Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Sankt Hedwig Mitte – Taufe contra Beichte


Eine Taufe versperrt alles

Es ist Sonntag, der 27.07.2025, kurz vor 17 Uhr:
Gläubige, die vor der 18-Uhr-Abendmesse in Sankt Hedwig Mitte die Beichte ablegen möchten, stehen vor der düster-dunklen Taufgruft. Die Zugangstür ist versperrt. Um Einlass Bittende werden vom Wachpersonal zurückgewiesen. Wegen einer bevorstehenden Taufe sei das gesamte Kellergeschoss für Besucher und Gläubige in nächster Zeit nicht zugänglich.

Wenn also eine Person in dem kreuzförmig schwarzen Betonobjekt abtaucht, darf kein anderes Kirchenmitglied die übrigen Angebote im Kellergeschoss nutzen. Sowohl Kreuzweg, Kapellen, Kunstobjekte, als auch die Grabstätten und Beichträume sind abgeriegelt. Alles ist verschlossen. Die Taufe eines Einzelnen verhindert in der umgebauten Berliner Kathedrale das Beten und Beichten aller anderen. Sankt Hedwig Mitte reduziert sich damit auf eine weitläufige Wartehalle im Erdgeschoss und zwei Uni-Sex-Toiletten im Keller.

Sankt Hedwig Mitte_2025_Vollsperrung wegen einer Taufe.
Kirchliche Schildbürger waren hier am Werk.

Gute Entscheidungen erfordern Verstand

Dumm gelaufen, mag mancher über den Umbau denken. Doch das trifft es nicht.
Sorgfältige Architekten können die Auswirkungen von Funktionskonzepten einschätzen und legen Erschließungs- und Evakuierungswege entsprechend sinnvoll an. Hier aber haben wohl achtlose Planer die kirchlichen Bauherren jahrelang über die Funktionsmängel ihres liturgischen Konzepts täuschen können. Wussten Erzbischof Koch und die von ihm beauftragten verantwortlichen Geistlichen nicht, welch vielfältige Anforderungen die zentrale Kirche eines Bistums zu erfüllen hat? Wer Zeichnungen nicht zu lesen vermag, sollte keine Bauentscheidungen treffen, die Dutzende Millionen Euro verschlingen. Koch und Przytarski maßten es sich dennoch an. War es mangelnder Verstand, den sie nun nicht eingestehen oder wussten sie, was sie taten?


Pech oder Prinzip

War es womöglich nicht dumm, sondern gar durchdacht, dass der Umbau zu Nutzungseinschränkungen führte?
Durch das Versagen von Zugangsmöglichkeiten können diejenigen, die sich die Immobilien der Hedwigsgemeinde aneigneten, ihre Verfügungsmacht demonstrieren. Sie bestimmen über die Zugänglichkeit zu religiösen Stätten. Das ist freilich eine Pervertierung des eigentlichen Anliegens der von Christus gestifteten Kirche, die allen Gott Suchenden alle erdenklichen Möglichkeiten der Gotteserfahrung eröffnen sollte. Durch Teilung und Machtausübung untergraben die Geistlichen an der Spitze der Kirchenhierarchie ihren eigentlichen Auftrag, der Glaubensgemeinschaft zu dienen und uneingeschränkte, uneigennützige Seelsorge zu fördern.


Anmaßung und Machtgier sind Programm

Der zeitlich begrenzte Herrschaftsanspruch, durch Zugangsbeschränkung Hausrecht zu demonstrieren, mag nur ein weniger bedeutendes Zeichen sein, bestätigt allerdings die grundsätzliche Haltung der aktuellen klerikalen Nomenklatura im Erzbistum Berlin.

Potentaten können ihren Geltungsdrang am deutlichsten verwirklichen, wenn sie sich durch große Bauprojekte selbst ein Denkmal setzen. Am Umgang mit den Errungenschaften vorausgegangener Generationen.lässt sich der Charakter der Mächtigen ablesen. Große Persönlichkeiten achten ererbte Werke und fügen respektvoll eigenes Neues hinzu. Doch Kleingeister scheuen es, mit großen Vorgängern verglichen zu werden und schauen eifersüchtig auf deren hinterlassene Leistungen. Durch Vernichtung materiellen Erbes glauben sie, die Erinnerung an die darin verkörperte geistige Größe früherer Amtsträger auslöschen zu können.
So geschehen mit der ehemaligen Hedwigskathedrale, einem bedeutenden Gesamtkunstwerk und Denkmal für die deutschen Einheit in der Zeit der Teilung. Woelki und Koch meinten, durch die materielle Zerstörung des wertvollen Bestands würde der dürftige Ersatz keinen Vergleich fürchten müssen.

Doch es nützt nichts. Der brachiale Umbau ist gescheitert. Bei der Nutzung zeigt sich, dass durch die vollständige Veränderung das Gebäude seine grundlegenden Aufgaben nicht mehr erfüllt; ganz unabhängig von
den primitiven Details, der Banalität der Gestaltung und der provisorisch wirkenden, ausdruckslosen Gesamterscheinung.

Die Totalsperrung bei einer Taufe ist nur ein Beispiel für schlechte Funktionalität:
Da werden sechs Beichträume im Keller eingebaut, obwohl es nicht viele Priester gibt und immer weniger Gläubige beichten. Doch wenn der in Kellermitte aufgestellte Tauchtrog benutzt werden soll, ist das gesamte Kellergeschoss zu räumen.
Eine miserable Planung, wie schon dieses Detail belegt.


Die Schildbürger vom Erzbistum Berlin

Der mit großem Getöse, exorbitanten Baukosten und langjähriger Bauzeit betriebene Totalumbau hat aus der ehemaligen Hedwigskathedrale eine entleerte Kuppelhalle und einen düsteren Bunker gemacht.

Nach nunmehr fast 7 Jahren wird weiter inmitten vereinzelter Touristen gewerkelt und die selbst fabrizierten Bauschäden erfordern immer wieder Sperrungen.

Die kirchlichen Bauherren haben sich mit dem Totalumbau
als Schildbürger erwiesen,
die ihr frevelhaftes Werk
nun schönzureden versuchen.
Ihr Gebaren ist lächerlich.


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