Der denkmalgeschützte Innenraum der Hedwigskathedrale, 1963 von Prof. Hans Schwippert geschaffen, seit 2018 geschlossen und im Zuge eines Radikalumbaus in Verantwortung von Erzbischof Koch zerstört.

Samstag, 7. Februar 2015

Karneval in Berlin – macht das Erzbistum Witze?

Die Moritat vom „Loch“, dem „Fleck“ und den Entfernern

Ein Weihbischof aus Kölschem Land
Ward in den Osten einst gesandt –
Zu Protestanten, Atheisten,
die wahren Glauben nie vermissten,
um mit beachtenswerten Werken
für höh’re Ämter sich zu stärken.
Purpurnem Hut und großer Ehre
folgt der Verdienst für harte Lehre:
Die Heil’ge Stadt gibt seinem Sohn
im Dom den höchsten Stuhl zum Lohn. [1] [2]

Es schaut mit Sehnen hier noch nach,
wem mahnend von dem „Loch“ er sprach. [3] [4] [5] [6] [7]
Den Boden wollten sie ihm glätten,
die länger gern ihn bei sich hätten.
Man hört sie nur mit leisem Zagen
Zu dem Verluste klagend sagen:
„Nun ist er weg.
Es bleibt (s)ein Fleck.“ [8]

Schon rüsten sich die letzten Treuen,
den Aufgestiegenen zu ehren:
„Sein Denkmal hier würd’ ihn doch freuen,
Sein Ruhm damit auch unser’n mehren“ [10]


Die „Lösungen“ mit neuen Problemen

Der vom Erzbistum Berlin beauftragte Koordinator für die Sanierung und Umgestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale, Dompropst Prälat Rother äußert sich in einem Beitrag der Katholischen Wochenzeitung „Tag des Herrn“ vom 18.12.2014. [9]

DOMPROPST PRÄLAT ROLAND ROTHER

stellt zur Qualität des Siegerentwurfs des Realisierungswettbewerbs fest:

„Letztlich hat das Gesamtkonzept überzeugt. Es bietet Lösungen zu den Problemen der Kirchenmusik“




Die Suche nach „Lösungen“ der großen neuen Probleme
Die folgende Skizze zeigt in den Bestandszeichnungen der St. Hedwigs-Kathedrale die Eintragung der Eingriffe, die sich aus dem Siegerentwurf ergäben, wenn er tatsächlich ausgeführt werden würde.
Die lila gefärbten Chormitglieder müssen zu Hause bleiben, die übrigen Helme tragen. Für  Besucher der Unterkirche bestünde ohnehin Helmpflicht.

St. Hedwigs-Kathedrale Berlin _Fehler der Umbauplanung nach dem Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs













Ausnahmen beim Unfallschutz gefragt:
Der Abgang durch die Treppenröhre in die Unterkirche auf eigene Gefahr
Die im Siegerentwurf dargestellte Treppe zur Unterkirche ist nach Baurecht unzulässig. Aber nach dem Denkmalschutz sollen auch andere Gesetze den Umbau nicht behindern. Helm auf und durch! ist die Devise (auch beim Vorantreiben der Umbaupläne).
In der Vorhalle der Kathedrale würden an einer geschmackvoll eingerichteten Ausgabestelle passende Schutzhelme mit dem Logo des Erzbistums Berlin ausgeliehen werden. So könnte sich das Unfallrisiko für diejenigen mindern, die sich durch den zu niedrigen Stollen der Abteufung in die geplante Taufkirche wagen.

St. Hedwigs-Kathedrale Berlin _Fehler der Umbauplanung nach dem Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs Längsschnitt




In diesem Ausschnitt aus der weiter oben gezeigten Übersicht ist ein schematischer Längsschnitt durch den geplanten Umbau der Kathedrale im Bereich des jetzigen Mitteleingangs und der Klais-Orgel dargestellt.
Kein Häuslebauer würde sich eine solche Kellertreppe, selbst wenn es erlaubt und billig wäre, auch nicht zum allerletzten Vorratsraum, gefallen lassen. Bei Bauwerken für die Öffentlichkeit schreibt aber die Bauordnung vor, dass eine lichte Kopfhöhe von 2,00 m niemals unterschritten werden darf, wie es beim Siegerentwurf der Fall ist.
Was hat eigentlich die hochgradig besetzte Jury des Wettbewerbs getan, als sie die Entwürfe prüfen sollte, dass sie für diese eigentümliche Auffassung von Lösungen den ersten Preis vergab?



