Erzbischof Koch will die „vollständige Vernichtung des
Gesamtkunstwerks“ im Inneren der Hedwigskathedrale
Offenlegung der geheim gehaltenen Strategie
Erzbischof Koch proklamiert Offenheit und Transparenz in der von ihm geleiteten Diözese Berlin der römisch-katholischen Kirche, doch bedenkenswerte Aussagen der Rechtsvertretung des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin waren bisher verborgen geblieben.
Der Vergleich mit seinen bisherigen
öffentlichen Aussagen und denen weiterer Verantwortlicher des Erzbistums Berlin
ermöglicht eine gründliche Beurteilung von tieferen Ursachen, tatsächlichen Beweggründen und eigentlichen Zielen des geplanten Radikalumbaus der
Hedwigskathedrale.
Das Erzbischöfliche Ordinariat
lässt von seiner Rechtsvertretung weitläufig ausführen, weshalb Erzbischof Koch im denkmalgeschützten Inneren der St.
Hedwigs-Kathedrale „die vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks“ plant:
Zitat aus einer Stellungnahme an das Landgericht Berlin _Seite 1
„Es bleibt dabei: Im Zuge des geplanten Umbaus der St. Hedwigs-Kathedrale
wird das streitgegenständliche Gesamtkunstwerk der Urheber vollständig
vernichtet.“
Wer Interesse am vollständigen
Wortlaut der Stellungnahme hat, die das Erzbischöfliche Ordinariat durch seine
Rechtsvertretung beim Landgericht Berlin am 28.06.2019 einreichen ließ, wird im
Rahmen der von Erzbischof Koch zugesagten Transparenz das Dokument auf Anfrage
sicher erhalten, um die Beweggründe für die vom Erzbischof geplante
„vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks“ im Innern der St.
Hedwigs-Kathedrale im Einzelnen zu erfahren.
Hier werden nur Zitate aus einzelnen Seiten der 20 Seiten umfassenden Stellungnahme wiedergegeben.
Beispiele für
die zahlreichen unzutreffenden Behauptungen und nicht plausiblen Darlegungen der Vertreter des
Erzbistums Berlin sollen hier zur Verdeutlichung als Zitate herausgegriffen
werden.
Zitat Seite 6
„Durch die Anordnung des Altars am Rand der Öffnung zum Untergeschoss kann
der Altar nicht umschritten werden.“
Diese durch das Römische Messbuch
und Stellungnahmen von Liturgieexperten und Theologen längst widerlegte
unzutreffende Behauptung Woelkis von 2014 wird auch 2019 gegen jede Vernunft
bei Gericht wieder vorgebracht.
Zitat Seite 8
„… erschließt die
vertikale Strukturlinie die Wahrnehmung ihrer Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft umspannenden Diachronizität sowie ihrer theologischen Dynamik in der
Spannung von Katabase (Herabstieg Gottes zu den Menschen) und Anabase
(Hinaufstieg des Menschen zu Gott)."
Wenn die Confessio der Hedwigskathedrale
mit massivem Stahlbeton verschlossen würde, wäre eine "Wahrnehmung"
nicht mehr möglich. Die sinnliche Erfahrung des
"Herabstiegs" und "Hinaufstiegs" bietet allein die
Innenraumfassung Prof. Hans Schwipperts. Durch die beim Umbau geplante Stahlbetondecke
erschließt sich keine "vertikale Strukturlinie" mehr.
Das sogenannte "liturgische
Konzept des Umbaus" ist nichts als eine wortreiche Schwafelei des
Designer Zogmayer zur Rechtfertigung seines dürftigen Entwurfs. Bei der
Beantragung der denkmalrechtlichen Genehmigung 2017 haben Erzbischof Koch und
Dompropst Przytarski sich dieses Textes bedient und den Inhalt als „theologisch-liturgisches
Gesamtkonzept des Erzbischofs" verwendet. Nicht ein Theologe oder Bischof
soll die Liturgie im Erzbistum Berlin bestimmen, sondern ein
honorarorientierter Designer?
Zitate Seite 11
„Wie bereits in unserem
letzten Schriftsatz ausgeführt, erfolgt im Rahmen des geplanten Umbaus der St.
Hedwigs-Kathedrale eine vollständige Entfernung des streitgegenständlichen
Gesamtkunstwerks."
„Die geplante
ganzheitliche Überformung des Kircheninnenraums, die mit der Entfernung
sämtlicher Elemente des Gesamtkunstwerks, einschließlich aller Elemente der
Innenausstattung einhergeht, steht in der Tradition zu den großen
"Renovierungen", wie sie in der Vergangenheit von Max Hasak (1883 –
1887) und Clemens Holzmeister (1929 – 1932) und Hans Schwippert (1956 – 1963)
vorgenommen wurden, und entspricht diesen in Duktus und Veränderungsform."
Die plumpen Versuche der
Rechtsvertretung des Erzbistums Berlin, das Gericht zu täuschen, sind
atemberaubend. Hat Erzbischof Koch in vier Amtsjahren nicht einmal die Zeit
gefunden, ein wenig über die Geschichte der Bischofskirche zu lesen?
Mit der verfehlten
Bezeichnung "Renovierungen" wird versucht, das Gericht irrezuführen.
1887 erfolgte die Fertigstellung
der seit 1773 unvollendeten Hedwigskirche.
1932 war eine Nutzungsänderung
baulich zu fassen. Da die Hedwigskirche zur Bischofskirche wurde, waren
umfangreiche Änderungen notwendig, die eine Umgestaltung veranlassten.
Den mühsamen und entbehrungsreichen Wiederaufbau der 1943
kriegszerstörten Hedwigskathedrale als "Renovierung" zu
bezeichnen, kann nur als zynisch verurteilt werden. Wie konnte Erzbischof
Koch zulassen, dass in seinem Namen derartig demagogische Texte an ein
ehrwürdiges Gericht gesandt wurden?
Erzbistum Berlin täuscht Behörden und Gerichte
In den Medien spricht Erzbischof Koch von „Sanierung“ und „Renovierung“ –
verborgen vor der
Öffentlichkeit soll vor Gericht „Vernichtung“ eingeklagt werden.
Propaganda, Irreführung oder
Täuschung? Es verwirrt die Gläubigen, wenn derselbe Mund in Predigten zu
Wahrhaftigkeit aufruft, der seine „Überzeugungen“ seinen wechselnden Wünschen
und Zielen anpasst.
Die vermeintliche „neue
Theologie“, die bisherige Bistumstradition abwerten
und abwickeln will, erweist sich eher als sektiererischer Irrweg und nachträgliche Rechtfertigung von Woelkis Umbauwunsch.
und abwickeln will, erweist sich eher als sektiererischer Irrweg und nachträgliche Rechtfertigung von Woelkis Umbauwunsch.
Nur um Woelkis „Herzensanliegen“ (1)
zu entsprechen, ihm seine
Höhenangst vor einem „Loch“ zu nehmen, will sein Nachfolger Koch die Confessio
schließen, deren theologische Bedeutung sich ihm, wie Woelki, wohl nie
erschloss.
Fußnote (1) _Quelle des Zitats:
Interview von Gregor Krumpholz
für die Katholische Wochenzeitung „Tag
des Herrn“ mit Erzbischof Koch zum Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale _veröffentlichtam 04.09.2019 im "Tag des Herrn"
kna: Inwieweit engagiert sich Kardinal Woelki als Initiator des
Projekts in besonderer Weise noch dafür?
Erzbischof
Koch: „Es ist ihm ein Herzensanliegen. Ich spreche bei fast jeder Begegnung
mit ihm darüber.“
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