dieser Text ist. Ich frage mich, warum er abgelehnt wurde. Ich danke den Forumsmitglieder, die sehr rücksichtsvoll mit den Beratungen umgegangen sind. Aber es ist deutlich: Es gibt Mitbrüder, die grundsätzlich nicht mitgehen können. Der Text ist auch deshalb so schwierig, weil es um Personen geht. Ich weiß nicht, wie ich das in Berlin vermitteln soll. Es geht ja um Menschen. Ich weiß nicht, wie ich das vermitteln soll. Wir sind als Bischofskonferenz gefordert. Wir müssen uns aussprechen, ehrlich und offen."
Sollte es in der Kirche nicht immer um das Heil der Menschen auf ihrem Weg zu Gott gehen?
Ist die Kommunikationsstrategie eines Bischofs in dieser für die Menschen herausfordernden Thematik von Belang?
Offensichtlich sorgt sich der Familienbischof Heiner Koch weniger um die Probleme der Menschen in seiner Diözese und aller deutschen Katholiken, als vielmehr um sich selbst und sein Image in der Öffentlichkeit: "Ich weiß nicht, wie ich das in Berlin vermitteln soll."
Wenn Dr. Heiner Koch nicht weiß, was er sagen soll, dürfte er kein leitendes Amt in der katholischen Kirche bekleiden.
Stattdessen agiert Heiner Koch bisher in Berlin als Abrissverantwortlicher, der nach der Hedwigskathedrale nun das Gemeindezentrum und die Bischofsresidenz nebenan (Bernhard-Lichtenberg-Haus) zerstören ließ, um für seine Bedürfnisse etwas Neues für mind. 60 Mio. Euro bauen zu lassen. Ohne Rücksicht auf Ressourcen und die tatsächlichen Sorgen der Gemeinden verschwendet der Leiter der Diözese ziellos ("Ich weiß nicht") Kirchenvermögen und allgemeine Steuermittel.
Quelle des Zitats:
Am Abend wurden im Internet die spontanen Reaktionen der Beteiligten der Synodalen Versammlung durch zeitgleiche Mitschriften veröffentlicht (Internetseite des katholischen Online-Magazins "Kirche + Leben").
Link: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/so-lief-die-aussprache-nach-eklat-beim-synodalen-weg-zu-sexual-reform
Die Berichterstatter gaben folgenden Hinweis:
Wir bemühen uns, quasi live mitzuschreiben und parallel mitzuhören. Rechtschreibfehler bitten wir zu entschuldigen - ebenso, dass nicht alle Redebeiträge dokumentiert werden können.
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