Wer plante 27 Millionen Euro für die
Zerstörung eines Denkmals zu kassieren?
Die Frage klingt widersinnig.
Wer käme auf ein derart anmaßendes und dreistes Ansinnen? Wer würde Unsummen
staatlicher Mittel verlangen, um aus Eigennutz ein staatliches Gesetz zu
umgehen. Welche Institution will allgemeine Steuermittel kassieren, nicht um
der Allgemeinheit zu dienen, sondern um ein Denkmal zu entfernen, das einigen Wenigen
nicht passt.
Wer diese Fragen
für abwegig hält, lese nur die offiziellen Antworten des Berliner Senats. Die
Regierung des Landes Berlin nahm Stellung und legte dar, welche Institution diese
Pläne verantwortet:
– das Erzbistum Berlin.
Dank der wachsamen Opposition
Der Versuch des
Erzbistums Berlin aus dem Jahr 2015, 27 Mio. Euro Steuermittel aus der
Staatskasse zu verlangen, wurde durch die Fraktion der LINKEN im Berliner
Abgeordnetenhaus aufgedeckt.
Die vollständige
Drucksache s17 / 18462 des Berliner Abgeordnetenhauses ist hier abrufbar:
Während die
Gläubigen vom Erzbistum Berlin mit der Aussage getäuscht wurden, es gebe noch
keine Kostenangaben für den geplanten Umbau, hatten die kirchlichen
Verantwortlichen schon am 7. Mai 2015 im Antrag die Kosten klar mit 40 Mio.
Euro beziffert. Die eigenen Leute und die Öffentlichkeit wurden bis zum November
2015 mit der Leugnung vorhandener Kostenermittlungen hingehalten.
Nun ist
die Täuschung offiziell bestätigt. Der überzogene Antrag wurde am 18.06.2015 zurückgezogen, doch wann wird der nächste gestellt? Wachsamkeit
bleibt geboten. Die
Lobbyisten werden weiter versuchen, den Regierenden ihre Förderungsanträge mit
irreführenden Etiketten unterzujubeln:
„Sanierung nationalen Kulturguts“ oder „Rettung vor
Einsturzgefahr“.
Zu einer
heimlichen Übereinkunft der Groko (Regierungskoalition) mit der Katholischen
Kirche darf es nicht kommen. In einer demokratischen Gesellschaft sollte
öffentlich diskutiert werden, ob Steuermittel, die die Allgemeinheit aufbringt,
für das Repräsentationsbestreben einer einzelnen Institution zu verbrauchen
sind, und damit für allgemeine soziale Aufgaben fehlen.
Tebartz bediente sich aus der Kirchensäckel
Der ehemalige
Bischof von Limburg löste eine Stiftung auf, die zum Bau von Notunterkünften
für Flüchtlinge gegründet worden war (St. Georgswerk), um mit dem
einverleibten Kapital den Bau seiner Residenz zu finanzieren. Auch über die
Kirchensteuermittel konnte er nach kirchlichem Recht als Diözesanbischof frei
verfügen, wie es eine externe Untersuchungskommission später feststellte.
Dennoch wurde die Affäre des Bischofs Tebartz-van Elst im beschaulichen Limburg
zu einem deutschlandweiten Skandal. Doch eigentlich war es nur eine Provinzposse.
In Berlin ist
dagegen fraglich, ob die Vorgänge während der Vakanz des Bischofstuhls 2014 bis
2015 mit dem Kirchenrecht vereinbar waren. Ein Rekursverfahren gegen den
zwischenzeitlichen Leiter des Bistums wurde im Vatikan verhandelt (s. dazu
katholisch.de/verhartete-fronten-kommen-in-bewegung_Rekursverfahren gegen Generalvikar).
Der Gegenstand in Berlin ist wesentlich heikler und fragwürdiger als der solide Bau in Limburg, bei dem es lediglich um falsche Kostenangaben und verteuernde Umplanungen ging.
katholisch.de/verhartete-fronten-kommen-in-bewegung_Rekursverfahren gegen Generalvikar).
Der Gegenstand in Berlin ist wesentlich heikler und fragwürdiger als der solide Bau in Limburg, bei dem es lediglich um falsche Kostenangaben und verteuernde Umplanungen ging.
Berliner Erzbistum will das Geld, das Bedürftigen
zusteht
Ob sich kirchliche
Strippenzieher nicht bewusst sind, dass Klüngelei in Köln und der Provinz üblich
sein mögen, in Berlin aber eine Empörung auslösen kann, die sich gegen die
gesamte Katholische Kirche richtet.
Kinderhilfe oder Kirchenprotz
Steuermittel
werden von der ganzen Bevölkerung erbracht, damit staatliche Aufgaben erfüllt
werden können. In einer solidarischen Gesellschaft sollen dadurch auch
Schwächere integriert leben dürfen.
Die
Katholische Kirche Berlins verlangte 27 Millionen Euro von diesem Geld, um ohne
bauliche und liturgische Notwendigkeit eines ihrer Gebäude in der Hauptstadt
auf Staatskosten „repräsentativer“ zu machen. Da wundern sich selbst katholische
Gläubige, deren Gemeinden kirchliche Mittel für Gebäudereparaturen von der
Kirchenleitung vorenthalten werden. Was wird aber die große Mehrheit der Nichtchristen
sagen, die keinen Anlass sehen, die Kirche mit ihren Steuern zu finanzieren.
Nach Provinzposse nun Blockbuster?
Tebartz in Limburg
ist Geschichte. Nun geht es um die Katholische Kirche in der Hauptstadt. Die
Vorgänge um den beabsichtigten Griff in die Staatskasse, den geplanten Bau der
„Kathedrale des 21. Jahrhunderts“ und das absehbare Platzen der Seifenblase
bietet Stoff für Revivals großer Blockbuster:
Die Berliner Komödie:
„Des Kaisers neue
Kleider II“ – Seine Exzellenz blamiert sich
Der kirchliche Katastrophenfilm:
„Titanic II“ –
Nicht nur Schiffe gehen unter.
Im Original war es nur ein Märchen |