Der Chor der St. Hedwigs-Kathedrale sucht:
  Kleine Knaben für tiefe Lagen
–  Stimmen, die im Liegen singen
Wenn der Umbau entsprechend dem Siegerentwurf ausgeführt und dabei die Klais-Orgel nicht abgerissen werden würde, wie es der Koordinator des Erzbistums versichert, hätte der Chor der St. Hedwigs-Kathedrale große Personalprobleme. Dies gilt trotz der Tatsache, dass sich die Mitgliederzahl des Normalchors erheblich reduzieren müsste, weil auf dem festen Podest für den Chor nur noch etwa 18 Sänger Platz fänden. Der überzählige Rest kann in der Reserve bleiben und sich vorbereiten, um bei den Umrüstungsarbeiten mithelfen zu können, die bei jeder musikalischen Gestaltung notwendig werden, bei der mehr Musiker mitwirken.
Auf dem dritten Chorpodest dürfen die Sänger max. 1,10 m groß sein. Im Moment fehlen die Mitglieder, die dort singen könnten. Gegen die Verletzungsgefahr, auch auf den anderen Stufen des Podests, würden die Singenden natürlich mit Schutzhelmen gewappnet sein. Wer ein exzentrisches Interesse an bizarren Herausforderungen hat, kann an diesen „Lösungen“, die im o. g. Artikel des erzbischöflichen Koordinators gelobt werden, gern teilnehmen.

St. Hedwigs-Kathedrale Berlin_Fehler der Umbauplanung nach dem Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs Querschnitt

In diesem Ausschnitt aus der weiter oben gezeigten Übersicht ist ein schematischer Querschnitt durch den geplanten Umbau der Kathedrale im Bereich des jetzigen Mitteleingangs und der bestehenden Orgel dargestellt.
Im schematischen Querschnitt durch die Kathedrale blickt man hier auf die Klais-Orgel, die erhalten bleiben soll. Dompropst Rother stellte am 19.01.2015 klar, „die Ausschreibungsunterlagen für eine Sanierung/Umbau der Kathedrale sehen vor, dass die Klais-Orgel erhalten bleibt!“ (s. auch Klausurtagung in der Kath. Akademie vom 31.10.2014). Von den Planern aber war die bestehende wertvolle Orgel aus deutlich ersichtlichem Grund (s. Skizzen) zur Verschrottung vorgesehen worden. Sie wollten zu viele Funktionen unter der Orgel zusammendrängen, um in ihrem Entwurf an anderer Stelle Weiträumigkeit vorgaukeln zu können. In ihrem Siegerentwurf ist das allerdings gründlich schief gegangen.

Wann wird die Fortführung der Umbaupläne gestoppt, damit der künftige Erzbischof unbedrängt entscheiden kann? Es ist nichts von planerischen Vorbereitungen für die gleichberechtigte Alternative „behutsame Sanierung“ statt eines „Komplettumbaus“ zu hören oder zu lesen. Welche Mittel sind dafür freigegeben und reserviert? Welches Büro arbeitet daran?

Vieles wäre besser als die oben dargestellten Peinlichkeiten des Siegerentwurfs, an dem die Verantwortlichen aber unerschütterlich festhalten, trotz vieler unterstützender Hinweise sowohl von Gläubigen, als auch von kompetenten Fachleuten aus der Öffentlichkeit.
Macht die Leitung des Erzbistums vielleicht nur Witze in der Karnevalszeit?
Doch für einen Faschingsscherz wird die derzeit aufgeführte Farce „Umbauplanung“ bereits zu lange gespielt.


Quellen
Die Fußnoten des Textes beziehen sich auf die im folgenden aufgeführten Quellen, die zur Überprüfung oder Vertiefung des Themas im Einzelnen nachgewiesen sind.  Sie sind unter dem Button „Weitere Informationen“ abrufbar.