Wie der Dompropst eine Ausstellung zur Baugeschichte als Umbaubegründung instrumentalisieren möchte
Prolog – Die Ausstellung
Am 21. Juni 2015 wurde eine sorgfältig aufbereitete und
sehr informative Bilderausstellung eröffnet, die mit wissenschaftlicher
Akribie die Baugeschichte der St. Hedwigs-Kathedrale anhand von Zeichnungen und Fotos
illustriert (Kurator Konstantin Manthey).
Leider trägt diese Schau des Kathedralforums St. Hedwig
Berlin den missverständlichen Titel „St. Hedwig im Wandel“, der reflektierende
Gedanken provoziert. Mit dem Begriff „Im Wandel“ wird die eigentlich von Erfordernissen
bestimmte Entwicklung eines Kirchenbauwerks irreführend beschrieben. Wandelnd,
changierend und wechselhaft sollten profane Gebäude sein, die aus Profitgründen
permanent um Aufmerksamkeit buhlen müssen.
Ausdrücklich auszunehmen ist eine
künstlerische Arbeit von Diana Obinja, die in die Ausstellung eingebunden
wurde. Eine Fotoserie veranschaulicht die Vielfalt des Möglichen und das
Wechselvolle eines Tages am Wandel der Lichtstimmungen des Oberlichts der
Kathedrale. Für dieses Kunstprojekt „St. Hedwig_24 Stunden“ wäre „Im Wandel“
eine passende Titelalternative.
Das Grußwort von Dompropst Prälat Rother
Als Vertreter des Metropolitankapitels
und Gegner der bestehenden Kathedrale richtete Dompropst Rother ein Grußwort an
die Gäste der Ausstellungseröffnung. Viel ist nicht in Erinnerung geblieben.
Das Treffendste, was der Theologe zu berichten wusste, bezog sich auf
Metereologie, also auch etwas Überirdisches: Der Tag des Ausstellungseröffnung
sei der längste Tag und damit der
Sommeranfang.
Seine Worte zur Ausstellung kreisten um
die Suche nach einem Grund für einen baulich unnötigen Umbau. Aquarelle der
Bauruine machten deutlich, dass die Zerstörung durch Bomben des letzten Krieges
den Wiederaufbau der Kathedrale notwendig werden ließ. Doch woher einen Grund
für Abriss und Neuaufbau nehmen, wenn Fremde keine Katastrophe verursachen?
Wer nicht weiter weiß und keine
Argumente hat, verunglimpft seine Kritiker. Was aber tun, wenn sich Diejenigen,
die für den Erhalt der Kathedrale eintreten und nichts Intaktes abreissen wollen, auf wissenschaftliche
Erkenntnisse, christliche Moral und gesunden Menschenverstand beziehen? Prälat
Rother behauptete kurzerhand, wer so argumentiert, benutze dafür Zitate, die
aus dem Zusammenhang gerissen wären. Das sei falsch, stellte der Dompropst fest,
und riss selbst ein Zitat des Papstes aus dem Zusammenhang (wogegen der Papst
sich leider nicht wehren konnte):
„Falsch
verstandene Tradition ist Treue zur Asche.“
Bei der Auswahl von Sentenzen sollte
besser auch folgendes Zitat beachtet werden „Falsch genutzte Zitate sind Zeichen für
Torheit.“
Wie dem auch sei.
Nun besagt die Goldene Regel, als Grundsatz
praktischer Ethik: „Behandle andere so, wie du von Ihnen behandelt werden
willst.“ Deshalb ist das Zitat von der "Asche", das der Dompropst gegen andere vorbringt, prüfend auch auf ihn selbst zu beziehen:
Der Dompropst, falsch verstandene Tradition und
die Asche
Wieso erklärt jemand öffentlich, Tradition falsch zu verstehen und wählt ein Zitat, in dem das Wort
„Asche“ enthalten ist?
Träumt das Unbewusste von echten
Gründen, für das ersehnte Spiel mit Umbaumodellen? „Asche“ ist das Resultat eines
Ereignisses, das Immobilienspekulanten als „heißer Abriss“ bezeichnen.
Dieses Wort vom Verbrennungsrest benutzte
übrigens derselbe, der über den neuen Erzbischofs von Berlin nach dessen Ernennung sagte:
„Hoffentlich verbrennt er sich nicht die
Finger dabei !“ (Dompropst Rother am 8. Juni 2015 über Erzbischof Koch [1[)
Die
Affinität zu Feuer und Flammen beim Leiter des Domkapitels ist beunruhigend.
Sollte man Brandwachen organisieren, um
einem spontanen Feuer zu begegnen, das die Kathedrale umbaureif machen würde?
Epilog
Zum Ruhestand lassen sich für jeden
freundliche Worte der Dankbarkeit finden, solange aber jemand verantwortlich agieren
will, muss dessen Reden und Handeln auch kritisch beurteilt werden.
[1]
Öffentliche Bekanntgabe der Wahl von Dr. Heiner Koch zum Erzbischof von
Berlin
Wie heißt doch gleich das bekannte Wort verschiedenen geistreichen Menschen, darunter Johannes XXIII. , zugeschrieben? Es spricht auch von Asche ,und zwar im Zusammenhang mit Tradition, die es zu bewahren gilt: "Tradition heißt nicht, die Asche aufbewahren, sondern, die Flamme weiterreichen"!
AntwortenLöschenAllmählich habe ich den Eindruck, daß es Dompropst Rother an Demut und Achtung vor dem Vorhandenen mangelt. An Sachverstand sowie so.
AntwortenLöschenVermutlich meint der anonyme Schreiber den Mangel an "baulichem Sachverstand" beim Dompropst. Das stimmt sicher zweifellos bei dem Baugrund oder hat dieser locker rd. € 80,oo Mio in der Portokasse ? Umbau deshalb, weil ev. mal die Deutsche Bischofskonferenz von Fulda nach Berlin verlegt wird ? Die Finanzierung überwiegend durch gesicherte Spenden erfolgen soll ? Übrigens, das Bistum Berlin als Nicht-eigentümer der Kathedrale hat immer noch ca. €7,oo Mio Schulden.
AntwortenLöschenNEIN zum Umbau ! Ja zur Sanierung und Renovierung ! J.-M. Susa