Zurück in
die Vergangenheit
„Auf mehrfache Anregung aus den Reihen der Gläubigen und nach reiflicher
Erwägung habe ich mich entschieden, die Tradition der ersten drei Berliner
Bischöfe aufzugreifen und am Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August in einem
Pontifikalamt zum 90-jährigen Bestehen des Bistums Berlin das Erzbistum den
Heiligsten Herzen Jesu und Mariä zu weihen.“
( Erzbischof Koch in der Pressemitteilung des
Erzbistums Berlin vom 19.06.2020 )
Im Juni 2020 ist es der Presse
verkündet worden. Ein aus dem Rheinland gekommener Prediger will Berlin mit den
Symbolen der erzreaktionären Piusbruderschaft des Kardinals Lefebvre beglücken,
„den heiligsten Herzen Jesu und Mariä“.
Künstlerische Darstellung des Heiligsten Herzens Jesu
(links) und des Heiligsten Herzens Mariä (rechts)
Die bedeutungslos werdende
Katholische Kirche, die vor 50 Jahren noch als Volkskirche galt, soll wohl in
das 19. Jahrhundert zurückversetzt werden, als die Macht des Klerus über die
Gedanken der Menschen noch unantastbar war.
Wenn die Not von Benachteiligten
durch gesellschaftliche Verwerfungen wächst, bietet die Kirche als selbsternannter
Grundpfeiler der gemeinschaftlichen Ordnung mystizistische Heilsversprechungen,
die ablenken und beschäftigen.
Entrückte Gemüter haben bisweilen Erscheinungen.
Gelegentlich leuchtet die Gottesmutter in der Feldflur auf und weist auf das
blutende Herz ihres Sohnes. Andernorts wird das schmerzerfüllte Herz der
unbefleckten Maria für ergriffene Jungfrauen ganz gegenwärtig. Derartige
Erzählungen von Bauernmädchen lösten vor über 100 Jahren gewaltige kirchliche
Bauprojekte aus. In Fatima und Lourdes entstanden Trutzburgen devotionaler
Frömmigkeit, die Hoffnung- und Gemeinschaftsuchende massenhaft anzogen.
Rechnet Erzbischofs Koch mit ähnlichen investitionsfördernden Effekten für
seinen unnötigen, monströsen Kathedralumbau, wenn er das Erzbistum Berlin 2020
den „Heiligsten Herzen Jesu und Mariä“ weihen will ?
Aktuelle Gestaltungsvorlage für eine sakrale Zierstickerei
katholischer Kreativkreise in Berlin
Die verschlungenen, kreuzbekrönten, von
Flammen umloderten und schmerzvoll blutenden Herzen stehen als Emblem für die
Piusbruderschaft, die mit folgenden Themen in Verbindung gebracht wird: „Kontakte
zu Rechtsextremisten, Haltung zu rechtsgerichteten Diktaturen, Antijudaismus
und Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Antiaufklärerische Erziehungsziele, Ablehnung
von Homosexualität“ (s. Wikipedia).
Die aufgeklärte Bevölkerung kehrt der
rückwärts gewandten Katholischen Kirche zunehmend den Rücken (s. faz vom 26.06.2020__2019 mehr als einehalbe Million Kirchenaustritte).
Spezielle Angebote für masochistisch
veranlagte Sonderlinge mit einem Faible für Mystik und Esotherik sollen nun ein
neues Klientel erschließen, das sich nach Führung sehnt. Vermeintliche
Heilsbringer scharen in kritischen Zeiten fanatische Jünger um sich: Evangelikale
Fernsehprediger, kultisch verehrte Politiker oder Wissenschaft verachtende
Heiler sind umgeben von Abhängigen, die den Führern kritiklos folgen.
„Die Kraft der
zwei Herzen“
Der Slogan ist markenrechtlich allerdings schon
für andere Heilmittel vergeben.
So wird Kochs Doppelherz-Kampagne
allenfalls bei Fremdsprachlichen, Ungebildeten und Haltsuchenden Interesse
finden.
Erzbischof
Kochs Bilanz fünfjähriger Amtszeit in Berlin
Die Zerstörung der Hedwigskathedrale soll mit
mystizistischen Ritualen vernebelt werden.